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Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796.

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Der Räuber, dem in mancher Rücksicht
daran gelegen seyn mochte, unerkannt zu blei-
ben, hatte unter andern Hülfsmitteln auch
einer schwarzen Perücke sich bedient, die fast
sein ganzes Gesicht verdeckte. Jezt war er
kaum einige hundert Schritte von dem Orte
seines Fanges entfernt, als er diese Haarhau-
be wegwarf, und weiter eilte, ohne für deren
ferneres Schicksal besorgt zu seyn. -- Die
Straße, wo dies geschah, gehörte nicht zu
den sehr besuchten Straßen Englands; die
Perücke war überdies noch auf einen Neben-
weg hingeschleudert worden; sie lag daher ein
ziemliches Weilchen, eh' sich ein Liebhaber da-
zu fand; aber endlich kam der einzige Sohn
eines reichen Esquire, dessen väterliches Gut
in der Nähe war, geritten; sah sie, hob sie
aus Neugier mit seiner Reitgert' empor, und
kam durch ein unglückliches Ungefähr auf den
Einfall, sich einen Spas damit machen zu
wollen.

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Der Raͤuber, dem in mancher Ruͤckſicht
daran gelegen ſeyn mochte, unerkannt zu blei-
ben, hatte unter andern Huͤlfsmitteln auch
einer ſchwarzen Peruͤcke ſich bedient, die faſt
ſein ganzes Geſicht verdeckte. Jezt war er
kaum einige hundert Schritte von dem Orte
ſeines Fanges entfernt, als er dieſe Haarhau-
be wegwarf, und weiter eilte, ohne fuͤr deren
ferneres Schickſal beſorgt zu ſeyn. — Die
Straße, wo dies geſchah, gehoͤrte nicht zu
den ſehr beſuchten Straßen Englands; die
Peruͤcke war uͤberdies noch auf einen Neben-
weg hingeſchleudert worden; ſie lag daher ein
ziemliches Weilchen, eh' ſich ein Liebhaber da-
zu fand; aber endlich kam der einzige Sohn
eines reichen Eſquire, deſſen vaͤterliches Gut
in der Naͤhe war, geritten; ſah ſie, hob ſie
aus Neugier mit ſeiner Reitgert' empor, und
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[119/0127] Der Raͤuber, dem in mancher Ruͤckſicht daran gelegen ſeyn mochte, unerkannt zu blei- ben, hatte unter andern Huͤlfsmitteln auch einer ſchwarzen Peruͤcke ſich bedient, die faſt ſein ganzes Geſicht verdeckte. Jezt war er kaum einige hundert Schritte von dem Orte ſeines Fanges entfernt, als er dieſe Haarhau- be wegwarf, und weiter eilte, ohne fuͤr deren ferneres Schickſal beſorgt zu ſeyn. — Die Straße, wo dies geſchah, gehoͤrte nicht zu den ſehr beſuchten Straßen Englands; die Peruͤcke war uͤberdies noch auf einen Neben- weg hingeſchleudert worden; ſie lag daher ein ziemliches Weilchen, eh' ſich ein Liebhaber da- zu fand; aber endlich kam der einzige Sohn eines reichen Eſquire, deſſen vaͤterliches Gut in der Naͤhe war, geritten; ſah ſie, hob ſie aus Neugier mit ſeiner Reitgert' empor, und kam durch ein ungluͤckliches Ungefaͤhr auf den Einfall, ſich einen Spas damit machen zu wollen. H 4

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Zitationshilfe: Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/127>, abgerufen am 23.11.2024.