nicht ein unglückliches Schicksal es anders mit ihm gefügt.
Adrian, der Besizzer des Gasthofs, hatte indeß den unseligen Wahn gefaßt, daß sein Gast unermeßliche Reichthümer bei sich führe; hatte den noch unseligern Entschlus hinzuge- fügt, sich deren zu bemächtigen, und den Rei- senden unbemerkt zu ermorden. Er entdeckte diesen Vorsaz seinem Weibe; sie schauderte zu- rück, und beschwur ihren Mann mit Thränen einen so schrecklichen Gedanken aufzugeben. Der Nichtswürdige sah bald, daß er sie nicht zur Theilnahme bereden werde; er stelte sich daher von ihren Bitten gerührt, von ihren Gründen überzeugt; unterm Vorwand, daß ihr Vater gefährlich krank sei, wußt' er sie ei- nige Meilen weit zu entfernen, und schritt dann sofort zur Sache. Noch ein anderer Bösewicht, durchs Angebot der halben Beute gewonnen, war sein Gehülfe. Des Nachts überfielen sie den Juwelier in seinem Bette, erwürgten ihn, und vergruben den Leichnam
nicht ein ungluͤckliches Schickſal es anders mit ihm gefuͤgt.
Adrian, der Beſizzer des Gaſthofs, hatte indeß den unſeligen Wahn gefaßt, daß ſein Gaſt unermeßliche Reichthuͤmer bei ſich fuͤhre; hatte den noch unſeligern Entſchlus hinzuge- fuͤgt, ſich deren zu bemaͤchtigen, und den Rei- ſenden unbemerkt zu ermorden. Er entdeckte dieſen Vorſaz ſeinem Weibe; ſie ſchauderte zu- ruͤck, und beſchwur ihren Mann mit Thraͤnen einen ſo ſchrecklichen Gedanken aufzugeben. Der Nichtswuͤrdige ſah bald, daß er ſie nicht zur Theilnahme bereden werde; er ſtelte ſich daher von ihren Bitten geruͤhrt, von ihren Gruͤnden uͤberzeugt; unterm Vorwand, daß ihr Vater gefaͤhrlich krank ſei, wußt' er ſie ei- nige Meilen weit zu entfernen, und ſchritt dann ſofort zur Sache. Noch ein anderer Boͤſewicht, durchs Angebot der halben Beute gewonnen, war ſein Gehuͤlfe. Des Nachts uͤberfielen ſie den Juwelier in ſeinem Bette, erwuͤrgten ihn, und vergruben den Leichnam
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nicht ein ungluͤckliches Schickſal es anders mit
ihm gefuͤgt.
Adrian, der Beſizzer des Gaſthofs, hatte
indeß den unſeligen Wahn gefaßt, daß ſein
Gaſt unermeßliche Reichthuͤmer bei ſich fuͤhre;
hatte den noch unſeligern Entſchlus hinzuge-
fuͤgt, ſich deren zu bemaͤchtigen, und den Rei-
ſenden unbemerkt zu ermorden. Er entdeckte
dieſen Vorſaz ſeinem Weibe; ſie ſchauderte zu-
ruͤck, und beſchwur ihren Mann mit Thraͤnen
einen ſo ſchrecklichen Gedanken aufzugeben.
Der Nichtswuͤrdige ſah bald, daß er ſie nicht
zur Theilnahme bereden werde; er ſtelte ſich
daher von ihren Bitten geruͤhrt, von ihren
Gruͤnden uͤberzeugt; unterm Vorwand, daß
ihr Vater gefaͤhrlich krank ſei, wußt' er ſie ei-
nige Meilen weit zu entfernen, und ſchritt
dann ſofort zur Sache. Noch ein anderer
Boͤſewicht, durchs Angebot der halben Beute
gewonnen, war ſein Gehuͤlfe. Des Nachts
uͤberfielen ſie den Juwelier in ſeinem Bette,
erwuͤrgten ihn, und vergruben den Leichnam
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Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 348. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/356>, abgerufen am 24.11.2024.
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