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Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796.

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Auch hab' ich, außer dem zweiten Lauft mei-
ner Büchse, noch ein Paar Taschenpuffer hier,
die ihre Dienste treflich thun sollen. Jch kann
übermannt werden, das gesteh' ich gern. Doch
drei oder vier Menschen werden mich hoffent-
lich dann begleiten; und dieses reizende Weib-
chen soll den Vorreihn vor allen haben. Dies
ist so meine Art in manchen Wirthshäusern.
Gefällt sie dem Herrn nicht, so sorg' er dafür,
daß Morgen fein zeitig meine Pferde gefüttert,
gestriegelt und angeschirrt sind! Jezt aber
pack' er sich ohne weitre Umstände. Dieses
Zimmer ist für heute Nacht mein Zimmer."

Gegen wahre Entschlossenheit verlieren Bö-
sewichter gewöhnlich ihren Muth. So ging
es auch hier. Die Frau sezte sich und der
Mann ging. Jn der sonderbarsten Lage von
der Welt brachten unsre Beide die Nacht wa-
chend hin. To -- ben am Tische der Wirthin
grade gegenüber, vertrieb sich die Zeit mit Le-
sen und Schreiben so gut er konnte. Jmmer
hatte er dabei sein Gewehr im Arm zum An-

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Auch hab' ich, außer dem zweiten Lauft mei-
ner Buͤchſe, noch ein Paar Taſchenpuffer hier,
die ihre Dienſte treflich thun ſollen. Jch kann
uͤbermannt werden, das geſteh' ich gern. Doch
drei oder vier Menſchen werden mich hoffent-
lich dann begleiten; und dieſes reizende Weib-
chen ſoll den Vorreihn vor allen haben. Dies
iſt ſo meine Art in manchen Wirthshaͤuſern.
Gefaͤllt ſie dem Herrn nicht, ſo ſorg' er dafuͤr,
daß Morgen fein zeitig meine Pferde gefuͤttert,
geſtriegelt und angeſchirrt ſind! Jezt aber
pack' er ſich ohne weitre Umſtaͤnde. Dieſes
Zimmer iſt fuͤr heute Nacht mein Zimmer.“

Gegen wahre Entſchloſſenheit verlieren Boͤ-
ſewichter gewoͤhnlich ihren Muth. So ging
es auch hier. Die Frau ſezte ſich und der
Mann ging. Jn der ſonderbarſten Lage von
der Welt brachten unſre Beide die Nacht wa-
chend hin. To — ben am Tiſche der Wirthin
grade gegenuͤber, vertrieb ſich die Zeit mit Le-
ſen und Schreiben ſo gut er konnte. Jmmer
hatte er dabei ſein Gewehr im Arm zum An-

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[455/0463] Auch hab' ich, außer dem zweiten Lauft mei- ner Buͤchſe, noch ein Paar Taſchenpuffer hier, die ihre Dienſte treflich thun ſollen. Jch kann uͤbermannt werden, das geſteh' ich gern. Doch drei oder vier Menſchen werden mich hoffent- lich dann begleiten; und dieſes reizende Weib- chen ſoll den Vorreihn vor allen haben. Dies iſt ſo meine Art in manchen Wirthshaͤuſern. Gefaͤllt ſie dem Herrn nicht, ſo ſorg' er dafuͤr, daß Morgen fein zeitig meine Pferde gefuͤttert, geſtriegelt und angeſchirrt ſind! Jezt aber pack' er ſich ohne weitre Umſtaͤnde. Dieſes Zimmer iſt fuͤr heute Nacht mein Zimmer.“ Gegen wahre Entſchloſſenheit verlieren Boͤ- ſewichter gewoͤhnlich ihren Muth. So ging es auch hier. Die Frau ſezte ſich und der Mann ging. Jn der ſonderbarſten Lage von der Welt brachten unſre Beide die Nacht wa- chend hin. To — ben am Tiſche der Wirthin grade gegenuͤber, vertrieb ſich die Zeit mit Le- ſen und Schreiben ſo gut er konnte. Jmmer hatte er dabei ſein Gewehr im Arm zum An- F f 4

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Zitationshilfe: Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 455. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/463>, abgerufen am 23.11.2024.