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Meißner, Alfred: Die Prinzessin von Portugal. Breslau u. a., 1882.

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es der Graf sorgfältig vermieden, sich mit Thomas in eine Unterredung einzulassen, dem er ja so voreilige Geständnisse gemacht und eine sofortige Rückkehr versprochen hatte, aber dem war doch nicht auf die Dauer auszuweichen. Da näherte sich eines Tages Thomas aus dem Vordertheil des Schiffes seinem Herrn und sagte traurig:

"Dort, vor uns, sehe ich große, mächtige Berge; aber wie ich auch schaue und luge, so finde ich den Säntis noch immer nicht darunter!"

"Das ist die Insel Sicilien," erwiderte der Graf und wollte entwischen, aber Thomas hielt ihn mit einer neuen Frage fest.

"Ich habe eine Bitte, eine große Bitte, gnädigster Herr," sagte er mit größter Bescheidenheit, doch zugleich mit einer freudigen Bewegung. "Ich habe die Prinzessin noch nie gesehen. Wie soll ich es anstellen, um ihr Gesicht, das gewiß sehr schön ist, da es meinen Herrn bezaubert, nur mit einem Blicke zu erhaschen? Die Neugier ist verzeihlich, - man will seine Gebieterin kennen. -"

es der Graf sorgfältig vermieden, sich mit Thomas in eine Unterredung einzulassen, dem er ja so voreilige Geständnisse gemacht und eine sofortige Rückkehr versprochen hatte, aber dem war doch nicht auf die Dauer auszuweichen. Da näherte sich eines Tages Thomas aus dem Vordertheil des Schiffes seinem Herrn und sagte traurig:

„Dort, vor uns, sehe ich große, mächtige Berge; aber wie ich auch schaue und luge, so finde ich den Säntis noch immer nicht darunter!“

„Das ist die Insel Sicilien,“ erwiderte der Graf und wollte entwischen, aber Thomas hielt ihn mit einer neuen Frage fest.

„Ich habe eine Bitte, eine große Bitte, gnädigster Herr,“ sagte er mit größter Bescheidenheit, doch zugleich mit einer freudigen Bewegung. „Ich habe die Prinzessin noch nie gesehen. Wie soll ich es anstellen, um ihr Gesicht, das gewiß sehr schön ist, da es meinen Herrn bezaubert, nur mit einem Blicke zu erhaschen? Die Neugier ist verzeihlich, – man will seine Gebieterin kennen. –“

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[97/0105] es der Graf sorgfältig vermieden, sich mit Thomas in eine Unterredung einzulassen, dem er ja so voreilige Geständnisse gemacht und eine sofortige Rückkehr versprochen hatte, aber dem war doch nicht auf die Dauer auszuweichen. Da näherte sich eines Tages Thomas aus dem Vordertheil des Schiffes seinem Herrn und sagte traurig: „Dort, vor uns, sehe ich große, mächtige Berge; aber wie ich auch schaue und luge, so finde ich den Säntis noch immer nicht darunter!“ „Das ist die Insel Sicilien,“ erwiderte der Graf und wollte entwischen, aber Thomas hielt ihn mit einer neuen Frage fest. „Ich habe eine Bitte, eine große Bitte, gnädigster Herr,“ sagte er mit größter Bescheidenheit, doch zugleich mit einer freudigen Bewegung. „Ich habe die Prinzessin noch nie gesehen. Wie soll ich es anstellen, um ihr Gesicht, das gewiß sehr schön ist, da es meinen Herrn bezaubert, nur mit einem Blicke zu erhaschen? Die Neugier ist verzeihlich, – man will seine Gebieterin kennen. –“

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Zitationshilfe: Meißner, Alfred: Die Prinzessin von Portugal. Breslau u. a., 1882, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_prinzessin_1882/105>, abgerufen am 23.11.2024.