Jn den meisten holländischen Festungen hat- te man sonst (und vielleicht auch noch jezt!) die Gewohnheit, der Besazzung alljährlich, wenn sie ihre sogenannten großen Exerzi- tien gemacht hatte, einige Freiabende einzu- räumen, an welchen sie, nach eignem Belieben, durch Singen, Spielen, Zechen und Tanzen sich belustigen, und von vollbrachter Arbeit ausruhen durfte. -- Die Absicht dieser Ein- richtung war recht gut, aber der Erfolg war es doch nicht immer. Das lebhafte Blut die- ser Krieger verwandelte nicht selten jene Stun- den einer allgemeinen Freude, in Auftrit- te, die für manchen Einzelnen sehr ernstlich wurden. Vorzüglich war dieses schon einige- mal der Fall in Herzogenbusch gewesen; wo eine sehr gemischte Besazzung lag, und wo das eine Regiment fast ganz aus Wallonen bestand, die sich noch nie -- weder in Krieg noch Frieden! -- durch eine genaue Manns- zucht empfahlen. Fast nie verging dort ein solcher Abend ohne Händel. Fast nie waren.
Jn den meiſten hollaͤndiſchen Feſtungen hat- te man ſonſt (und vielleicht auch noch jezt!) die Gewohnheit, der Beſazzung alljaͤhrlich, wenn ſie ihre ſogenannten großen Exerzi- tien gemacht hatte, einige Freiabende einzu- raͤumen, an welchen ſie, nach eignem Belieben, durch Singen, Spielen, Zechen und Tanzen ſich beluſtigen, und von vollbrachter Arbeit ausruhen durfte. — Die Abſicht dieſer Ein- richtung war recht gut, aber der Erfolg war es doch nicht immer. Das lebhafte Blut die- ſer Krieger verwandelte nicht ſelten jene Stun- den einer allgemeinen Freude, in Auftrit- te, die fuͤr manchen Einzelnen ſehr ernſtlich wurden. Vorzuͤglich war dieſes ſchon einige- mal der Fall in Herzogenbuſch geweſen; wo eine ſehr gemiſchte Beſazzung lag, und wo das eine Regiment faſt ganz aus Wallonen beſtand, die ſich noch nie — weder in Krieg noch Frieden! — durch eine genaue Manns- zucht empfahlen. Faſt nie verging dort ein ſolcher Abend ohne Haͤndel. Faſt nie waren.
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Jn den meiſten hollaͤndiſchen Feſtungen hat-
te man ſonſt (und vielleicht auch noch jezt!)
die Gewohnheit, der Beſazzung alljaͤhrlich,
wenn ſie ihre ſogenannten großen Exerzi-
tien gemacht hatte, einige Freiabende einzu-
raͤumen, an welchen ſie, nach eignem Belieben,
durch Singen, Spielen, Zechen und Tanzen
ſich beluſtigen, und von vollbrachter Arbeit
ausruhen durfte. — Die Abſicht dieſer Ein-
richtung war recht gut, aber der Erfolg war
es doch nicht immer. Das lebhafte Blut die-
ſer Krieger verwandelte nicht ſelten jene Stun-
den einer allgemeinen Freude, in Auftrit-
te, die fuͤr manchen Einzelnen ſehr ernſtlich
wurden. Vorzuͤglich war dieſes ſchon einige-
mal der Fall in Herzogenbuſch geweſen;
wo eine ſehr gemiſchte Beſazzung lag, und wo
das eine Regiment faſt ganz aus Wallonen
beſtand, die ſich noch nie — weder in Krieg
noch Frieden! — durch eine genaue Manns-
zucht empfahlen. Faſt nie verging dort ein
ſolcher Abend ohne Haͤndel. Faſt nie waren.
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Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/72>, abgerufen am 23.11.2024.
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