er konnte: Hülfe, Hülfe! um noch mehrere Menschen im Hause zu wekken. Vergebens wollte jener Elende sich losreißen: der Diener war jünger und stärker. Vergebens bat er um Gotteswillen, nur diesmal ihn gehn zu lassen; nahm vergebens zu den schönsten Ver- sprechungen seine Zuflucht. Jener hatte we- der Erbarmen noch Lust sich bestechen zu las- sen; schrie immer nur noch stärker, und wek- te endlich die Hausgenossen, die schaarenweise zusammen kamen. Ein allgemeines Erstau- nen entstand, als man sah, was vorgegan- geu sey, und wer es verübt habe. Man hol- te sogleich die Wache und übergab ihr für diese Nacht den Verbrecher. Des andern Morgens übernahmen ihn die Gerichten. Da alles Läugnen umsonst gewesen wäre, gestand er die vielen Diebstähle, die er nach und nach begangen hatte. Sie betrugen in Waaren und Gelde an zwölf tausend Gulden. Er hatte durch diese Summe das Leben, nach den damals geltenden Gesetzen, mehr als zehnfach
er konnte: Huͤlfe, Huͤlfe! um noch mehrere Menſchen im Hauſe zu wekken. Vergebens wollte jener Elende ſich losreißen: der Diener war juͤnger und ſtaͤrker. Vergebens bat er um Gotteswillen, nur diesmal ihn gehn zu laſſen; nahm vergebens zu den ſchoͤnſten Ver- ſprechungen ſeine Zuflucht. Jener hatte we- der Erbarmen noch Luſt ſich beſtechen zu laſ- ſen; ſchrie immer nur noch ſtaͤrker, und wek- te endlich die Hausgenoſſen, die ſchaarenweiſe zuſammen kamen. Ein allgemeines Erſtau- nen entſtand, als man ſah, was vorgegan- geu ſey, und wer es veruͤbt habe. Man hol- te ſogleich die Wache und uͤbergab ihr fuͤr dieſe Nacht den Verbrecher. Des andern Morgens uͤbernahmen ihn die Gerichten. Da alles Laͤugnen umſonſt geweſen waͤre, geſtand er die vielen Diebſtaͤhle, die er nach und nach begangen hatte. Sie betrugen in Waaren und Gelde an zwoͤlf tauſend Gulden. Er hatte durch dieſe Summe das Leben, nach den damals geltenden Geſetzen, mehr als zehnfach
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er konnte: Huͤlfe, Huͤlfe! um noch mehrere
Menſchen im Hauſe zu wekken. Vergebens
wollte jener Elende ſich losreißen: der Diener
war juͤnger und ſtaͤrker. Vergebens bat er
um Gotteswillen, nur diesmal ihn gehn zu
laſſen; nahm vergebens zu den ſchoͤnſten Ver-
ſprechungen ſeine Zuflucht. Jener hatte we-
der Erbarmen noch Luſt ſich beſtechen zu laſ-
ſen; ſchrie immer nur noch ſtaͤrker, und wek-
te endlich die Hausgenoſſen, die ſchaarenweiſe
zuſammen kamen. Ein allgemeines Erſtau-
nen entſtand, als man ſah, was vorgegan-
geu ſey, und wer es veruͤbt habe. Man hol-
te ſogleich die Wache und uͤbergab ihr fuͤr
dieſe Nacht den Verbrecher. Des andern
Morgens uͤbernahmen ihn die Gerichten. Da
alles Laͤugnen umſonſt geweſen waͤre, geſtand
er die vielen Diebſtaͤhle, die er nach und nach
begangen hatte. Sie betrugen in Waaren
und Gelde an zwoͤlf tauſend Gulden. Er
hatte durch dieſe Summe das Leben, nach den
damals geltenden Geſetzen, mehr als zehnfach
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Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/124>, abgerufen am 27.11.2024.
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