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Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796.

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einzelnen Wanderern, auch wohl kleinen Ka-
ravanen, gefährlich, und begnügen sich zuwei-
len, wenn sie alzuhartnäckige Gegenwehr fin-
den, nicht einmal mit dem Raube allein; son-
dern morden auch die Unglücklichen, die in ih-
re Hände fallen. Gerechtigkeit und Regie-
rung thun zwar, vorzüglich in der leztern
Hälfte dieses Jahrhunderts, alles was sie
nur können, um diesem Unwesen zu steuern.
Doch solches ganz auszurotten, war bis-
her unmöglich.

Nun lebte vor ohngefähr fünf und zwanzig
Jahren in eben diesem Königreiche, im War**
Komitate, ein gewißer Prokurator, Jeßanack
mit Namen, der sich seit seinem Eintritt ins
gerichtliche Leben immer als den geschworen-
sten Feind von solchen Stöhrern öffentlicher
Sicherheit auszeichnete. Er war Gerichtsdirek-
tor auf verschiednen weitläufigen Herrschaften;
ließ mit dem lebhaftesten Eifer jedem Räuber,
der sich allda nur von weitem spüren ließ,
nachforschen, und suchte mit noch größrer

einzelnen Wanderern, auch wohl kleinen Ka-
ravanen, gefaͤhrlich, und begnuͤgen ſich zuwei-
len, wenn ſie alzuhartnaͤckige Gegenwehr fin-
den, nicht einmal mit dem Raube allein; ſon-
dern morden auch die Ungluͤcklichen, die in ih-
re Haͤnde fallen. Gerechtigkeit und Regie-
rung thun zwar, vorzuͤglich in der leztern
Haͤlfte dieſes Jahrhunderts, alles was ſie
nur koͤnnen, um dieſem Unweſen zu ſteuern.
Doch ſolches ganz auszurotten, war bis-
her unmoͤglich.

Nun lebte vor ohngefaͤhr fuͤnf und zwanzig
Jahren in eben dieſem Koͤnigreiche, im War**
Komitate, ein gewißer Prokurator, Jeßanack
mit Namen, der ſich ſeit ſeinem Eintritt ins
gerichtliche Leben immer als den geſchworen-
ſten Feind von ſolchen Stoͤhrern oͤffentlicher
Sicherheit auszeichnete. Er war Gerichtsdirek-
tor auf verſchiednen weitlaͤufigen Herrſchaften;
ließ mit dem lebhafteſten Eifer jedem Raͤuber,
der ſich allda nur von weitem ſpuͤren ließ,
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[132/0140] einzelnen Wanderern, auch wohl kleinen Ka- ravanen, gefaͤhrlich, und begnuͤgen ſich zuwei- len, wenn ſie alzuhartnaͤckige Gegenwehr fin- den, nicht einmal mit dem Raube allein; ſon- dern morden auch die Ungluͤcklichen, die in ih- re Haͤnde fallen. Gerechtigkeit und Regie- rung thun zwar, vorzuͤglich in der leztern Haͤlfte dieſes Jahrhunderts, alles was ſie nur koͤnnen, um dieſem Unweſen zu ſteuern. Doch ſolches ganz auszurotten, war bis- her unmoͤglich. Nun lebte vor ohngefaͤhr fuͤnf und zwanzig Jahren in eben dieſem Koͤnigreiche, im War** Komitate, ein gewißer Prokurator, Jeßanack mit Namen, der ſich ſeit ſeinem Eintritt ins gerichtliche Leben immer als den geſchworen- ſten Feind von ſolchen Stoͤhrern oͤffentlicher Sicherheit auszeichnete. Er war Gerichtsdirek- tor auf verſchiednen weitlaͤufigen Herrſchaften; ließ mit dem lebhafteſten Eifer jedem Raͤuber, der ſich allda nur von weitem ſpuͤren ließ, nachforſchen, und ſuchte mit noch groͤßrer

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Zitationshilfe: Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/140>, abgerufen am 27.11.2024.