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Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796.

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Ehrlichkeit. Da sie mit Waaren handeln,
worauf fast immer ein hoher Jmpost steht,
und mit welchen ein vorzüglicher Schleichhan-
del getrieben wird, so gilt selbst der Ankauf
beim königlichen Zollhause nur größtentheils
für einen Deckmantel eigner Kontrebande.
Du Moulin, überdies noch Ausländer, und
von einer Landsmannschaft, die man in Eng-
land niemals liebte, blieb sehr natürlich von
diesem Verdacht auch nicht befreit. Dennoch
hätte er dies leicht verschmerzen können, wäre
nur zu jenem allgemeinen Argwohn nicht noch
ein neuer, blos persönlicher, hinzugekommen.
Man bemerkte nämlich in einiger Zeit, daß du
Moulin oft falsches Gold ausgäbe; es noch
dazu auf eine Art ausgäbe, die ihn zwiefach
verhaßt machen mußte. Wenn er oft von
rechtlichen Leuten Geld empfangen hatte, kam
er nach einiger Zeit mit falschgemünzten Stük-
ken; behauptete, solche von ihnen empfangen
zu haben, und verlangte Auswechslung der-
selben. Wiewohl nun jene oft mit vieler Hizze

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Ehrlichkeit. Da ſie mit Waaren handeln,
worauf faſt immer ein hoher Jmpoſt ſteht,
und mit welchen ein vorzuͤglicher Schleichhan-
del getrieben wird, ſo gilt ſelbſt der Ankauf
beim koͤniglichen Zollhauſe nur groͤßtentheils
fuͤr einen Deckmantel eigner Kontrebande.
Du Moulin, uͤberdies noch Auslaͤnder, und
von einer Landsmannſchaft, die man in Eng-
land niemals liebte, blieb ſehr natuͤrlich von
dieſem Verdacht auch nicht befreit. Dennoch
haͤtte er dies leicht verſchmerzen koͤnnen, waͤre
nur zu jenem allgemeinen Argwohn nicht noch
ein neuer, blos perſoͤnlicher, hinzugekommen.
Man bemerkte naͤmlich in einiger Zeit, daß du
Moulin oft falſches Gold ausgaͤbe; es noch
dazu auf eine Art ausgaͤbe, die ihn zwiefach
verhaßt machen mußte. Wenn er oft von
rechtlichen Leuten Geld empfangen hatte, kam
er nach einiger Zeit mit falſchgemuͤnzten Stuͤk-
ken; behauptete, ſolche von ihnen empfangen
zu haben, und verlangte Auswechslung der-
ſelben. Wiewohl nun jene oft mit vieler Hizze

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[179/0187] Ehrlichkeit. Da ſie mit Waaren handeln, worauf faſt immer ein hoher Jmpoſt ſteht, und mit welchen ein vorzuͤglicher Schleichhan- del getrieben wird, ſo gilt ſelbſt der Ankauf beim koͤniglichen Zollhauſe nur groͤßtentheils fuͤr einen Deckmantel eigner Kontrebande. Du Moulin, uͤberdies noch Auslaͤnder, und von einer Landsmannſchaft, die man in Eng- land niemals liebte, blieb ſehr natuͤrlich von dieſem Verdacht auch nicht befreit. Dennoch haͤtte er dies leicht verſchmerzen koͤnnen, waͤre nur zu jenem allgemeinen Argwohn nicht noch ein neuer, blos perſoͤnlicher, hinzugekommen. Man bemerkte naͤmlich in einiger Zeit, daß du Moulin oft falſches Gold ausgaͤbe; es noch dazu auf eine Art ausgaͤbe, die ihn zwiefach verhaßt machen mußte. Wenn er oft von rechtlichen Leuten Geld empfangen hatte, kam er nach einiger Zeit mit falſchgemuͤnzten Stuͤk- ken; behauptete, ſolche von ihnen empfangen zu haben, und verlangte Auswechslung der- ſelben. Wiewohl nun jene oft mit vieler Hizze M 2

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Zitationshilfe: Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/187>, abgerufen am 23.11.2024.