hatte sich Alibius, dem algemeinen Glauben nach, zu Brescia befunden.
Ganz vorzüglich hatte der Bösewicht auf diesen lezten Punkt sich gesteift. Doch auch hier ergab sich jezt ein Umstand, der bedenklich zu werden drohte. Beim Ritt in jener Mord- nacht hatte Alibius -- wie schon erwähnt worden, -- sein Roß gewaltig gespornt, und das arme Thier hatte sich, bei dieser Eil, den Vorderbug ein wenig verstaucht. Der Huf- schmid, der ihm nachmals einen Verband auf- gelegt, war jezt ebenfalls zugegen; gedachte an diesen Vorfall, tratt hervor, und zeigte an, was er wuste. Noch verzagte Alibius nicht. Er gestand den Zufall des Pferdes; aber er be- hauptete, dasselbe damals einem jungen Mann aus Brescia geliehen zu haben, durch dessen alzuwilden raschen Gallop das Thier ange- griffen und seine eigne Güte gemisbraucht worden sei.
hatte ſich Alibius, dem algemeinen Glauben nach, zu Breſcia befunden.
Ganz vorzuͤglich hatte der Boͤſewicht auf dieſen lezten Punkt ſich geſteift. Doch auch hier ergab ſich jezt ein Umſtand, der bedenklich zu werden drohte. Beim Ritt in jener Mord- nacht hatte Alibius — wie ſchon erwaͤhnt worden, — ſein Roß gewaltig geſpornt, und das arme Thier hatte ſich, bei dieſer Eil, den Vorderbug ein wenig verſtaucht. Der Huf- ſchmid, der ihm nachmals einen Verband auf- gelegt, war jezt ebenfalls zugegen; gedachte an dieſen Vorfall, tratt hervor, und zeigte an, was er wuſte. Noch verzagte Alibius nicht. Er geſtand den Zufall des Pferdes; aber er be- hauptete, daſſelbe damals einem jungen Mann aus Breſcia geliehen zu haben, durch deſſen alzuwilden raſchen Gallop das Thier ange- griffen und ſeine eigne Guͤte gemisbraucht worden ſei.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0370"n="362"/>
hatte ſich Alibius, dem algemeinen Glauben<lb/>
nach, zu Breſcia befunden.</p><lb/><p>Ganz vorzuͤglich hatte der Boͤſewicht auf<lb/>
dieſen lezten Punkt ſich geſteift. Doch auch<lb/>
hier ergab ſich jezt ein Umſtand, der bedenklich<lb/>
zu werden drohte. Beim Ritt in jener Mord-<lb/>
nacht hatte Alibius — wie ſchon erwaͤhnt<lb/>
worden, —ſein Roß gewaltig geſpornt, und<lb/>
das arme Thier hatte ſich, bei dieſer Eil, den<lb/>
Vorderbug ein wenig verſtaucht. Der Huf-<lb/>ſchmid, der ihm nachmals einen Verband auf-<lb/>
gelegt, war jezt ebenfalls zugegen; gedachte an<lb/>
dieſen Vorfall, tratt hervor, und zeigte an,<lb/>
was er wuſte. Noch verzagte Alibius nicht.<lb/>
Er geſtand den Zufall des Pferdes; aber er be-<lb/>
hauptete, daſſelbe damals einem jungen Mann<lb/>
aus Breſcia geliehen zu haben, durch deſſen<lb/>
alzuwilden raſchen Gallop das Thier ange-<lb/>
griffen und ſeine eigne Guͤte gemisbraucht<lb/>
worden ſei.</p><lb/></div></div></body></text></TEI>
[362/0370]
hatte ſich Alibius, dem algemeinen Glauben
nach, zu Breſcia befunden.
Ganz vorzuͤglich hatte der Boͤſewicht auf
dieſen lezten Punkt ſich geſteift. Doch auch
hier ergab ſich jezt ein Umſtand, der bedenklich
zu werden drohte. Beim Ritt in jener Mord-
nacht hatte Alibius — wie ſchon erwaͤhnt
worden, — ſein Roß gewaltig geſpornt, und
das arme Thier hatte ſich, bei dieſer Eil, den
Vorderbug ein wenig verſtaucht. Der Huf-
ſchmid, der ihm nachmals einen Verband auf-
gelegt, war jezt ebenfalls zugegen; gedachte an
dieſen Vorfall, tratt hervor, und zeigte an,
was er wuſte. Noch verzagte Alibius nicht.
Er geſtand den Zufall des Pferdes; aber er be-
hauptete, daſſelbe damals einem jungen Mann
aus Breſcia geliehen zu haben, durch deſſen
alzuwilden raſchen Gallop das Thier ange-
griffen und ſeine eigne Guͤte gemisbraucht
worden ſei.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 362. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/370>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.