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Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796.

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ständnis aufforderte; ob man endlich auch
sogar zur Folter schritt und hart genug damit
gegen ihn verfuhr; -- nichts half! Er be-
harrte auf seiner Unschuld und auf dem hart-
näckigsten Läugnen.

Eben dieser Moses Hoyum hatte ein Weib,
die noch jung und hübsch, auch bei allen je-
nen Diebstälen wenig oder fast gar nicht mit
beschwert war. Höchstens ein paar Kleinig-
keiten von Mitwissenschaft, Hehl und Verkauf
konten ihr -- ja auch das nicht ganz erwie-
sen! -- beigemessen werden, und die Haft, in
welcher sie gehalten wurde, war daher auch
weit gelinder, als die Haft der Uebrigen. Die-
ses Weib liebte Moses aufs innigste. Von
sich sprach er fast nie; aber sie war der Ge-
genstand seiner zärtlichsten Bekümmerniße.
Für sie sparte er sich von dem wenigen Gelde,
das er zum Unterhalt erhielt, beinahe die
Hälfte ab; für sie nur bat er bei jeder Gele-
genheit, und fragte jeden Tag: wie es ihr
gehe? Ob man ihr auch ein Leid zugefügt

ſtaͤndnis aufforderte; ob man endlich auch
ſogar zur Folter ſchritt und hart genug damit
gegen ihn verfuhr; — nichts half! Er be-
harrte auf ſeiner Unſchuld und auf dem hart-
naͤckigſten Laͤugnen.

Eben dieſer Moſes Hoyum hatte ein Weib,
die noch jung und huͤbſch, auch bei allen je-
nen Diebſtaͤlen wenig oder faſt gar nicht mit
beſchwert war. Hoͤchſtens ein paar Kleinig-
keiten von Mitwiſſenſchaft, Hehl und Verkauf
konten ihr — ja auch das nicht ganz erwie-
ſen! — beigemeſſen werden, und die Haft, in
welcher ſie gehalten wurde, war daher auch
weit gelinder, als die Haft der Uebrigen. Die-
ſes Weib liebte Moſes aufs innigſte. Von
ſich ſprach er faſt nie; aber ſie war der Ge-
genſtand ſeiner zaͤrtlichſten Bekuͤmmerniße.
Fuͤr ſie ſparte er ſich von dem wenigen Gelde,
das er zum Unterhalt erhielt, beinahe die
Haͤlfte ab; fuͤr ſie nur bat er bei jeder Gele-
genheit, und fragte jeden Tag: wie es ihr
gehe? Ob man ihr auch ein Leid zugefuͤgt

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[492/0500] ſtaͤndnis aufforderte; ob man endlich auch ſogar zur Folter ſchritt und hart genug damit gegen ihn verfuhr; — nichts half! Er be- harrte auf ſeiner Unſchuld und auf dem hart- naͤckigſten Laͤugnen. Eben dieſer Moſes Hoyum hatte ein Weib, die noch jung und huͤbſch, auch bei allen je- nen Diebſtaͤlen wenig oder faſt gar nicht mit beſchwert war. Hoͤchſtens ein paar Kleinig- keiten von Mitwiſſenſchaft, Hehl und Verkauf konten ihr — ja auch das nicht ganz erwie- ſen! — beigemeſſen werden, und die Haft, in welcher ſie gehalten wurde, war daher auch weit gelinder, als die Haft der Uebrigen. Die- ſes Weib liebte Moſes aufs innigſte. Von ſich ſprach er faſt nie; aber ſie war der Ge- genſtand ſeiner zaͤrtlichſten Bekuͤmmerniße. Fuͤr ſie ſparte er ſich von dem wenigen Gelde, das er zum Unterhalt erhielt, beinahe die Haͤlfte ab; fuͤr ſie nur bat er bei jeder Gele- genheit, und fragte jeden Tag: wie es ihr gehe? Ob man ihr auch ein Leid zugefuͤgt

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Zitationshilfe: Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 492. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/500>, abgerufen am 23.11.2024.