Vorstellungen nicht noch schwerer! Jch war schon so ganz gefaßt; jezt -- Geh, geh! Komm in einer Stunde wieder! Leb' ich dann noch, so steh ich dir zu Dienste, für deine Gut- thaten oder deinen Degen, wie du willst. Aber komm gewiß wieder! denn es ist wohl mög- lich, daß du unter meinen Papieren auch für dich noch ein Vermächtnis findest. --
Er eröfnete bei diesen Worten selbst die Thüre seines Gemachs, schob leise, doch ernst- lich seinen Besuch hinaus, und drückte sofort das Schloß ab. Jn einem Taumel von Be- täubung wankte der Lieutenant hinweg. Noch wußt' er selbst nicht, was er zu thun oder zu lassen habe? Sein Ehrenwort verband ihn zum Schweigen; sein inres Gefühl hätte ihn lieber zum Lautrufen aufgefordert; und ge- wiß hätt' er diesem leztern gefolgt, wäre nur eine Möglichkeit zur Hülfe ihm sichtbar gewe- sen. Er wankte auf einem nicht weit entleg- nen Spaziergange eine reichliche Stunde auf und ab, ohne jedoch zu sehen und zu hören,
Vorſtellungen nicht noch ſchwerer! Jch war ſchon ſo ganz gefaßt; jezt — Geh, geh! Komm in einer Stunde wieder! Leb' ich dann noch, ſo ſteh ich dir zu Dienſte, fuͤr deine Gut- thaten oder deinen Degen, wie du willſt. Aber komm gewiß wieder! denn es iſt wohl moͤg- lich, daß du unter meinen Papieren auch fuͤr dich noch ein Vermaͤchtnis findeſt. —
Er eroͤfnete bei dieſen Worten ſelbſt die Thuͤre ſeines Gemachs, ſchob leiſe, doch ernſt- lich ſeinen Beſuch hinaus, und druͤckte ſofort das Schloß ab. Jn einem Taumel von Be- taͤubung wankte der Lieutenant hinweg. Noch wußt' er ſelbſt nicht, was er zu thun oder zu laſſen habe? Sein Ehrenwort verband ihn zum Schweigen; ſein inres Gefuͤhl haͤtte ihn lieber zum Lautrufen aufgefordert; und ge- wiß haͤtt' er dieſem leztern gefolgt, waͤre nur eine Moͤglichkeit zur Huͤlfe ihm ſichtbar gewe- ſen. Er wankte auf einem nicht weit entleg- nen Spaziergange eine reichliche Stunde auf und ab, ohne jedoch zu ſehen und zu hoͤren,
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Vorſtellungen nicht noch ſchwerer! Jch war
ſchon ſo ganz gefaßt; jezt — Geh, geh!
Komm in einer Stunde wieder! Leb' ich dann
noch, ſo ſteh ich dir zu Dienſte, fuͤr deine Gut-
thaten oder deinen Degen, wie du willſt. Aber
komm gewiß wieder! denn es iſt wohl moͤg-
lich, daß du unter meinen Papieren auch fuͤr
dich noch ein Vermaͤchtnis findeſt. —
Er eroͤfnete bei dieſen Worten ſelbſt die
Thuͤre ſeines Gemachs, ſchob leiſe, doch ernſt-
lich ſeinen Beſuch hinaus, und druͤckte ſofort
das Schloß ab. Jn einem Taumel von Be-
taͤubung wankte der Lieutenant hinweg. Noch
wußt' er ſelbſt nicht, was er zu thun oder zu
laſſen habe? Sein Ehrenwort verband ihn
zum Schweigen; ſein inres Gefuͤhl haͤtte ihn
lieber zum Lautrufen aufgefordert; und ge-
wiß haͤtt' er dieſem leztern gefolgt, waͤre nur
eine Moͤglichkeit zur Huͤlfe ihm ſichtbar gewe-
ſen. Er wankte auf einem nicht weit entleg-
nen Spaziergange eine reichliche Stunde auf
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Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 475. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/483>, abgerufen am 27.11.2024.
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