Meißner, Alfred: Der Müller vom Höft. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 6. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 177–274. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.IV. Nachdem der Kornergeorg hinausgegangen, blieb der Müller eine Zeitlang sitzen. Sein Kopf war mit der Ausführung seines Planes beschäftigt, wie er seinen Schützling glücklich aus das Werbeschiff bringen werde. Mitten in diesen Gedanken wurde er durch das Eintreten Wendelin's unterbrochen; schon zwischen der Thüre begann er: Der alte Gerichtsdiener, der Süpple, war soeben da Was? der Süpple? zu dieser Stunde? fragte der Müller, vom Stuhl aufspringend. Ruhig, antwortete Wendelin, es ist Nichts. Mir ist es gerade so ergangen, wie Euch, als ich ihn in die Mühle treten sah. Denkt nur, wie mir war, als er, kaum grüßend, sagte: In diesem Sturmwetter Dienst haben und fünf Stunden weit laufen, und Alles das wegen des Gehenkten! Da glaubte ich nicht anders, als, sie seien auf der Spur. Als er aber dann weiter sprach, wurde ich ruhig. So viel aber ist gewiß, daß sich das Amt alle Mühe giebt, hinter das Geheimniß zu kommen, wie der Gehenkte verschwinden konnte. Der Süpple trug auch eine versiegelte Schrift auf das nächste Amt und wollte nur bei uns ausschnaufen. Ich hab' ihm ein Glas Liqueur eingeschenkt. Eben ist er zur Mühle heraus, als ich den Kornergeorg mit dem IV. Nachdem der Kornergeorg hinausgegangen, blieb der Müller eine Zeitlang sitzen. Sein Kopf war mit der Ausführung seines Planes beschäftigt, wie er seinen Schützling glücklich aus das Werbeschiff bringen werde. Mitten in diesen Gedanken wurde er durch das Eintreten Wendelin's unterbrochen; schon zwischen der Thüre begann er: Der alte Gerichtsdiener, der Süpple, war soeben da Was? der Süpple? zu dieser Stunde? fragte der Müller, vom Stuhl aufspringend. Ruhig, antwortete Wendelin, es ist Nichts. Mir ist es gerade so ergangen, wie Euch, als ich ihn in die Mühle treten sah. Denkt nur, wie mir war, als er, kaum grüßend, sagte: In diesem Sturmwetter Dienst haben und fünf Stunden weit laufen, und Alles das wegen des Gehenkten! Da glaubte ich nicht anders, als, sie seien auf der Spur. Als er aber dann weiter sprach, wurde ich ruhig. So viel aber ist gewiß, daß sich das Amt alle Mühe giebt, hinter das Geheimniß zu kommen, wie der Gehenkte verschwinden konnte. Der Süpple trug auch eine versiegelte Schrift auf das nächste Amt und wollte nur bei uns ausschnaufen. Ich hab' ihm ein Glas Liqueur eingeschenkt. Eben ist er zur Mühle heraus, als ich den Kornergeorg mit dem <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0034"/> <div type="chapter" n="4"> <head>IV.</head> <p>Nachdem der Kornergeorg hinausgegangen, blieb der Müller eine Zeitlang sitzen. Sein Kopf war mit der Ausführung seines Planes beschäftigt, wie er seinen Schützling glücklich aus das Werbeschiff bringen werde.</p><lb/> <p>Mitten in diesen Gedanken wurde er durch das Eintreten Wendelin's unterbrochen; schon zwischen der Thüre begann er:</p><lb/> <p>Der alte Gerichtsdiener, der Süpple, war soeben da</p><lb/> <p>Was? der Süpple? zu dieser Stunde? fragte der Müller, vom Stuhl aufspringend.</p><lb/> <p>Ruhig, antwortete Wendelin, es ist Nichts. Mir ist es gerade so ergangen, wie Euch, als ich ihn in die Mühle treten sah. Denkt nur, wie mir war, als er, kaum grüßend, sagte: In diesem Sturmwetter Dienst haben und fünf Stunden weit laufen, und Alles das wegen des Gehenkten! Da glaubte ich nicht anders, als, sie seien auf der Spur. Als er aber dann weiter sprach, wurde ich ruhig. So viel aber ist gewiß, daß sich das Amt alle Mühe giebt, hinter das Geheimniß zu kommen, wie der Gehenkte verschwinden konnte. Der Süpple trug auch eine versiegelte Schrift auf das nächste Amt und wollte nur bei uns ausschnaufen. Ich hab' ihm ein Glas Liqueur eingeschenkt. Eben ist er zur Mühle heraus, als ich den Kornergeorg mit dem<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0034]
IV. Nachdem der Kornergeorg hinausgegangen, blieb der Müller eine Zeitlang sitzen. Sein Kopf war mit der Ausführung seines Planes beschäftigt, wie er seinen Schützling glücklich aus das Werbeschiff bringen werde.
Mitten in diesen Gedanken wurde er durch das Eintreten Wendelin's unterbrochen; schon zwischen der Thüre begann er:
Der alte Gerichtsdiener, der Süpple, war soeben da
Was? der Süpple? zu dieser Stunde? fragte der Müller, vom Stuhl aufspringend.
Ruhig, antwortete Wendelin, es ist Nichts. Mir ist es gerade so ergangen, wie Euch, als ich ihn in die Mühle treten sah. Denkt nur, wie mir war, als er, kaum grüßend, sagte: In diesem Sturmwetter Dienst haben und fünf Stunden weit laufen, und Alles das wegen des Gehenkten! Da glaubte ich nicht anders, als, sie seien auf der Spur. Als er aber dann weiter sprach, wurde ich ruhig. So viel aber ist gewiß, daß sich das Amt alle Mühe giebt, hinter das Geheimniß zu kommen, wie der Gehenkte verschwinden konnte. Der Süpple trug auch eine versiegelte Schrift auf das nächste Amt und wollte nur bei uns ausschnaufen. Ich hab' ihm ein Glas Liqueur eingeschenkt. Eben ist er zur Mühle heraus, als ich den Kornergeorg mit dem
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Zitationshilfe: | Meißner, Alfred: Der Müller vom Höft. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 6. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 177–274. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_hoeft_1910/34>, abgerufen am 27.07.2024. |