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Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796.

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der Welt eine schändliche That! Nur Men-
schen, bei denen schon auf ähnliche Art Noth
und Pflicht, Laster und Redlichkeit kämpften,
können die Lage fassen, in der St* sich jezt
befand. Zwanzigmal streckt' er seine Hand
darnach aus; zwanzigmal zog er sie zurück.
Jezt auf einen Ruck, möchte man sagen, ward
sein guter Geist Ueberwinder; daß in der
Flucht allein noch Rettung von seinen Begier-
den sey, das empfand der Jüngling, und be-
schloß daher eben so schnell, wirklich zu fliehen;
im Hui waren seine Kleider angelegt; im Hui
öffnete er das Fenster, sprang zu ihm hinaus;
überstieg die Mauer; befand sich auf der Land-
straße. So schnell ist nach vollbrachtem Raube
kaum je ein Dieb geflohen, als St** es jezt
that, um keiner zu werden.

Auch hier der menschlichen Leidenschaften ge-
wöhnlicher Gang! Dann erwachen sie noch
einmal und oft am heftigsten wieder, wenn sie
alle Hofnung zur Befriedigung sich abgeschnit-
ten sehen. Kaum war St* von der Mauer

der Welt eine ſchaͤndliche That! Nur Men-
ſchen, bei denen ſchon auf aͤhnliche Art Noth
und Pflicht, Laſter und Redlichkeit kaͤmpften,
koͤnnen die Lage faſſen, in der St* ſich jezt
befand. Zwanzigmal ſtreckt' er ſeine Hand
darnach aus; zwanzigmal zog er ſie zuruͤck.
Jezt auf einen Ruck, moͤchte man ſagen, ward
ſein guter Geiſt Ueberwinder; daß in der
Flucht allein noch Rettung von ſeinen Begier-
den ſey, das empfand der Juͤngling, und be-
ſchloß daher eben ſo ſchnell, wirklich zu fliehen;
im Hui waren ſeine Kleider angelegt; im Hui
oͤffnete er das Fenſter, ſprang zu ihm hinaus;
uͤberſtieg die Mauer; befand ſich auf der Land-
ſtraße. So ſchnell iſt nach vollbrachtem Raube
kaum je ein Dieb geflohen, als St** es jezt
that, um keiner zu werden.

Auch hier der menſchlichen Leidenſchaften ge-
woͤhnlicher Gang! Dann erwachen ſie noch
einmal und oft am heftigſten wieder, wenn ſie
alle Hofnung zur Befriedigung ſich abgeſchnit-
ten ſehen. Kaum war St* von der Mauer

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[415/0423] der Welt eine ſchaͤndliche That! Nur Men- ſchen, bei denen ſchon auf aͤhnliche Art Noth und Pflicht, Laſter und Redlichkeit kaͤmpften, koͤnnen die Lage faſſen, in der St* ſich jezt befand. Zwanzigmal ſtreckt' er ſeine Hand darnach aus; zwanzigmal zog er ſie zuruͤck. Jezt auf einen Ruck, moͤchte man ſagen, ward ſein guter Geiſt Ueberwinder; daß in der Flucht allein noch Rettung von ſeinen Begier- den ſey, das empfand der Juͤngling, und be- ſchloß daher eben ſo ſchnell, wirklich zu fliehen; im Hui waren ſeine Kleider angelegt; im Hui oͤffnete er das Fenſter, ſprang zu ihm hinaus; uͤberſtieg die Mauer; befand ſich auf der Land- ſtraße. So ſchnell iſt nach vollbrachtem Raube kaum je ein Dieb geflohen, als St** es jezt that, um keiner zu werden. Auch hier der menſchlichen Leidenſchaften ge- woͤhnlicher Gang! Dann erwachen ſie noch einmal und oft am heftigſten wieder, wenn ſie alle Hofnung zur Befriedigung ſich abgeſchnit- ten ſehen. Kaum war St* von der Mauer

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Zitationshilfe: Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 415. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/423>, abgerufen am 24.11.2024.