Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

eignes Leben retten wolle. Man war daher im
Begrif mit der Marter fortzufahren.

Aber zum Glück für die Aermste war grade
der Apothecker-Bursche zugegen, bei welchem
Alibius das Gift gekauft hatte. Er erinnerte
sich noch genau des Tages, wo jener zu sei-
nem Lehrherrn gekommen sei; verglich ihn in
Gedanken mit Amaliens Aussage, und fand,
daß die Zeit pünktlich eintreffe. Er benach-
richtigte sofort die Gerichte davon, und
fügte hinzu: daß Alibius auch den Tag vor
Menillens Ermordung sich abermals mit Ar-
senikum versehen habe. -- Allein auch hieraus
machte man noch nicht viel! Alibius bewieß
mit leichter Mühe, daß er in seiner Wohnung
gewaltig durch Razzen leide, und daß er, um
solche zu tödten, würklich schon Gift aufgestellt
habe. Ueberdies war Menille ja nicht durch Ar-
senikum, sondern offenbar durch einen ge-
waltsamen, ihr Haupt zerschmetterndenSchlag
umgekommen; und am Tage dieses Mordes

Z 5

eignes Leben retten wolle. Man war daher im
Begrif mit der Marter fortzufahren.

Aber zum Gluͤck fuͤr die Aermſte war grade
der Apothecker-Burſche zugegen, bei welchem
Alibius das Gift gekauft hatte. Er erinnerte
ſich noch genau des Tages, wo jener zu ſei-
nem Lehrherrn gekommen ſei; verglich ihn in
Gedanken mit Amaliens Ausſage, und fand,
daß die Zeit puͤnktlich eintreffe. Er benach-
richtigte ſofort die Gerichte davon, und
fuͤgte hinzu: daß Alibius auch den Tag vor
Menillens Ermordung ſich abermals mit Ar-
ſenikum verſehen habe. — Allein auch hieraus
machte man noch nicht viel! Alibius bewieß
mit leichter Muͤhe, daß er in ſeiner Wohnung
gewaltig durch Razzen leide, und daß er, um
ſolche zu toͤdten, wuͤrklich ſchon Gift aufgeſtellt
habe. Ueberdies war Menille ja nicht durch Ar-
ſenikum, ſondern offenbar durch einen ge-
waltſamen, ihr Haupt zerſchmetterndenSchlag
umgekommen; und am Tage dieſes Mordes

Z 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0369" n="361"/>
eignes Leben retten wolle. Man war daher im<lb/>
Begrif mit der Marter fortzufahren.</p><lb/>
          <p>Aber zum Glu&#x0364;ck fu&#x0364;r die Aerm&#x017F;te war grade<lb/>
der Apothecker-Bur&#x017F;che zugegen, bei welchem<lb/>
Alibius das Gift gekauft hatte. Er erinnerte<lb/>
&#x017F;ich noch genau des Tages, wo jener zu &#x017F;ei-<lb/>
nem Lehrherrn gekommen &#x017F;ei; verglich ihn in<lb/>
Gedanken mit Amaliens Aus&#x017F;age, und fand,<lb/>
daß die Zeit pu&#x0364;nktlich eintreffe. Er benach-<lb/>
richtigte &#x017F;ofort die Gerichte davon, und<lb/>
fu&#x0364;gte hinzu: daß Alibius auch den Tag vor<lb/>
Menillens Ermordung &#x017F;ich abermals mit Ar-<lb/>
&#x017F;enikum ver&#x017F;ehen habe. &#x2014; Allein auch hieraus<lb/>
machte man noch nicht viel! Alibius bewieß<lb/>
mit leichter Mu&#x0364;he, daß er in &#x017F;einer Wohnung<lb/>
gewaltig durch Razzen leide, und daß er, um<lb/>
&#x017F;olche zu to&#x0364;dten, wu&#x0364;rklich &#x017F;chon Gift aufge&#x017F;tellt<lb/>
habe. Ueberdies war Menille ja nicht durch Ar-<lb/>
&#x017F;enikum, &#x017F;ondern offenbar durch einen ge-<lb/>
walt&#x017F;amen, ihr Haupt zer&#x017F;chmetterndenSchlag<lb/>
umgekommen; und am Tage die&#x017F;es Mordes<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Z 5</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[361/0369] eignes Leben retten wolle. Man war daher im Begrif mit der Marter fortzufahren. Aber zum Gluͤck fuͤr die Aermſte war grade der Apothecker-Burſche zugegen, bei welchem Alibius das Gift gekauft hatte. Er erinnerte ſich noch genau des Tages, wo jener zu ſei- nem Lehrherrn gekommen ſei; verglich ihn in Gedanken mit Amaliens Ausſage, und fand, daß die Zeit puͤnktlich eintreffe. Er benach- richtigte ſofort die Gerichte davon, und fuͤgte hinzu: daß Alibius auch den Tag vor Menillens Ermordung ſich abermals mit Ar- ſenikum verſehen habe. — Allein auch hieraus machte man noch nicht viel! Alibius bewieß mit leichter Muͤhe, daß er in ſeiner Wohnung gewaltig durch Razzen leide, und daß er, um ſolche zu toͤdten, wuͤrklich ſchon Gift aufgeſtellt habe. Ueberdies war Menille ja nicht durch Ar- ſenikum, ſondern offenbar durch einen ge- waltſamen, ihr Haupt zerſchmetterndenSchlag umgekommen; und am Tage dieſes Mordes Z 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/369
Zitationshilfe: Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 361. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/369>, abgerufen am 24.11.2024.