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Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796.

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versprach: bei erster vorfallender Gelegenheit
auf Verbesserung seiner Umstände zu denken.

Einst kam der Krämer und seine angebliche
Frau grade zu einer Zeit, wo die Noth des
Webers äußerst groß und dringend war. Er
solte vier Gulden, die ein harter Gläubiger
ihm vorgestrekt, zalen, oder des andern Mor-
gens sein Handwerksgeräthe sich auspfänden
lassen. Jm ganzen Hause waren keine vier
Kreuzer aufzutreiben; zu verkaufen oder zu
versezzen war auch nichts mehr; kein neuer
Darleiher wolte sich finden, und der Aeltere
war unerbittlich. Die arme Frau rang die
Hände; der Mann saß hinter seinem Weber-
stuhl, stum, thränend und zur Arbeit un-
fähig; die Kinder schrien um Brod. Als der
Hundssattler diesem Jammer eine Weile zu-
gesehn und zugehört hatte, sagte er: "Wohlan,
"hier will ich mich ins Mittel schlagen. Jch
"bin so eben im Begrif zu einem meiner vor-
"züglichsten Kunden zu gehn, eine ansehnliche
"Summe Silbergeld einzukassiren, und einige

verſprach: bei erſter vorfallender Gelegenheit
auf Verbeſſerung ſeiner Umſtaͤnde zu denken.

Einſt kam der Kraͤmer und ſeine angebliche
Frau grade zu einer Zeit, wo die Noth des
Webers aͤußerſt groß und dringend war. Er
ſolte vier Gulden, die ein harter Glaͤubiger
ihm vorgeſtrekt, zalen, oder des andern Mor-
gens ſein Handwerksgeraͤthe ſich auspfaͤnden
laſſen. Jm ganzen Hauſe waren keine vier
Kreuzer aufzutreiben; zu verkaufen oder zu
verſezzen war auch nichts mehr; kein neuer
Darleiher wolte ſich finden, und der Aeltere
war unerbittlich. Die arme Frau rang die
Haͤnde; der Mann ſaß hinter ſeinem Weber-
ſtuhl, ſtum, thraͤnend und zur Arbeit un-
faͤhig; die Kinder ſchrien um Brod. Als der
Hundsſattler dieſem Jammer eine Weile zu-
geſehn und zugehoͤrt hatte, ſagte er: „Wohlan,
„hier will ich mich ins Mittel ſchlagen. Jch
„bin ſo eben im Begrif zu einem meiner vor-
„zuͤglichſten Kunden zu gehn, eine anſehnliche
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[146/0154] verſprach: bei erſter vorfallender Gelegenheit auf Verbeſſerung ſeiner Umſtaͤnde zu denken. Einſt kam der Kraͤmer und ſeine angebliche Frau grade zu einer Zeit, wo die Noth des Webers aͤußerſt groß und dringend war. Er ſolte vier Gulden, die ein harter Glaͤubiger ihm vorgeſtrekt, zalen, oder des andern Mor- gens ſein Handwerksgeraͤthe ſich auspfaͤnden laſſen. Jm ganzen Hauſe waren keine vier Kreuzer aufzutreiben; zu verkaufen oder zu verſezzen war auch nichts mehr; kein neuer Darleiher wolte ſich finden, und der Aeltere war unerbittlich. Die arme Frau rang die Haͤnde; der Mann ſaß hinter ſeinem Weber- ſtuhl, ſtum, thraͤnend und zur Arbeit un- faͤhig; die Kinder ſchrien um Brod. Als der Hundsſattler dieſem Jammer eine Weile zu- geſehn und zugehoͤrt hatte, ſagte er: „Wohlan, „hier will ich mich ins Mittel ſchlagen. Jch „bin ſo eben im Begrif zu einem meiner vor- „zuͤglichſten Kunden zu gehn, eine anſehnliche „Summe Silbergeld einzukaſſiren, und einige

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Zitationshilfe: Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/154>, abgerufen am 23.11.2024.