Vorsaz, auch jene Dosin, wo möglich, zu ver- doppeln. Er fand sein Weib krank, und sei- ne Tochter in Thränen. -- "Die Mutter, er- zählte sie ihm, sey nach dem Genuß derjenigen Milch, die sie ihm vorgesezt, und die er stehn lassen, tödtlich krank geworden." -- Alibius spielte zum Schein den Betrübten; im Herzen grollte es ihm zwiefach. Nicht nur, weil seine Absicht vereitelt worden; (denn Menille befand sich auf der Besserung;) sondern weil er auch in dieser Erzählung einige Spuren von Verdacht gegen sich selbst zu entdecken glaubte. Er liebte überhaupt Amalien nicht. Sie war während seiner Entfernung verheirathet, Mutter von mehrern Kindern, wieder Wittwe, und in jeder Rücksicht ein braves Weib geworden. Doch die Sorgfalt, die sie für Menillen hegte, em- pfahl sie schlecht in Alibius Augen. Er hütete sich bei solchen Umständen wohl, nochmaligen Gebrauch von seinem Gifte zu machen. Er entfernte sich vielmehr bald; kam aber tief in der Nacht zum drittenmal wieder, und pochte
Vorſaz, auch jene Doſin, wo moͤglich, zu ver- doppeln. Er fand ſein Weib krank, und ſei- ne Tochter in Thraͤnen. — „Die Mutter, er- zaͤhlte ſie ihm, ſey nach dem Genuß derjenigen Milch, die ſie ihm vorgeſezt, und die er ſtehn laſſen, toͤdtlich krank geworden.“ — Alibius ſpielte zum Schein den Betruͤbten; im Herzen grollte es ihm zwiefach. Nicht nur, weil ſeine Abſicht vereitelt worden; (denn Menille befand ſich auf der Beſſerung;) ſondern weil er auch in dieſer Erzaͤhlung einige Spuren von Verdacht gegen ſich ſelbſt zu entdecken glaubte. Er liebte uͤberhaupt Amalien nicht. Sie war waͤhrend ſeiner Entfernung verheirathet, Mutter von mehrern Kindern, wieder Wittwe, und in jeder Ruͤckſicht ein braves Weib geworden. Doch die Sorgfalt, die ſie fuͤr Menillen hegte, em- pfahl ſie ſchlecht in Alibius Augen. Er huͤtete ſich bei ſolchen Umſtaͤnden wohl, nochmaligen Gebrauch von ſeinem Gifte zu machen. Er entfernte ſich vielmehr bald; kam aber tief in der Nacht zum drittenmal wieder, und pochte
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Vorſaz, auch jene Doſin, wo moͤglich, zu ver-
doppeln. Er fand ſein Weib krank, und ſei-
ne Tochter in Thraͤnen. — „Die Mutter, er-
zaͤhlte ſie ihm, ſey nach dem Genuß derjenigen
Milch, die ſie ihm vorgeſezt, und die er ſtehn
laſſen, toͤdtlich krank geworden.“ — Alibius
ſpielte zum Schein den Betruͤbten; im Herzen
grollte es ihm zwiefach. Nicht nur, weil ſeine
Abſicht vereitelt worden; (denn Menille befand
ſich auf der Beſſerung;) ſondern weil er auch
in dieſer Erzaͤhlung einige Spuren von Verdacht
gegen ſich ſelbſt zu entdecken glaubte. Er liebte
uͤberhaupt Amalien nicht. Sie war waͤhrend
ſeiner Entfernung verheirathet, Mutter von
mehrern Kindern, wieder Wittwe, und in jeder
Ruͤckſicht ein braves Weib geworden. Doch
die Sorgfalt, die ſie fuͤr Menillen hegte, em-
pfahl ſie ſchlecht in Alibius Augen. Er huͤtete
ſich bei ſolchen Umſtaͤnden wohl, nochmaligen
Gebrauch von ſeinem Gifte zu machen. Er
entfernte ſich vielmehr bald; kam aber tief in
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Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 356. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/364>, abgerufen am 24.11.2024.
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