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Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796.

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Verdächtige Umstände, fremde Zeugnisse,
eigne Widersprüche, häuften sich iezt stärker,
als vorher, gegen ihn. Die Justiz, ihrem
damaligen Schlendrian getreu, sprach aber-
mals auf geschärfte peinliche Frage. Man
fand dies volkommen in der Ordnung; nur
war man verlegen drüber: welche Marter
eigentlich gegen eine Person zu gebrauchen sei,
deren Hartnäckigkeit man schon aus Proben
kante. Der Culmbacher Freimann bot auch
hier seine Beihülfe an; und mit einem Scharf-
sinn, der jeden gefühlvollen Menschen zwar
zu Unwillen und Abscheu reizt, den man aber
ein halbes Jahrhundert früher, bei Leuten
seiner Art, sehr zu billigen pflegte, zwang er
das wirklich, was er zwingen wolte. Denn
ein feines baumwollenes Hemde, in Baumöl
eingetaucht, und mit einer gewissen Vorsicht
am Leibe des Hundssattlers angezündet, ver-
ursachte diesem so unerträgliche Schmerzen,
daß er sich endlich alles zu bekennen erbot.

Verdaͤchtige Umſtaͤnde, fremde Zeugniſſe,
eigne Widerſpruͤche, haͤuften ſich iezt ſtaͤrker,
als vorher, gegen ihn. Die Juſtiz, ihrem
damaligen Schlendrian getreu, ſprach aber-
mals auf geſchaͤrfte peinliche Frage. Man
fand dies volkommen in der Ordnung; nur
war man verlegen druͤber: welche Marter
eigentlich gegen eine Perſon zu gebrauchen ſei,
deren Hartnaͤckigkeit man ſchon aus Proben
kante. Der Culmbacher Freimann bot auch
hier ſeine Beihuͤlfe an; und mit einem Scharf-
ſinn, der jeden gefuͤhlvollen Menſchen zwar
zu Unwillen und Abſcheu reizt, den man aber
ein halbes Jahrhundert fruͤher, bei Leuten
ſeiner Art, ſehr zu billigen pflegte, zwang er
das wirklich, was er zwingen wolte. Denn
ein feines baumwollenes Hemde, in Baumoͤl
eingetaucht, und mit einer gewiſſen Vorſicht
am Leibe des Hundsſattlers angezuͤndet, ver-
urſachte dieſem ſo unertraͤgliche Schmerzen,
daß er ſich endlich alles zu bekennen erbot.

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[160/0168] Verdaͤchtige Umſtaͤnde, fremde Zeugniſſe, eigne Widerſpruͤche, haͤuften ſich iezt ſtaͤrker, als vorher, gegen ihn. Die Juſtiz, ihrem damaligen Schlendrian getreu, ſprach aber- mals auf geſchaͤrfte peinliche Frage. Man fand dies volkommen in der Ordnung; nur war man verlegen druͤber: welche Marter eigentlich gegen eine Perſon zu gebrauchen ſei, deren Hartnaͤckigkeit man ſchon aus Proben kante. Der Culmbacher Freimann bot auch hier ſeine Beihuͤlfe an; und mit einem Scharf- ſinn, der jeden gefuͤhlvollen Menſchen zwar zu Unwillen und Abſcheu reizt, den man aber ein halbes Jahrhundert fruͤher, bei Leuten ſeiner Art, ſehr zu billigen pflegte, zwang er das wirklich, was er zwingen wolte. Denn ein feines baumwollenes Hemde, in Baumoͤl eingetaucht, und mit einer gewiſſen Vorſicht am Leibe des Hundsſattlers angezuͤndet, ver- urſachte dieſem ſo unertraͤgliche Schmerzen, daß er ſich endlich alles zu bekennen erbot.

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Zitationshilfe: Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/168>, abgerufen am 27.11.2024.