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Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796.

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"Wenn ich dies Geniste, (dacht' er bei sich
selbst) aufsezte, so würde mich vielleicht unser
eignes Hausgesinde, wohl gar meine leibliche
Schwester nicht kennen. Jch habe ja nicht
weit bis heim! Was thut's, ich will's ver-
suchen." -- Er sezte sie auf, und ritt ganz
gelassen weiter.

Eh er auf seines Vaters Grund und Bo-
den kam, mußt' er noch die Landstraße durch-
schneiden, und sowohl bei einem Schlagbaum,
als einem Zolhäuschen vorbei, wo Wegegeld
entrichtet ward. Er that dies, unbekümmert
wegen der Leute, die er dabei stehen sah; aber
destomehr bekümmerten sich diese um ihn.
Denn sieh' da, durch einen neuen unglückli-
chen Zufall hielt hier, in eben diesem Augen-
blick, jener vor kurzem erst beraubte Wollhänd-
ler an; und erzälte einigen von Ohngefähr
angetroffenen Bekannten sein trauriges Eben-
theuer. Jezt, als er im besten Erzälen un-
sern jungen Esquire daher traben sah, und
auf seinem Kopf jene Perücke erblickte, die er

„Wenn ich dies Geniſte, (dacht' er bei ſich
ſelbſt) aufſezte, ſo wuͤrde mich vielleicht unſer
eignes Hausgeſinde, wohl gar meine leibliche
Schweſter nicht kennen. Jch habe ja nicht
weit bis heim! Was thut's, ich will's ver-
ſuchen.“ — Er ſezte ſie auf, und ritt ganz
gelaſſen weiter.

Eh er auf ſeines Vaters Grund und Bo-
den kam, mußt' er noch die Landſtraße durch-
ſchneiden, und ſowohl bei einem Schlagbaum,
als einem Zolhaͤuschen vorbei, wo Wegegeld
entrichtet ward. Er that dies, unbekuͤmmert
wegen der Leute, die er dabei ſtehen ſah; aber
deſtomehr bekuͤmmerten ſich dieſe um ihn.
Denn ſieh' da, durch einen neuen ungluͤckli-
chen Zufall hielt hier, in eben dieſem Augen-
blick, jener vor kurzem erſt beraubte Wollhaͤnd-
ler an; und erzaͤlte einigen von Ohngefaͤhr
angetroffenen Bekannten ſein trauriges Eben-
theuer. Jezt, als er im beſten Erzaͤlen un-
ſern jungen Esquire daher traben ſah, und
auf ſeinem Kopf jene Peruͤcke erblickte, die er

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[120/0128] „Wenn ich dies Geniſte, (dacht' er bei ſich ſelbſt) aufſezte, ſo wuͤrde mich vielleicht unſer eignes Hausgeſinde, wohl gar meine leibliche Schweſter nicht kennen. Jch habe ja nicht weit bis heim! Was thut's, ich will's ver- ſuchen.“ — Er ſezte ſie auf, und ritt ganz gelaſſen weiter. Eh er auf ſeines Vaters Grund und Bo- den kam, mußt' er noch die Landſtraße durch- ſchneiden, und ſowohl bei einem Schlagbaum, als einem Zolhaͤuschen vorbei, wo Wegegeld entrichtet ward. Er that dies, unbekuͤmmert wegen der Leute, die er dabei ſtehen ſah; aber deſtomehr bekuͤmmerten ſich dieſe um ihn. Denn ſieh' da, durch einen neuen ungluͤckli- chen Zufall hielt hier, in eben dieſem Augen- blick, jener vor kurzem erſt beraubte Wollhaͤnd- ler an; und erzaͤlte einigen von Ohngefaͤhr angetroffenen Bekannten ſein trauriges Eben- theuer. Jezt, als er im beſten Erzaͤlen un- ſern jungen Esquire daher traben ſah, und auf ſeinem Kopf jene Peruͤcke erblickte, die er

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Zitationshilfe: Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/128>, abgerufen am 27.11.2024.