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Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796.

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doch jedem mit elner Jnjurienklage drohten,
der sie unmenschlich schalt. Auch bei gerin-
gern Anzeigen ward oft genug nach dieser Regel
darauf erkant; kein Wunder also, daß sie jezt
ebenfalls auf sogenante peinliche Frage,
mit dem schändlichen Beisaz ziemlicherma-
ßen
sprachen. Umsonst bat die Aermste kniend
um Erbarmen. Daumschrauben, Fitschel und
selbst die sogenannte Leiter mußten dreimal ihr
höllisches Meisterstück am Körper der Leidenden
versuchen. Aber wunderbar genug, alle drei-
mal blieb die Unglückliche auf Behauptung ih-
rer Unschuld; und endlich mußte man mit der
Folter, wenn auch nicht ganz aufhören, doch
aussezzen. Nicht Mitleid, nur Ueberzeugung,
daß längres Anhalten tödtlich seyn würde,
bewog dazu. Die Jnquisitin ward ins Ge-
fängnis zurückgebracht, damit sie einige Kräf-
te samle, und dann -- noch einmal gefoltert
werde.

Mehrmals hatte man zwar schon in damali-
gen, an Proben dieser Art sehr reichenZeiten, die

doch jedem mit elner Jnjurienklage drohten,
der ſie unmenſchlich ſchalt. Auch bei gerin-
gern Anzeigen ward oft genug nach dieſer Regel
darauf erkant; kein Wunder alſo, daß ſie jezt
ebenfalls auf ſogenante peinliche Frage,
mit dem ſchaͤndlichen Beiſaz ziemlicherma-
ßen
ſprachen. Umſonſt bat die Aermſte kniend
um Erbarmen. Daumſchrauben, Fitſchel und
ſelbſt die ſogenannte Leiter mußten dreimal ihr
hoͤlliſches Meiſterſtuͤck am Koͤrper der Leidenden
verſuchen. Aber wunderbar genug, alle drei-
mal blieb die Ungluͤckliche auf Behauptung ih-
rer Unſchuld; und endlich mußte man mit der
Folter, wenn auch nicht ganz aufhoͤren, doch
ausſezzen. Nicht Mitleid, nur Ueberzeugung,
daß laͤngres Anhalten toͤdtlich ſeyn wuͤrde,
bewog dazu. Die Jnquiſitin ward ins Ge-
faͤngnis zuruͤckgebracht, damit ſie einige Kraͤf-
te ſamle, und dann — noch einmal gefoltert
werde.

Mehrmals hatte man zwar ſchon in damali-
gen, an Proben dieſer Art ſehr reichenZeiten, die

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[88/0096] doch jedem mit elner Jnjurienklage drohten, der ſie unmenſchlich ſchalt. Auch bei gerin- gern Anzeigen ward oft genug nach dieſer Regel darauf erkant; kein Wunder alſo, daß ſie jezt ebenfalls auf ſogenante peinliche Frage, mit dem ſchaͤndlichen Beiſaz ziemlicherma- ßen ſprachen. Umſonſt bat die Aermſte kniend um Erbarmen. Daumſchrauben, Fitſchel und ſelbſt die ſogenannte Leiter mußten dreimal ihr hoͤlliſches Meiſterſtuͤck am Koͤrper der Leidenden verſuchen. Aber wunderbar genug, alle drei- mal blieb die Ungluͤckliche auf Behauptung ih- rer Unſchuld; und endlich mußte man mit der Folter, wenn auch nicht ganz aufhoͤren, doch ausſezzen. Nicht Mitleid, nur Ueberzeugung, daß laͤngres Anhalten toͤdtlich ſeyn wuͤrde, bewog dazu. Die Jnquiſitin ward ins Ge- faͤngnis zuruͤckgebracht, damit ſie einige Kraͤf- te ſamle, und dann — noch einmal gefoltert werde. Mehrmals hatte man zwar ſchon in damali- gen, an Proben dieſer Art ſehr reichenZeiten, die

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Zitationshilfe: Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/96>, abgerufen am 24.11.2024.