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Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796.

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Einst, als er imVerdauungs-Stündchen sich
mit der Halb-Arbeit des Zeitungs-Lesens den
Schlaf, -- ich weiß nicht, ob vertreiben oder
befördern wolte, fiel ihm ein Artikel, aus der
Schweiz geschrieben, insAuge, der also lautete:
"Zu B. ist den zehnten Seprember, Friedrich
"Schulze, einBösewicht und vielfacherMörder,
"der hoffentlich seines Gleichen wenig hat, ver-
"dienter Maaßen von unten herauf gerädert
"worden; und ist gestorben, wie er lebte."
Wohl dreimal überlas D. P. betroffen diese
Zeilen; aller Mittagsschlaf verging ihm. Frie-
drich Schulze hieß der Verbrecher, den er eh-
mals von der Folter losgeschwazt hatte. Daß
es der Nichtswürdigen, die diesen Namen
führten, mehrere geben könne, das unterlag
freilich keinem Zweifel. Doch befremdete ihn
dieses Uebereintreffen; doch verfolgt' ihn nun
der Gedanke: Wie? wenn es eben derselbe
wäre! auf jeden Schritt und Tritt. Da er
Bekante zu B* hatte, so schrieb er schon des
andern Tags hin; erbat sich nähere Nachricht

Einſt, als er imVerdauungs-Stuͤndchen ſich
mit der Halb-Arbeit des Zeitungs-Leſens den
Schlaf, — ich weiß nicht, ob vertreiben oder
befoͤrdern wolte, fiel ihm ein Artikel, aus der
Schweiz geſchrieben, insAuge, der alſo lautete:
„Zu B. iſt den zehnten Seprember, Friedrich
„Schulze, einBoͤſewicht und vielfacherMoͤrder,
„der hoffentlich ſeines Gleichen wenig hat, ver-
„dienter Maaßen von unten herauf geraͤdert
„worden; und iſt geſtorben, wie er lebte.“
Wohl dreimal uͤberlas D. P. betroffen dieſe
Zeilen; aller Mittagsſchlaf verging ihm. Frie-
drich Schulze hieß der Verbrecher, den er eh-
mals von der Folter losgeſchwazt hatte. Daß
es der Nichtswuͤrdigen, die dieſen Namen
fuͤhrten, mehrere geben koͤnne, das unterlag
freilich keinem Zweifel. Doch befremdete ihn
dieſes Uebereintreffen; doch verfolgt' ihn nun
der Gedanke: Wie? wenn es eben derſelbe
waͤre! auf jeden Schritt und Tritt. Da er
Bekante zu B* hatte, ſo ſchrieb er ſchon des
andern Tags hin; erbat ſich naͤhere Nachricht

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[514/0522] Einſt, als er imVerdauungs-Stuͤndchen ſich mit der Halb-Arbeit des Zeitungs-Leſens den Schlaf, — ich weiß nicht, ob vertreiben oder befoͤrdern wolte, fiel ihm ein Artikel, aus der Schweiz geſchrieben, insAuge, der alſo lautete: „Zu B. iſt den zehnten Seprember, Friedrich „Schulze, einBoͤſewicht und vielfacherMoͤrder, „der hoffentlich ſeines Gleichen wenig hat, ver- „dienter Maaßen von unten herauf geraͤdert „worden; und iſt geſtorben, wie er lebte.“ Wohl dreimal uͤberlas D. P. betroffen dieſe Zeilen; aller Mittagsſchlaf verging ihm. Frie- drich Schulze hieß der Verbrecher, den er eh- mals von der Folter losgeſchwazt hatte. Daß es der Nichtswuͤrdigen, die dieſen Namen fuͤhrten, mehrere geben koͤnne, das unterlag freilich keinem Zweifel. Doch befremdete ihn dieſes Uebereintreffen; doch verfolgt' ihn nun der Gedanke: Wie? wenn es eben derſelbe waͤre! auf jeden Schritt und Tritt. Da er Bekante zu B* hatte, ſo ſchrieb er ſchon des andern Tags hin; erbat ſich naͤhere Nachricht

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Zitationshilfe: Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 514. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/522>, abgerufen am 27.11.2024.