blindlings liebte, wolte ihm gern öffentlich ih- re Hand, und mit solcher das ihr wieder zu- gefallne Vermögen überliefern. Um dieses durchsezzen zu können, muste Harcourt sich erst seines Weibes entledigt haben. Der meu- chelmörderische Bösewicht trug kein Bedenken den Vorschlag anzunehmen. Ein Markt- schreier und Halb-Arzt, Tiroli mit Namen, ward durch eine ansehnliche Summe Geldes bestochen; ging nach Sens; wußte sich bei Harcourts Frau Eintritt und Zutrauen auf seine Kunst zu verschaffen, und räumte sie durch ein schleichendes Gift aus dem Wege. -- Kaum vernahm jenes lasterhafte Paar die Nachricht ihres Todes, so kehrten beide nach Sens zurück, ehlichten sich und genossen einige Jahre hindurch die Früchte ihres Lasters in Ruhe.
Doch indeß trieb Tiroli auf mancherlei Art sein Unwesen fort; und da er endlich, eines Straußenraubes halber, in die Hände der Ge- rechtigkeit fiel, so gestand er unter andern
A a
blindlings liebte, wolte ihm gern oͤffentlich ih- re Hand, und mit ſolcher das ihr wieder zu- gefallne Vermoͤgen uͤberliefern. Um dieſes durchſezzen zu koͤnnen, muſte Harcourt ſich erſt ſeines Weibes entledigt haben. Der meu- chelmoͤrderiſche Boͤſewicht trug kein Bedenken den Vorſchlag anzunehmen. Ein Markt- ſchreier und Halb-Arzt, Tiroli mit Namen, ward durch eine anſehnliche Summe Geldes beſtochen; ging nach Sens; wußte ſich bei Harcourts Frau Eintritt und Zutrauen auf ſeine Kunſt zu verſchaffen, und raͤumte ſie durch ein ſchleichendes Gift aus dem Wege. — Kaum vernahm jenes laſterhafte Paar die Nachricht ihres Todes, ſo kehrten beide nach Sens zuruͤck, ehlichten ſich und genoſſen einige Jahre hindurch die Fruͤchte ihres Laſters in Ruhe.
Doch indeß trieb Tiroli auf mancherlei Art ſein Unweſen fort; und da er endlich, eines Straußenraubes halber, in die Haͤnde der Ge- rechtigkeit fiel, ſo geſtand er unter andern
A a
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0377"n="369"/>
blindlings liebte, wolte ihm gern oͤffentlich ih-<lb/>
re Hand, und mit ſolcher das ihr wieder zu-<lb/>
gefallne Vermoͤgen uͤberliefern. Um dieſes<lb/>
durchſezzen zu koͤnnen, muſte Harcourt ſich<lb/>
erſt ſeines Weibes entledigt haben. Der meu-<lb/>
chelmoͤrderiſche Boͤſewicht trug kein Bedenken<lb/>
den Vorſchlag anzunehmen. Ein Markt-<lb/>ſchreier und Halb-Arzt, Tiroli mit Namen,<lb/>
ward durch eine anſehnliche Summe Geldes<lb/>
beſtochen; ging nach Sens; wußte ſich bei<lb/>
Harcourts Frau Eintritt und Zutrauen auf<lb/>ſeine Kunſt zu verſchaffen, und raͤumte ſie durch<lb/>
ein ſchleichendes Gift aus dem Wege. —<lb/>
Kaum vernahm jenes laſterhafte Paar die<lb/>
Nachricht ihres Todes, ſo kehrten beide nach<lb/>
Sens zuruͤck, ehlichten ſich und genoſſen einige<lb/>
Jahre hindurch die Fruͤchte ihres Laſters in<lb/>
Ruhe.</p><lb/><p>Doch indeß trieb Tiroli auf mancherlei Art<lb/>ſein Unweſen fort; und da er endlich, eines<lb/>
Straußenraubes halber, in die Haͤnde der Ge-<lb/>
rechtigkeit fiel, ſo geſtand er unter andern<lb/><fwplace="bottom"type="sig">A a</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[369/0377]
blindlings liebte, wolte ihm gern oͤffentlich ih-
re Hand, und mit ſolcher das ihr wieder zu-
gefallne Vermoͤgen uͤberliefern. Um dieſes
durchſezzen zu koͤnnen, muſte Harcourt ſich
erſt ſeines Weibes entledigt haben. Der meu-
chelmoͤrderiſche Boͤſewicht trug kein Bedenken
den Vorſchlag anzunehmen. Ein Markt-
ſchreier und Halb-Arzt, Tiroli mit Namen,
ward durch eine anſehnliche Summe Geldes
beſtochen; ging nach Sens; wußte ſich bei
Harcourts Frau Eintritt und Zutrauen auf
ſeine Kunſt zu verſchaffen, und raͤumte ſie durch
ein ſchleichendes Gift aus dem Wege. —
Kaum vernahm jenes laſterhafte Paar die
Nachricht ihres Todes, ſo kehrten beide nach
Sens zuruͤck, ehlichten ſich und genoſſen einige
Jahre hindurch die Fruͤchte ihres Laſters in
Ruhe.
Doch indeß trieb Tiroli auf mancherlei Art
ſein Unweſen fort; und da er endlich, eines
Straußenraubes halber, in die Haͤnde der Ge-
rechtigkeit fiel, ſo geſtand er unter andern
A a
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 369. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/377>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.