Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796.Freunde haben möchte; -- das weiß ich aller- X 2
Freunde haben moͤchte; — das weiß ich aller- X 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0331" n="323"/> Freunde haben moͤchte; — das weiß ich aller-<lb/> dings. Ueberhaupt ſchlaͤgt hier eine wichtige<lb/> Frage ein; eine der wichtigſten im ganzen Kri-<lb/> minal-Rechte! die Frage: „Darf der Rich-<lb/> „ter, es ſei mittelbar oder unmittelbar, dem<lb/> „Beklagten und Verdaͤchtigen ſein Geſtaͤndnis<lb/> „durch Liſt entlocken? Jſt dies nicht eben ſo<lb/> „ſchaͤndlich, ſo unbeweiſend, als Erpreſſung<lb/> „durch Gewalt?“ — Sich hier uͤber dieſen<lb/> Punkt weitlaͤuftig zu verbreiten, waͤre ganz ge-<lb/> gen Zeit und Ort. Schon haben uͤber ihnFreun-<lb/> de der Menſchheit und der Menſchlichkeit viel<lb/> geſchrieben; ſchon hat die Geſezgebung ſelbſt,<lb/> in einigenStaaten und in neuernZeiten, darauf<lb/> Obacht genommen. Aber noch iſt ſie in andern<lb/> weit — weit zuruͤck! Noch erlauben ſich ſehr<lb/> oft einzelne Richter, was die Geſezze im All-<lb/> gemeinen verbieten; und noch ſind uͤberhaupt<lb/> die Grenzen: wo loͤblicher Gerechtigkeits- Ei-<lb/> fer aufhoͤrt, und unredliche Liſt anfaͤngt,<lb/> nicht mit gehoͤriger Schaͤrfe gezogen worden.</p><lb/> <fw place="bottom" type="sig">X 2</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [323/0331]
Freunde haben moͤchte; — das weiß ich aller-
dings. Ueberhaupt ſchlaͤgt hier eine wichtige
Frage ein; eine der wichtigſten im ganzen Kri-
minal-Rechte! die Frage: „Darf der Rich-
„ter, es ſei mittelbar oder unmittelbar, dem
„Beklagten und Verdaͤchtigen ſein Geſtaͤndnis
„durch Liſt entlocken? Jſt dies nicht eben ſo
„ſchaͤndlich, ſo unbeweiſend, als Erpreſſung
„durch Gewalt?“ — Sich hier uͤber dieſen
Punkt weitlaͤuftig zu verbreiten, waͤre ganz ge-
gen Zeit und Ort. Schon haben uͤber ihnFreun-
de der Menſchheit und der Menſchlichkeit viel
geſchrieben; ſchon hat die Geſezgebung ſelbſt,
in einigenStaaten und in neuernZeiten, darauf
Obacht genommen. Aber noch iſt ſie in andern
weit — weit zuruͤck! Noch erlauben ſich ſehr
oft einzelne Richter, was die Geſezze im All-
gemeinen verbieten; und noch ſind uͤberhaupt
die Grenzen: wo loͤblicher Gerechtigkeits- Ei-
fer aufhoͤrt, und unredliche Liſt anfaͤngt,
nicht mit gehoͤriger Schaͤrfe gezogen worden.
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Zitationshilfe: | Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 323. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/331>, abgerufen am 30.07.2024. |