Meißner, Alfred: Der Müller vom Höft. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 6. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 177–274. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Glaubt Ihr? Ich weiß nicht -- ich weiß nicht -- wann geht das Schiff ab? fügte er lebhaft hinzu. Dieser Tage gewiß, erwiderte der Müller. Genau weiß ich es noch nicht. Wir müssen jedenfalls morgen nach Bremen. Schon morgen? rief Kornergeorg, wie es schien, sehr unangenehm überrascht. Würde nicht einige Wochen später ein zweites Werbeschiff auskaufen? Darauf kann man sich nicht verlassen, sprach der Müller. Uebrigens kann ich Euch keine so lauge Herberge gewähren. Ihr könnt denken, wie sich alle Welt den Kopf zerbricht, wohin der Gehenkte vom Galgen gerathen ist. Alle Teufel, Ihr habt nicht viel Bedenkzeit! Wahr, wahr! versetzte Kornergeorg. Wohlan, es sei! Also morgen nach Bremen. Gute Nacht, mein theurer Meister, gute Nacht! Er drückte bei diesen Worten dem Müller die Hand. So früh schon heute? meinte der Müller. Ihr fühlt Euch wohl noch zuweilen schwach? Ja, es ist kein Wunder! sagte der Kornergeorg. Es wird sich aber bald geben. Gute Nacht! Er nahm ein Licht und begab sich in die Bodenkammer, die ihm zur Schlafstätte angewiesen war. Der Müller folgte ihm und sperrte die Treppenthüre hinter ihm ab. Glaubt Ihr? Ich weiß nicht — ich weiß nicht — wann geht das Schiff ab? fügte er lebhaft hinzu. Dieser Tage gewiß, erwiderte der Müller. Genau weiß ich es noch nicht. Wir müssen jedenfalls morgen nach Bremen. Schon morgen? rief Kornergeorg, wie es schien, sehr unangenehm überrascht. Würde nicht einige Wochen später ein zweites Werbeschiff auskaufen? Darauf kann man sich nicht verlassen, sprach der Müller. Uebrigens kann ich Euch keine so lauge Herberge gewähren. Ihr könnt denken, wie sich alle Welt den Kopf zerbricht, wohin der Gehenkte vom Galgen gerathen ist. Alle Teufel, Ihr habt nicht viel Bedenkzeit! Wahr, wahr! versetzte Kornergeorg. Wohlan, es sei! Also morgen nach Bremen. Gute Nacht, mein theurer Meister, gute Nacht! Er drückte bei diesen Worten dem Müller die Hand. So früh schon heute? meinte der Müller. Ihr fühlt Euch wohl noch zuweilen schwach? Ja, es ist kein Wunder! sagte der Kornergeorg. Es wird sich aber bald geben. Gute Nacht! Er nahm ein Licht und begab sich in die Bodenkammer, die ihm zur Schlafstätte angewiesen war. Der Müller folgte ihm und sperrte die Treppenthüre hinter ihm ab. <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="3"> <pb facs="#f0033"/> <p>Glaubt Ihr? Ich weiß nicht — ich weiß nicht — wann geht das Schiff ab? fügte er lebhaft hinzu.</p><lb/> <p>Dieser Tage gewiß, erwiderte der Müller. Genau weiß ich es noch nicht. Wir müssen jedenfalls morgen nach Bremen.</p><lb/> <p>Schon morgen? rief Kornergeorg, wie es schien, sehr unangenehm überrascht. Würde nicht einige Wochen später ein zweites Werbeschiff auskaufen?</p><lb/> <p>Darauf kann man sich nicht verlassen, sprach der Müller. Uebrigens kann ich Euch keine so lauge Herberge gewähren. Ihr könnt denken, wie sich alle Welt den Kopf zerbricht, wohin der Gehenkte vom Galgen gerathen ist. Alle Teufel, Ihr habt nicht viel Bedenkzeit!</p><lb/> <p>Wahr, wahr! versetzte Kornergeorg. Wohlan, es sei! Also morgen nach Bremen. Gute Nacht, mein theurer Meister, gute Nacht!</p><lb/> <p>Er drückte bei diesen Worten dem Müller die Hand.</p><lb/> <p>So früh schon heute? meinte der Müller. Ihr fühlt Euch wohl noch zuweilen schwach?</p><lb/> <p>Ja, es ist kein Wunder! sagte der Kornergeorg. Es wird sich aber bald geben. Gute Nacht!</p><lb/> <p>Er nahm ein Licht und begab sich in die Bodenkammer, die ihm zur Schlafstätte angewiesen war. Der Müller folgte ihm und sperrte die Treppenthüre hinter ihm ab. </p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [0033]
Glaubt Ihr? Ich weiß nicht — ich weiß nicht — wann geht das Schiff ab? fügte er lebhaft hinzu.
Dieser Tage gewiß, erwiderte der Müller. Genau weiß ich es noch nicht. Wir müssen jedenfalls morgen nach Bremen.
Schon morgen? rief Kornergeorg, wie es schien, sehr unangenehm überrascht. Würde nicht einige Wochen später ein zweites Werbeschiff auskaufen?
Darauf kann man sich nicht verlassen, sprach der Müller. Uebrigens kann ich Euch keine so lauge Herberge gewähren. Ihr könnt denken, wie sich alle Welt den Kopf zerbricht, wohin der Gehenkte vom Galgen gerathen ist. Alle Teufel, Ihr habt nicht viel Bedenkzeit!
Wahr, wahr! versetzte Kornergeorg. Wohlan, es sei! Also morgen nach Bremen. Gute Nacht, mein theurer Meister, gute Nacht!
Er drückte bei diesen Worten dem Müller die Hand.
So früh schon heute? meinte der Müller. Ihr fühlt Euch wohl noch zuweilen schwach?
Ja, es ist kein Wunder! sagte der Kornergeorg. Es wird sich aber bald geben. Gute Nacht!
Er nahm ein Licht und begab sich in die Bodenkammer, die ihm zur Schlafstätte angewiesen war. Der Müller folgte ihm und sperrte die Treppenthüre hinter ihm ab.
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Zitationshilfe: | Meißner, Alfred: Der Müller vom Höft. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 6. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 177–274. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_hoeft_1910/33>, abgerufen am 16.02.2025. |