Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796.Glaublich genug war die Ausflucht; doch Glaublich genug war die Ausflucht; doch <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0371" n="363"/> <p>Glaublich genug war die Ausflucht; doch<lb/> fingen dieGerichte nun anArgwohn zu ſchoͤpfen.<lb/> Da auch von Spreazo eine Menge Einwohner<lb/> erſchienen; da alle der armen Amalie das beſte<lb/> Zeugnis ertheilten; vom Alibius aber verſicher-<lb/> ten: daß er vordem ſchon Frau und Tochter oft<lb/> hart behandelt habe; da entſchlos man ſich<lb/> endlich, dieſe Leztre wenigſtens vor der Hand<lb/> loszulaſſen, und lieber mit der peinlichen Frage<lb/> gegen den Alibius zu verfahren. Auf der<lb/> Stelle ward dieſes leztere ins Werk geſezt;<lb/> und der Nichtswuͤrdige, der ſo gelaſſen ſein<lb/> einziges Kind der Marter uͤberliefern konte,<lb/> fuͤhlte nun kaum an ſich ſelbſt die nemlichen<lb/> Qualen, als er alles geſtand, und nur in-<lb/> ſtaͤndigſt bat: daß man ſeiner jungen Frau<lb/> verſchone, weil dieſe bey ſeinen Verbrechen<lb/> ganz ſchuldlos und unwiſſend ſei. Man<lb/> ſchauderte bei dieſem furchtbaren Beiſpiel<lb/> eines wolluͤſtigen Alten, der grauſamer<lb/> Gatte, unnatuͤrlicher Vater, uͤberdachter<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [363/0371]
Glaublich genug war die Ausflucht; doch
fingen dieGerichte nun anArgwohn zu ſchoͤpfen.
Da auch von Spreazo eine Menge Einwohner
erſchienen; da alle der armen Amalie das beſte
Zeugnis ertheilten; vom Alibius aber verſicher-
ten: daß er vordem ſchon Frau und Tochter oft
hart behandelt habe; da entſchlos man ſich
endlich, dieſe Leztre wenigſtens vor der Hand
loszulaſſen, und lieber mit der peinlichen Frage
gegen den Alibius zu verfahren. Auf der
Stelle ward dieſes leztere ins Werk geſezt;
und der Nichtswuͤrdige, der ſo gelaſſen ſein
einziges Kind der Marter uͤberliefern konte,
fuͤhlte nun kaum an ſich ſelbſt die nemlichen
Qualen, als er alles geſtand, und nur in-
ſtaͤndigſt bat: daß man ſeiner jungen Frau
verſchone, weil dieſe bey ſeinen Verbrechen
ganz ſchuldlos und unwiſſend ſei. Man
ſchauderte bei dieſem furchtbaren Beiſpiel
eines wolluͤſtigen Alten, der grauſamer
Gatte, unnatuͤrlicher Vater, uͤberdachter
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Zitationshilfe: | Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 363. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/371>, abgerufen am 30.07.2024. |