die (wo möglich) noch sinnloser und eben so unausführbar waren. -- Die Reihe traf daher wiederum Gift.*) So**r entsann sich, daß sein voriger Dienstherr, ein Gast- wirth zu Horzin, Rattenpulver besessen habe. Zen** drang sofort in ihn, hinzugehn und solches zu holen. Der Knecht ging; doch nur zum Schein. Sein Gewissen erwachte. Er gab vor, kein solches Pulver mehr gefunden zu ha- ben. Als Zen** noch ein paarmal ihn hinschi- cken wollte, brachte So**r, um nur Ruhe zu haben, gepülfertes Glas zurück; widerrieth aber selbst, solches der Frau zu geben, weil es -- nichts schaden würde. Auch Zen** scheint den Betrug gemerkt zu haben; er vergrub das
*) Schon Herr Klein in seinen vortreflichen Annalen preußischer Gesezgebung macht an mehrern Orten die Bemerkung: daß grade die niedrigere Klasse von Men- schen in Teutschland weit mehr, als die Vor- nehmere; wenn sie Rache, Haß, oder Scha- denabsicht zu befriedigen sucht, ihre Zuflucht zu Vergiftungen nimmt. Jn andern Ländern thut es die vornehmere Klasse.
die (wo moͤglich) noch ſinnloſer und eben ſo unausfuͤhrbar waren. — Die Reihe traf daher wiederum Gift.*) So**r entſann ſich, daß ſein voriger Dienſtherr, ein Gaſt- wirth zu Horzin, Rattenpulver beſeſſen habe. Zen** drang ſofort in ihn, hinzugehn und ſolches zu holen. Der Knecht ging; doch nur zum Schein. Sein Gewiſſen erwachte. Er gab vor, kein ſolches Pulver mehr gefunden zu ha- ben. Als Zen** noch ein paarmal ihn hinſchi- cken wollte, brachte So**r, um nur Ruhe zu haben, gepuͤlfertes Glas zuruͤck; widerrieth aber ſelbſt, ſolches der Frau zu geben, weil es — nichts ſchaden wuͤrde. Auch Zen** ſcheint den Betrug gemerkt zu haben; er vergrub das
*) Schon Herr Klein in ſeinen vortreflichen Annalen preußiſcher Geſezgebung macht an mehrern Orten die Bemerkung: daß grade die niedrigere Klaſſe von Men- ſchen in Teutſchland weit mehr, als die Vor- nehmere; wenn ſie Rache, Haß, oder Scha- denabſicht zu befriedigen ſucht, ihre Zuflucht zu Vergiftungen nimmt. Jn andern Ländern thut es die vornehmere Klaſſe.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0231"n="223"/>
die (wo moͤglich) noch ſinnloſer und eben ſo<lb/>
unausfuͤhrbar waren. — Die Reihe traf<lb/>
daher wiederum <hirendition="#g">Gift</hi>.<noteplace="foot"n="*)">Schon Herr <hirendition="#g">Klein</hi> in ſeinen vortreflichen<lb/><hirendition="#g">Annalen preußiſcher Geſezgebung</hi><lb/>
macht an mehrern Orten die Bemerkung:<lb/>
daß grade die <hirendition="#g">niedrigere</hi> Klaſſe von Men-<lb/>ſchen in Teutſchland weit mehr, als die Vor-<lb/>
nehmere; wenn ſie Rache, Haß, oder Scha-<lb/>
denabſicht zu befriedigen ſucht, ihre Zuflucht<lb/>
zu <hirendition="#g">Vergiftungen</hi> nimmt. Jn andern<lb/>
Ländern thut es die <hirendition="#g">vornehmere</hi> Klaſſe.</note> So**r entſann<lb/>ſich, daß ſein voriger Dienſtherr, ein Gaſt-<lb/>
wirth zu Horzin, Rattenpulver beſeſſen habe.<lb/>
Zen** drang ſofort in ihn, hinzugehn und<lb/>ſolches zu holen. Der Knecht ging; doch nur<lb/>
zum Schein. Sein Gewiſſen erwachte. Er gab<lb/>
vor, kein ſolches Pulver mehr gefunden zu ha-<lb/>
ben. Als Zen** noch ein paarmal ihn hinſchi-<lb/>
cken wollte, brachte So**r, um nur Ruhe zu<lb/>
haben, gepuͤlfertes Glas zuruͤck; widerrieth<lb/>
aber ſelbſt, ſolches der Frau zu geben, weil es —<lb/>
nichts ſchaden wuͤrde. Auch Zen** ſcheint den<lb/>
Betrug gemerkt zu haben; er vergrub das<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[223/0231]
die (wo moͤglich) noch ſinnloſer und eben ſo
unausfuͤhrbar waren. — Die Reihe traf
daher wiederum Gift. *) So**r entſann
ſich, daß ſein voriger Dienſtherr, ein Gaſt-
wirth zu Horzin, Rattenpulver beſeſſen habe.
Zen** drang ſofort in ihn, hinzugehn und
ſolches zu holen. Der Knecht ging; doch nur
zum Schein. Sein Gewiſſen erwachte. Er gab
vor, kein ſolches Pulver mehr gefunden zu ha-
ben. Als Zen** noch ein paarmal ihn hinſchi-
cken wollte, brachte So**r, um nur Ruhe zu
haben, gepuͤlfertes Glas zuruͤck; widerrieth
aber ſelbſt, ſolches der Frau zu geben, weil es —
nichts ſchaden wuͤrde. Auch Zen** ſcheint den
Betrug gemerkt zu haben; er vergrub das
*) Schon Herr Klein in ſeinen vortreflichen
Annalen preußiſcher Geſezgebung
macht an mehrern Orten die Bemerkung:
daß grade die niedrigere Klaſſe von Men-
ſchen in Teutſchland weit mehr, als die Vor-
nehmere; wenn ſie Rache, Haß, oder Scha-
denabſicht zu befriedigen ſucht, ihre Zuflucht
zu Vergiftungen nimmt. Jn andern
Ländern thut es die vornehmere Klaſſe.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/231>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.