der Amtsfolge, als auch von den ihr zugegeb- nen Soldaten. Ein einziger, Johann mit seinem Vornamen, ergab sich sogleich, und bot mit Schluchzen seine Hände den Banden dar, indeß die andern sich noch beinah eine Stunde lang wehrten.
Auch im Kerker betrug er sich mit außeror- dentlicher Gelassenheit. Wenn die andern fluchten, fleht' er um Gnade zu Gott, und er- mahnte sie zu gleichem Gebete; oft weint' er so bitterlich über sein Vergehen, daß selbst die Amtsknechte, -- so fremd diesen Leuten sonst das Mitleid zu seyn pflegt -- ihm Trost zu- sprachen.
Durch ihn allein erhielt man eine umständ- liche Nachricht von den Unternehmungen die- ser Diebesbande, und auch von seiner eignen Geschichte that er folgendes aufrichtiges Ge- ständniß.
Er war auf einer Hofmarch des Grafen von T -- in Baiern geboren, auf welcher sein
der Amtsfolge, als auch von den ihr zugegeb- nen Soldaten. Ein einziger, Johann mit ſeinem Vornamen, ergab ſich ſogleich, und bot mit Schluchzen ſeine Haͤnde den Banden dar, indeß die andern ſich noch beinah eine Stunde lang wehrten.
Auch im Kerker betrug er ſich mit außeror- dentlicher Gelaſſenheit. Wenn die andern fluchten, fleht' er um Gnade zu Gott, und er- mahnte ſie zu gleichem Gebete; oft weint' er ſo bitterlich uͤber ſein Vergehen, daß ſelbſt die Amtsknechte, — ſo fremd dieſen Leuten ſonſt das Mitleid zu ſeyn pflegt — ihm Troſt zu- ſprachen.
Durch ihn allein erhielt man eine umſtaͤnd- liche Nachricht von den Unternehmungen die- ſer Diebesbande, und auch von ſeiner eignen Geſchichte that er folgendes aufrichtiges Ge- ſtaͤndniß.
Er war auf einer Hofmarch des Grafen von T — in Baiern geboren, auf welcher ſein
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der Amtsfolge, als auch von den ihr zugegeb-
nen Soldaten. Ein einziger, Johann mit
ſeinem Vornamen, ergab ſich ſogleich, und
bot mit Schluchzen ſeine Haͤnde den Banden
dar, indeß die andern ſich noch beinah eine
Stunde lang wehrten.
Auch im Kerker betrug er ſich mit außeror-
dentlicher Gelaſſenheit. Wenn die andern
fluchten, fleht' er um Gnade zu Gott, und er-
mahnte ſie zu gleichem Gebete; oft weint' er
ſo bitterlich uͤber ſein Vergehen, daß ſelbſt die
Amtsknechte, — ſo fremd dieſen Leuten ſonſt
das Mitleid zu ſeyn pflegt — ihm Troſt zu-
ſprachen.
Durch ihn allein erhielt man eine umſtaͤnd-
liche Nachricht von den Unternehmungen die-
ſer Diebesbande, und auch von ſeiner eignen
Geſchichte that er folgendes aufrichtiges Ge-
ſtaͤndniß.
Er war auf einer Hofmarch des Grafen
von T — in Baiern geboren, auf welcher ſein
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Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/52>, abgerufen am 23.11.2024.
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