Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

sechs Goldstücke zum Vorschein, und versicher-
te: sie wären ein Theil jener empfangnen
Summe, aber von so schlechtem Metall, daß
er ihre Auswechslung begehren müsse. Harris
untersuchte dieselben, erkante ebenfalls ihre Un-
ächtheit, behauptete aber zugleich: er wisse gewiß
daß sie nicht unter seiner Auszahlung befindlich
gewesen wären. Du Moulin blieb auf seinem
Sazze. "Er habe," sagte er, "dieses Geld in
"einen Schubladen ganz allein gelegt; habe
"es sofort zur Bezalung eines bald gefälligen
"Wechsels bestimt; habe, da solcher heute
"eingegangen, das bisher verschloßne Fach
"geöfnet, und beim Aufzälen diese unächten
"Stücke gefunden. Kein andrer Mensch sei
"in diesen Schrank gekommen; kein Jrrthum
"sei möglich; und ganz gewiß wären es die-
"selben Münzen, die er gleich anfangs habe
"ausschießen wollen." -- Harris gerieth
nun auch in Eifer, und beschuldigte seinen Geg-
ner der Betrügerei. Du Moulin, durch diesen
Vorwurf nicht in Furcht, aber wohl in Zorn

M 3

ſechs Goldſtuͤcke zum Vorſchein, und verſicher-
te: ſie waͤren ein Theil jener empfangnen
Summe, aber von ſo ſchlechtem Metall, daß
er ihre Auswechslung begehren muͤſſe. Harris
unterſuchte dieſelben, erkante ebenfalls ihre Un-
aͤchtheit, behauptete aber zugleich: er wiſſe gewiß
daß ſie nicht unter ſeiner Auszahlung befindlich
geweſen waͤren. Du Moulin blieb auf ſeinem
Sazze. „Er habe,“ ſagte er, „dieſes Geld in
„einen Schubladen ganz allein gelegt; habe
„es ſofort zur Bezalung eines bald gefaͤlligen
„Wechſels beſtimt; habe, da ſolcher heute
„eingegangen, das bisher verſchloßne Fach
„geoͤfnet, und beim Aufzaͤlen dieſe unaͤchten
„Stuͤcke gefunden. Kein andrer Menſch ſei
„in dieſen Schrank gekommen; kein Jrrthum
„ſei moͤglich; und ganz gewiß waͤren es die-
„ſelben Muͤnzen, die er gleich anfangs habe
„ausſchießen wollen.“ — Harris gerieth
nun auch in Eifer, und beſchuldigte ſeinen Geg-
ner der Betruͤgerei. Du Moulin, durch dieſen
Vorwurf nicht in Furcht, aber wohl in Zorn

M 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0189" n="181"/>
&#x017F;echs Gold&#x017F;tu&#x0364;cke zum Vor&#x017F;chein, und ver&#x017F;icher-<lb/>
te: &#x017F;ie wa&#x0364;ren ein Theil jener empfangnen<lb/>
Summe, aber von &#x017F;o &#x017F;chlechtem Metall, daß<lb/>
er ihre Auswechslung begehren mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e. Harris<lb/>
unter&#x017F;uchte die&#x017F;elben, erkante ebenfalls ihre Un-<lb/>
a&#x0364;chtheit, behauptete aber zugleich: er wi&#x017F;&#x017F;e gewiß<lb/>
daß &#x017F;ie nicht unter &#x017F;einer Auszahlung befindlich<lb/>
gewe&#x017F;en wa&#x0364;ren. Du Moulin blieb auf &#x017F;einem<lb/>
Sazze. &#x201E;Er habe,&#x201C; &#x017F;agte er, &#x201E;die&#x017F;es Geld in<lb/>
&#x201E;einen Schubladen ganz allein gelegt; habe<lb/>
&#x201E;es &#x017F;ofort zur Bezalung eines bald gefa&#x0364;lligen<lb/>
&#x201E;Wech&#x017F;els be&#x017F;timt; habe, da &#x017F;olcher heute<lb/>
&#x201E;eingegangen, das bisher ver&#x017F;chloßne Fach<lb/>
&#x201E;geo&#x0364;fnet, und beim Aufza&#x0364;len die&#x017F;e una&#x0364;chten<lb/>
&#x201E;Stu&#x0364;cke gefunden. Kein andrer Men&#x017F;ch &#x017F;ei<lb/>
&#x201E;in die&#x017F;en Schrank gekommen; kein Jrrthum<lb/>
&#x201E;&#x017F;ei mo&#x0364;glich; und ganz gewiß wa&#x0364;ren es die-<lb/>
&#x201E;&#x017F;elben Mu&#x0364;nzen, die er gleich anfangs habe<lb/>
&#x201E;aus&#x017F;chießen wollen.&#x201C; &#x2014; Harris gerieth<lb/>
nun auch in Eifer, und be&#x017F;chuldigte &#x017F;einen Geg-<lb/>
ner der Betru&#x0364;gerei. Du Moulin, durch die&#x017F;en<lb/>
Vorwurf nicht in Furcht, aber wohl in Zorn<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">M 3</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[181/0189] ſechs Goldſtuͤcke zum Vorſchein, und verſicher- te: ſie waͤren ein Theil jener empfangnen Summe, aber von ſo ſchlechtem Metall, daß er ihre Auswechslung begehren muͤſſe. Harris unterſuchte dieſelben, erkante ebenfalls ihre Un- aͤchtheit, behauptete aber zugleich: er wiſſe gewiß daß ſie nicht unter ſeiner Auszahlung befindlich geweſen waͤren. Du Moulin blieb auf ſeinem Sazze. „Er habe,“ ſagte er, „dieſes Geld in „einen Schubladen ganz allein gelegt; habe „es ſofort zur Bezalung eines bald gefaͤlligen „Wechſels beſtimt; habe, da ſolcher heute „eingegangen, das bisher verſchloßne Fach „geoͤfnet, und beim Aufzaͤlen dieſe unaͤchten „Stuͤcke gefunden. Kein andrer Menſch ſei „in dieſen Schrank gekommen; kein Jrrthum „ſei moͤglich; und ganz gewiß waͤren es die- „ſelben Muͤnzen, die er gleich anfangs habe „ausſchießen wollen.“ — Harris gerieth nun auch in Eifer, und beſchuldigte ſeinen Geg- ner der Betruͤgerei. Du Moulin, durch dieſen Vorwurf nicht in Furcht, aber wohl in Zorn M 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/189
Zitationshilfe: Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/189>, abgerufen am 27.11.2024.