Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

"Element, Herr Hauptmann! Jch glaube
beinahe nun, daß dies alles Wahrheit ist;
und dann -- bei Gott! -- dann haben Sie
edelmüthig gehandelt, daß Sie mich unge-
stümen Polterer nicht anlaufen ließen, oder
mich nicht gar zum Spaß in jene Welt mit-
nahmen. Wenn Jhr Entschluß, wie mir scheint,
aus Geld-Verlegenheit entspringt -- wenn
sich der noch abhelfen ließe, -- hier in dieser
Börse sind achtzig Friedrichsdor, und zu hun-
derten hätt' ich noch bis auf den nächsten Mo-
nat Kredit; nehmen Sie solche hin! Schalten
Sie nach Belieben damit! Das verdamte
Spiel von gestern machte zwar eine gewaltige
Lücke in meineBaarschaft; aber ich würde mich
herzlich über diesen Verlust erfreuen, wenn er
mir die Gelegenheit verschafte, das Leben eines
Biedermanns zu erhalten." --

Jn des Hauptmanns bisher trocknem Auge
glänzte jezt schnell eine Zähre. Er fiel seinem
vorigen Gegner um den Hals, und rief: "So
irrt' ich mich doch also nicht in dir, als ich

G g 5

„Element, Herr Hauptmann! Jch glaube
beinahe nun, daß dies alles Wahrheit iſt;
und dann — bei Gott! — dann haben Sie
edelmuͤthig gehandelt, daß Sie mich unge-
ſtuͤmen Polterer nicht anlaufen ließen, oder
mich nicht gar zum Spaß in jene Welt mit-
nahmen. Wenn Jhr Entſchluß, wie mir ſcheint,
aus Geld-Verlegenheit entſpringt — wenn
ſich der noch abhelfen ließe, — hier in dieſer
Boͤrſe ſind achtzig Friedrichsdor, und zu hun-
derten haͤtt' ich noch bis auf den naͤchſten Mo-
nat Kredit; nehmen Sie ſolche hin! Schalten
Sie nach Belieben damit! Das verdamte
Spiel von geſtern machte zwar eine gewaltige
Luͤcke in meineBaarſchaft; aber ich wuͤrde mich
herzlich uͤber dieſen Verluſt erfreuen, wenn er
mir die Gelegenheit verſchafte, das Leben eines
Biedermanns zu erhalten.“ —

Jn des Hauptmanns bisher trocknem Auge
glaͤnzte jezt ſchnell eine Zaͤhre. Er fiel ſeinem
vorigen Gegner um den Hals, und rief: „So
irrt' ich mich doch alſo nicht in dir, als ich

G g 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0481" n="473"/>
          <p>&#x201E;Element, Herr Hauptmann! Jch glaube<lb/>
beinahe nun, daß dies alles Wahrheit i&#x017F;t;<lb/>
und dann &#x2014; bei Gott! &#x2014; dann haben Sie<lb/>
edelmu&#x0364;thig gehandelt, daß Sie mich unge-<lb/>
&#x017F;tu&#x0364;men Polterer nicht anlaufen ließen, oder<lb/>
mich nicht gar zum Spaß in jene Welt mit-<lb/>
nahmen. Wenn Jhr Ent&#x017F;chluß, wie mir &#x017F;cheint,<lb/>
aus Geld-Verlegenheit ent&#x017F;pringt &#x2014; wenn<lb/>
&#x017F;ich der noch abhelfen ließe, &#x2014; hier in die&#x017F;er<lb/>
Bo&#x0364;r&#x017F;e &#x017F;ind achtzig Friedrichsdor, und zu hun-<lb/>
derten ha&#x0364;tt' ich noch bis auf den na&#x0364;ch&#x017F;ten Mo-<lb/>
nat Kredit; nehmen Sie &#x017F;olche hin! Schalten<lb/>
Sie nach Belieben damit! Das verdamte<lb/>
Spiel von ge&#x017F;tern machte zwar eine gewaltige<lb/>
Lu&#x0364;cke in meineBaar&#x017F;chaft; aber ich wu&#x0364;rde mich<lb/>
herzlich u&#x0364;ber die&#x017F;en Verlu&#x017F;t erfreuen, wenn er<lb/>
mir die Gelegenheit ver&#x017F;chafte, das Leben eines<lb/>
Biedermanns zu erhalten.&#x201C; &#x2014;</p><lb/>
          <p>Jn des Hauptmanns bisher trocknem Auge<lb/>
gla&#x0364;nzte jezt &#x017F;chnell eine Za&#x0364;hre. Er fiel &#x017F;einem<lb/>
vorigen Gegner um den Hals, und rief: &#x201E;So<lb/>
irrt' ich mich doch al&#x017F;o nicht in dir, als ich<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">G g 5</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[473/0481] „Element, Herr Hauptmann! Jch glaube beinahe nun, daß dies alles Wahrheit iſt; und dann — bei Gott! — dann haben Sie edelmuͤthig gehandelt, daß Sie mich unge- ſtuͤmen Polterer nicht anlaufen ließen, oder mich nicht gar zum Spaß in jene Welt mit- nahmen. Wenn Jhr Entſchluß, wie mir ſcheint, aus Geld-Verlegenheit entſpringt — wenn ſich der noch abhelfen ließe, — hier in dieſer Boͤrſe ſind achtzig Friedrichsdor, und zu hun- derten haͤtt' ich noch bis auf den naͤchſten Mo- nat Kredit; nehmen Sie ſolche hin! Schalten Sie nach Belieben damit! Das verdamte Spiel von geſtern machte zwar eine gewaltige Luͤcke in meineBaarſchaft; aber ich wuͤrde mich herzlich uͤber dieſen Verluſt erfreuen, wenn er mir die Gelegenheit verſchafte, das Leben eines Biedermanns zu erhalten.“ — Jn des Hauptmanns bisher trocknem Auge glaͤnzte jezt ſchnell eine Zaͤhre. Er fiel ſeinem vorigen Gegner um den Hals, und rief: „So irrt' ich mich doch alſo nicht in dir, als ich G g 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/481
Zitationshilfe: Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 473. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/481>, abgerufen am 27.11.2024.