zutragen. Beiher ermahnt' er ihn immer: ja nichts zu gestehn, wenn er doch vielleicht in Verdacht käme, und befragt würde. Auch dürfe er sich nicht fürchten, selbst einen Mein- eid zu schwören; denn es sei bloßer Aberglau- be, daß man dann binnen Jahr und Tag ster- ben müsse!" -- Eine Tröstung, die im Mun- de eines solchen, selbst abergläubischen Böse- wichts, fast drollig klingen würde, wenn sie bei einer andern, minder gräßlichen, Gelegen- heit gegeben worden wäre!
Einige Stunden nachher ward der Leichnam der Ermordeten gefunden. Zen** spielte, so gut er nur konte, den Erschrocknen und Betrübten. Doch nicht lange entging er und So**r dem Verdachte. Seine frühern Reden bei jener Hirtin und andern Bekannten erregten jezt erst Muthmaßungen. Auch hatten die Nachbarn eine Mannsperson früh aus Zen**s Garten je- nem Busche, wo die That geschehen, zulaufen gesehn, und argwohnten auf So**r. Wie bei- de verhaftet wurden, wie sie alles endlich ein-
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zutragen. Beiher ermahnt' er ihn immer: ja nichts zu geſtehn, wenn er doch vielleicht in Verdacht kaͤme, und befragt wuͤrde. Auch duͤrfe er ſich nicht fuͤrchten, ſelbſt einen Mein- eid zu ſchwoͤren; denn es ſei bloßer Aberglau- be, daß man dann binnen Jahr und Tag ſter- ben muͤſſe!“ — Eine Troͤſtung, die im Mun- de eines ſolchen, ſelbſt aberglaͤubiſchen Boͤſe- wichts, faſt drollig klingen wuͤrde, wenn ſie bei einer andern, minder graͤßlichen, Gelegen- heit gegeben worden waͤre!
Einige Stunden nachher ward der Leichnam der Ermordeten gefunden. Zen** ſpielte, ſo gut er nur konte, den Erſchrocknen und Betruͤbten. Doch nicht lange entging er und So**r dem Verdachte. Seine fruͤhern Reden bei jener Hirtin und andern Bekannten erregten jezt erſt Muthmaßungen. Auch hatten die Nachbarn eine Mannsperſon fruͤh aus Zen**s Garten je- nem Buſche, wo die That geſchehen, zulaufen geſehn, und argwohnten auf So**r. Wie bei- de verhaftet wurden, wie ſie alles endlich ein-
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zutragen. Beiher ermahnt' er ihn immer: ja
nichts zu geſtehn, wenn er doch vielleicht in
Verdacht kaͤme, und befragt wuͤrde. Auch
duͤrfe er ſich nicht fuͤrchten, ſelbſt einen Mein-
eid zu ſchwoͤren; denn es ſei bloßer Aberglau-
be, daß man dann binnen Jahr und Tag ſter-
ben muͤſſe!“ — Eine Troͤſtung, die im Mun-
de eines ſolchen, ſelbſt aberglaͤubiſchen Boͤſe-
wichts, faſt drollig klingen wuͤrde, wenn ſie
bei einer andern, minder graͤßlichen, Gelegen-
heit gegeben worden waͤre!
Einige Stunden nachher ward der Leichnam
der Ermordeten gefunden. Zen** ſpielte, ſo gut
er nur konte, den Erſchrocknen und Betruͤbten.
Doch nicht lange entging er und So**r dem
Verdachte. Seine fruͤhern Reden bei jener
Hirtin und andern Bekannten erregten jezt erſt
Muthmaßungen. Auch hatten die Nachbarn
eine Mannsperſon fruͤh aus Zen**s Garten je-
nem Buſche, wo die That geſchehen, zulaufen
geſehn, und argwohnten auf So**r. Wie bei-
de verhaftet wurden, wie ſie alles endlich ein-
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Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/239>, abgerufen am 24.11.2024.
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