Jener eingeständige Falschmünzer hatte nur gegen den Gestorbnen und gegen den zweiten Mitschuldigen gehörig und bestimt ausgesagt. Williams Frau war todt. Jhre Erzälung hatte nur du Moulins Gattin mit angehört, die hier unmöglich für unparteiisch gelten konn- te. Von den Ueberwiesenen hatte freilich kei- ner den du Moulin selbst als Mitschuldigen angegeben. Seine Freunde hoben diesen Um- stand sehr zu seinem Vortheil aus. Recht betrachtet, bewies er nichts. Die aufgefund- nen Stempel blieben immer dem ohngeachtet ein harter Verdacht.
Doch während auf diese Art die öffentliche Meinung noch hin und herschwankte, war man so glücklich, bei einer nochmaligen Un- tersuchung, in einem Schranke, der du Mou- lins Diener gehörte, eine kleine, sehr gut ver- borgne Schublade, und in dieser einen Bund Schlüssel, nebst einem in Wachs abgedrück- ten zu finden. Diesen Abdruck verglich man mit den Schlüsseln selbst, und sieh da, derje-
Jener eingeſtaͤndige Falſchmuͤnzer hatte nur gegen den Geſtorbnen und gegen den zweiten Mitſchuldigen gehoͤrig und beſtimt ausgeſagt. Williams Frau war todt. Jhre Erzaͤlung hatte nur du Moulins Gattin mit angehoͤrt, die hier unmoͤglich fuͤr unparteiiſch gelten konn- te. Von den Ueberwieſenen hatte freilich kei- ner den du Moulin ſelbſt als Mitſchuldigen angegeben. Seine Freunde hoben dieſen Um- ſtand ſehr zu ſeinem Vortheil aus. Recht betrachtet, bewies er nichts. Die aufgefund- nen Stempel blieben immer dem ohngeachtet ein harter Verdacht.
Doch waͤhrend auf dieſe Art die oͤffentliche Meinung noch hin und herſchwankte, war man ſo gluͤcklich, bei einer nochmaligen Un- terſuchung, in einem Schranke, der du Mou- lins Diener gehoͤrte, eine kleine, ſehr gut ver- borgne Schublade, und in dieſer einen Bund Schluͤſſel, nebſt einem in Wachs abgedruͤck- ten zu finden. Dieſen Abdruck verglich man mit den Schluͤſſeln ſelbſt, und ſieh da, derje-
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Jener eingeſtaͤndige Falſchmuͤnzer hatte nur
gegen den Geſtorbnen und gegen den zweiten
Mitſchuldigen gehoͤrig und beſtimt ausgeſagt.
Williams Frau war todt. Jhre Erzaͤlung
hatte nur du Moulins Gattin mit angehoͤrt,
die hier unmoͤglich fuͤr unparteiiſch gelten konn-
te. Von den Ueberwieſenen hatte freilich kei-
ner den du Moulin ſelbſt als Mitſchuldigen
angegeben. Seine Freunde hoben dieſen Um-
ſtand ſehr zu ſeinem Vortheil aus. Recht
betrachtet, bewies er nichts. Die aufgefund-
nen Stempel blieben immer dem ohngeachtet
ein harter Verdacht.
Doch waͤhrend auf dieſe Art die oͤffentliche
Meinung noch hin und herſchwankte, war
man ſo gluͤcklich, bei einer nochmaligen Un-
terſuchung, in einem Schranke, der du Mou-
lins Diener gehoͤrte, eine kleine, ſehr gut ver-
borgne Schublade, und in dieſer einen Bund
Schluͤſſel, nebſt einem in Wachs abgedruͤck-
ten zu finden. Dieſen Abdruck verglich man
mit den Schluͤſſeln ſelbſt, und ſieh da, derje-
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Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/198>, abgerufen am 23.11.2024.
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