Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

empor, der mir durchaus den ganzen Kopf
einnimt."

So! und der ist?

"Daß ich doch noch mit einem blauen Auge
davon kommen könte, wenn Ewr. Hochwür-
den nur Lust hätten, mir das Leben zu
fristen."

Jch? Jch? -- Wie meinst du das?

"Sehn Sie nicht hier die Oefnung an der
Decke?"

Nun ja! aber was weiter?

"Hoch ist sie freilich, das giebt der Augen-
schein. Doch wenn man grade unter solche
jenen Altar sezte, auf den Altar diesen Stuhl
-- wenn auf den Stuhl Ewr. Hochwürden
träten, und dann endlich mir auf Jhre Achsel
zu steigen erlaubten, so würd' ich ganz gewiß
bis zu ihr hinauf kommen."

Und wenn du dann oben wärest?

"O dann wär' ich wahrscheinlich so gut schon
als geborgen! Auf dem Dache kletterte ich
bis zum Gesimse; ein Sprung fünf oder sechs

empor, der mir durchaus den ganzen Kopf
einnimt.“

So! und der iſt?

„Daß ich doch noch mit einem blauen Auge
davon kommen koͤnte, wenn Ewr. Hochwuͤr-
den nur Luſt haͤtten, mir das Leben zu
friſten.“

Jch? Jch? — Wie meinſt du das?

„Sehn Sie nicht hier die Oefnung an der
Decke?“

Nun ja! aber was weiter?

„Hoch iſt ſie freilich, das giebt der Augen-
ſchein. Doch wenn man grade unter ſolche
jenen Altar ſezte, auf den Altar dieſen Stuhl
— wenn auf den Stuhl Ewr. Hochwuͤrden
traͤten, und dann endlich mir auf Jhre Achſel
zu ſteigen erlaubten, ſo wuͤrd' ich ganz gewiß
bis zu ihr hinauf kommen.“

Und wenn du dann oben waͤreſt?

„O dann waͤr' ich wahrſcheinlich ſo gut ſchon
als geborgen! Auf dem Dache kletterte ich
bis zum Geſimſe; ein Sprung fuͤnf oder ſechs

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0440" n="432"/>
empor, der mir durchaus den ganzen Kopf<lb/>
einnimt.&#x201C;</p><lb/>
          <p>So! und der i&#x017F;t?</p><lb/>
          <p>&#x201E;Daß ich doch noch mit einem blauen Auge<lb/>
davon kommen ko&#x0364;nte, wenn Ewr. Hochwu&#x0364;r-<lb/>
den nur Lu&#x017F;t ha&#x0364;tten, mir das Leben zu<lb/>
fri&#x017F;ten.&#x201C;</p><lb/>
          <p>Jch? Jch? &#x2014; Wie mein&#x017F;t du das?</p><lb/>
          <p>&#x201E;Sehn Sie nicht hier die Oefnung an der<lb/>
Decke?&#x201C;</p><lb/>
          <p>Nun ja! aber was weiter?</p><lb/>
          <p>&#x201E;Hoch i&#x017F;t &#x017F;ie freilich, das giebt der Augen-<lb/>
&#x017F;chein. Doch wenn man grade unter &#x017F;olche<lb/>
jenen Altar &#x017F;ezte, auf den Altar die&#x017F;en Stuhl<lb/>
&#x2014; wenn auf den Stuhl Ewr. Hochwu&#x0364;rden<lb/>
tra&#x0364;ten, und dann endlich mir auf Jhre Ach&#x017F;el<lb/>
zu &#x017F;teigen erlaubten, &#x017F;o wu&#x0364;rd' ich ganz gewiß<lb/>
bis zu ihr hinauf kommen.&#x201C;</p><lb/>
          <p>Und wenn du dann oben wa&#x0364;re&#x017F;t?</p><lb/>
          <p>&#x201E;O dann wa&#x0364;r' ich wahr&#x017F;cheinlich &#x017F;o gut &#x017F;chon<lb/>
als geborgen! Auf dem Dache kletterte ich<lb/>
bis zum Ge&#x017F;im&#x017F;e; ein Sprung fu&#x0364;nf oder &#x017F;echs<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[432/0440] empor, der mir durchaus den ganzen Kopf einnimt.“ So! und der iſt? „Daß ich doch noch mit einem blauen Auge davon kommen koͤnte, wenn Ewr. Hochwuͤr- den nur Luſt haͤtten, mir das Leben zu friſten.“ Jch? Jch? — Wie meinſt du das? „Sehn Sie nicht hier die Oefnung an der Decke?“ Nun ja! aber was weiter? „Hoch iſt ſie freilich, das giebt der Augen- ſchein. Doch wenn man grade unter ſolche jenen Altar ſezte, auf den Altar dieſen Stuhl — wenn auf den Stuhl Ewr. Hochwuͤrden traͤten, und dann endlich mir auf Jhre Achſel zu ſteigen erlaubten, ſo wuͤrd' ich ganz gewiß bis zu ihr hinauf kommen.“ Und wenn du dann oben waͤreſt? „O dann waͤr' ich wahrſcheinlich ſo gut ſchon als geborgen! Auf dem Dache kletterte ich bis zum Geſimſe; ein Sprung fuͤnf oder ſechs

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/440
Zitationshilfe: Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 432. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/440>, abgerufen am 24.11.2024.