Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796.Verschiedne gestohlne Sachen waren bei ihm Aber freilich an dieser Art von Frage war Verſchiedne geſtohlne Sachen waren bei ihm Aber freilich an dieſer Art von Frage war <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0518" n="510"/> Verſchiedne geſtohlne Sachen waren bei ihm<lb/> gefunden worden. Das Zeugnis ſeiner Nach-<lb/> barn beſchuldigte ihn eines zuͤgelloſen, wuͤſten<lb/> Lebens. Er ſelbſt wußte ſich durch nichts zu<lb/> vertheidigen, als durch bloßes Laͤugnen. Da<lb/> er hierauf unerſchuͤtterlich verharrte, ſo kam<lb/> das Urtheil: Jnquiſit ſei peinlicher Maaßen<lb/> zu befragen.</p><lb/> <p>Aber freilich an dieſer Art von Frage war<lb/> Jnquiſiten verzweifelt wenig gelegen. Er war<lb/> im Grunde eben ſo weichlich als nichtswuͤrdig;<lb/> eben ſo furchtſam, wenn Schmerzen und Ge-<lb/> fahr ihm naͤher ruͤckten, als trozzig, wenn er<lb/> ſie noch weit entfernt vermuthete. Jn einem<lb/> Geſpraͤch' unter vier Augen erklaͤrt' er D. P'n<lb/> geradezu: „Er ſei zwar an jenen Diebſtaͤlen ſo<lb/> ſchuldlos wie ein ungebornes Kind. Aber eh'<lb/> er ſich viel an ſeinen Daumen quetſchen, an<lb/> ſeinen Fuͤßen ſaͤgen, an ſeinen Armen renken<lb/> laſſe, eher geſteh' er alles, was man begehre.<lb/> Sein unſchuldiges Blut werde dann Zeit ge-<lb/> nug Stadt und Gerichte hart druͤcken!“</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [510/0518]
Verſchiedne geſtohlne Sachen waren bei ihm
gefunden worden. Das Zeugnis ſeiner Nach-
barn beſchuldigte ihn eines zuͤgelloſen, wuͤſten
Lebens. Er ſelbſt wußte ſich durch nichts zu
vertheidigen, als durch bloßes Laͤugnen. Da
er hierauf unerſchuͤtterlich verharrte, ſo kam
das Urtheil: Jnquiſit ſei peinlicher Maaßen
zu befragen.
Aber freilich an dieſer Art von Frage war
Jnquiſiten verzweifelt wenig gelegen. Er war
im Grunde eben ſo weichlich als nichtswuͤrdig;
eben ſo furchtſam, wenn Schmerzen und Ge-
fahr ihm naͤher ruͤckten, als trozzig, wenn er
ſie noch weit entfernt vermuthete. Jn einem
Geſpraͤch' unter vier Augen erklaͤrt' er D. P'n
geradezu: „Er ſei zwar an jenen Diebſtaͤlen ſo
ſchuldlos wie ein ungebornes Kind. Aber eh'
er ſich viel an ſeinen Daumen quetſchen, an
ſeinen Fuͤßen ſaͤgen, an ſeinen Armen renken
laſſe, eher geſteh' er alles, was man begehre.
Sein unſchuldiges Blut werde dann Zeit ge-
nug Stadt und Gerichte hart druͤcken!“
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