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Meisel-Heß, Grete: Weiberhaß und Weiberverachtung. Eine Erwiderung auf die in Dr. Otto Weiningers Buche »Geschlecht und Charakter« geäußerten Anschauungen über »Die Frau und ihre Frage«. Wien, 1904.

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die alles aus den natürlichen Dimensionen heraustreibt,
die die Umrisse aller Dinge entstellt und verkehrt,
bis ihr alles in Nacht, Wirrnis und wütender Ekstase versinkt.
Sein Biograph teilt uns mit, daß Weininger Epileptiker
und gleichzeitig ein mit Verbrecheranlagen belasteter
Mensch war.*)" Da aber die Sehnsucht nach dem Guten und
Sittlichen ohne Zweifel in ihm überwiegend war, erklärt
sich auch seine innige Verherrlichung der Kantschen Ethik,
die er hoch über die selbstverständliche Sittlichkeit der
schönen Seele stellt. Wenn aber auch jene Sittlichkeit die
gegen ihre triebhaften, bösen Anlagen den Kampf führt, eben
dieses Kampfes halber vielleicht die ergreifendere ist, so
ändert das doch nichts an der Tatsache, daß die von der
Welt wie eine strahlende Gabe empfundene Individuation der
selbstverständlichen Sittlichkeit die gottähnlichere ist und
daher als die vollkommenere empfunden wird.

Ein krankhafter Geist kann und wird niemals die
Meinung der Welt revolutionieren. Bedeutungslos bleibt daher
seine manische Verfolgung irgend eines Gegenstandes einer
seiner - gewöhnlich physischen - "Aversionen".

Weiningers Werk, das mit ungeheuerer Mühe ein großes,
begriffliches Material nach einer vorgezeichneten Tendenz
zusammenschmiedete, um seine abnorme, lebensfeindliche
Aversion als normal und einzig sittlich darzustellen, ist mit
allen Merkzeichen manischer Verblendung an den Tatsachen
vorübergesaust, und seine Argumente zerschellten beim ersten
Zusammenstoß mit der Wirklichkeit. So hat es denn mit der
"Frau und ihrer Frage" in Wahrheit nichts zu schaffen.

[Abbildung]
*) Ersteres wurde von Weiningers Vater in einem öffentlichen
Briefe in Abrede gestellt, der Biograph berief sich aber in seiner Antwort
auf die wiederholte eigene Aussage des Verstorbenen.

die alles aus den natürlichen Dimensionen heraustreibt,
die die Umrisse aller Dinge entstellt und verkehrt,
bis ihr alles in Nacht, Wirrnis und wütender Ekstase versinkt.
Sein Biograph teilt uns mit, daß Weininger Epileptiker
und gleichzeitig ein mit Verbrecheranlagen belasteter
Mensch war.*)" Da aber die Sehnsucht nach dem Guten und
Sittlichen ohne Zweifel in ihm überwiegend war, erklärt
sich auch seine innige Verherrlichung der Kantschen Ethik,
die er hoch über die selbstverständliche Sittlichkeit der
schönen Seele stellt. Wenn aber auch jene Sittlichkeit die
gegen ihre triebhaften, bösen Anlagen den Kampf führt, eben
dieses Kampfes halber vielleicht die ergreifendere ist, so
ändert das doch nichts an der Tatsache, daß die von der
Welt wie eine strahlende Gabe empfundene Individuation der
selbstverständlichen Sittlichkeit die gottähnlichere ist und
daher als die vollkommenere empfunden wird.

Ein krankhafter Geist kann und wird niemals die
Meinung der Welt revolutionieren. Bedeutungslos bleibt daher
seine manische Verfolgung irgend eines Gegenstandes einer
seiner – gewöhnlich physischen – »Aversionen«.

Weiningers Werk, das mit ungeheuerer Mühe ein großes,
begriffliches Material nach einer vorgezeichneten Tendenz
zusammenschmiedete, um seine abnorme, lebensfeindliche
Aversion als normal und einzig sittlich darzustellen, ist mit
allen Merkzeichen manischer Verblendung an den Tatsachen
vorübergesaust, und seine Argumente zerschellten beim ersten
Zusammenstoß mit der Wirklichkeit. So hat es denn mit der
»Frau und ihrer Frage« in Wahrheit nichts zu schaffen.

[Abbildung]
*) Ersteres wurde von Weiningers Vater in einem öffentlichen
Briefe in Abrede gestellt, der Biograph berief sich aber in seiner Antwort
auf die wiederholte eigene Aussage des Verstorbenen.
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[64/0070] die alles aus den natürlichen Dimensionen heraustreibt, die die Umrisse aller Dinge entstellt und verkehrt, bis ihr alles in Nacht, Wirrnis und wütender Ekstase versinkt. Sein Biograph teilt uns mit, daß Weininger Epileptiker und gleichzeitig ein mit Verbrecheranlagen belasteter Mensch war. *)" Da aber die Sehnsucht nach dem Guten und Sittlichen ohne Zweifel in ihm überwiegend war, erklärt sich auch seine innige Verherrlichung der Kantschen Ethik, die er hoch über die selbstverständliche Sittlichkeit der schönen Seele stellt. Wenn aber auch jene Sittlichkeit die gegen ihre triebhaften, bösen Anlagen den Kampf führt, eben dieses Kampfes halber vielleicht die ergreifendere ist, so ändert das doch nichts an der Tatsache, daß die von der Welt wie eine strahlende Gabe empfundene Individuation der selbstverständlichen Sittlichkeit die gottähnlichere ist und daher als die vollkommenere empfunden wird. Ein krankhafter Geist kann und wird niemals die Meinung der Welt revolutionieren. Bedeutungslos bleibt daher seine manische Verfolgung irgend eines Gegenstandes einer seiner – gewöhnlich physischen – »Aversionen«. Weiningers Werk, das mit ungeheuerer Mühe ein großes, begriffliches Material nach einer vorgezeichneten Tendenz zusammenschmiedete, um seine abnorme, lebensfeindliche Aversion als normal und einzig sittlich darzustellen, ist mit allen Merkzeichen manischer Verblendung an den Tatsachen vorübergesaust, und seine Argumente zerschellten beim ersten Zusammenstoß mit der Wirklichkeit. So hat es denn mit der »Frau und ihrer Frage« in Wahrheit nichts zu schaffen. [Abbildung] *) Ersteres wurde von Weiningers Vater in einem öffentlichen Briefe in Abrede gestellt, der Biograph berief sich aber in seiner Antwort auf die wiederholte eigene Aussage des Verstorbenen.

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Zitationshilfe: Meisel-Heß, Grete: Weiberhaß und Weiberverachtung. Eine Erwiderung auf die in Dr. Otto Weiningers Buche »Geschlecht und Charakter« geäußerten Anschauungen über »Die Frau und ihre Frage«. Wien, 1904, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meiselhess_weiberhass_1904/70>, abgerufen am 22.11.2024.