Zwischen Bar* und N -- g liegen, bekanter maßen, einige Strecken Waldes. Als unsre Dirne daher einst wieder auf ihrer gewöhnli- chen Wanderschaft begriffen war, blieb das Hündchen, ohngefähr eine Meile von erstge- nannter Stadt, imBusche bei einem etwas seit- wärts gelegnen Strauche stehen; spürrte, krazte, ward unruhig, bellte zulezt. Seine Besizzerin, dadurch aufmerksam gemacht, rief den Hund ein paarmal; ging, als er durchaus nicht von der Stelle wollte, endlich selbst hin, und sah in der Mitten des Gesträuches ein recht saubres, leinenes Päcktchen liegen. Voll Freuden über diesen Fund hob sie sofort das- selbige auf, und wollte nun eben nachsehen, was denn das Glück ihr beschieden habe, als sie plözlich, gar nicht mehr weit von sich, ein paar Reiter herbeisprengen hörte. Eine rasche Furcht wandelte sie an, daß dieses Menschen seyn könnten, die den Fund mit ihr theilen, oder wohl gar für sich behalten dürften. Sie hielt es daher fürs klügste, das Päcktchen wie-
Zwiſchen Bar* und N — g liegen, bekanter maßen, einige Strecken Waldes. Als unſre Dirne daher einſt wieder auf ihrer gewoͤhnli- chen Wanderſchaft begriffen war, blieb das Huͤndchen, ohngefaͤhr eine Meile von erſtge- nannter Stadt, imBuſche bei einem etwas ſeit- waͤrts gelegnen Strauche ſtehen; ſpuͤrrte, krazte, ward unruhig, bellte zulezt. Seine Beſizzerin, dadurch aufmerkſam gemacht, rief den Hund ein paarmal; ging, als er durchaus nicht von der Stelle wollte, endlich ſelbſt hin, und ſah in der Mitten des Geſtraͤuches ein recht ſaubres, leinenes Paͤcktchen liegen. Voll Freuden uͤber dieſen Fund hob ſie ſofort das- ſelbige auf, und wollte nun eben nachſehen, was denn das Gluͤck ihr beſchieden habe, als ſie ploͤzlich, gar nicht mehr weit von ſich, ein paar Reiter herbeiſprengen hoͤrte. Eine raſche Furcht wandelte ſie an, daß dieſes Menſchen ſeyn koͤnnten, die den Fund mit ihr theilen, oder wohl gar fuͤr ſich behalten duͤrften. Sie hielt es daher fuͤrs kluͤgſte, das Paͤcktchen wie-
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Zwiſchen Bar* und N — g liegen, bekanter
maßen, einige Strecken Waldes. Als unſre
Dirne daher einſt wieder auf ihrer gewoͤhnli-
chen Wanderſchaft begriffen war, blieb das
Huͤndchen, ohngefaͤhr eine Meile von erſtge-
nannter Stadt, imBuſche bei einem etwas ſeit-
waͤrts gelegnen Strauche ſtehen; ſpuͤrrte,
krazte, ward unruhig, bellte zulezt. Seine
Beſizzerin, dadurch aufmerkſam gemacht, rief
den Hund ein paarmal; ging, als er durchaus
nicht von der Stelle wollte, endlich ſelbſt hin,
und ſah in der Mitten des Geſtraͤuches ein
recht ſaubres, leinenes Paͤcktchen liegen. Voll
Freuden uͤber dieſen Fund hob ſie ſofort das-
ſelbige auf, und wollte nun eben nachſehen,
was denn das Gluͤck ihr beſchieden habe, als
ſie ploͤzlich, gar nicht mehr weit von ſich, ein
paar Reiter herbeiſprengen hoͤrte. Eine raſche
Furcht wandelte ſie an, daß dieſes Menſchen
ſeyn koͤnnten, die den Fund mit ihr theilen,
oder wohl gar fuͤr ſich behalten duͤrften. Sie
hielt es daher fuͤrs kluͤgſte, das Paͤcktchen wie-
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Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/92>, abgerufen am 27.11.2024.
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