Meisel-Heß, Grete: Weiberhaß und Weiberverachtung. Eine Erwiderung auf die in Dr. Otto Weiningers Buche »Geschlecht und Charakter« geäußerten Anschauungen über »Die Frau und ihre Frage«. Wien, 1904.bei schlechten Schneidern arbeiten, rauchen die Pfeife etc. Etwas "anderes" kann das Weib nicht sein; ja selbst Ich greife mir an den Kopf: Ausführungen, die mit bei schlechten Schneidern arbeiten, rauchen die Pfeife etc. Etwas »anderes« kann das Weib nicht sein; ja selbst Ich greife mir an den Kopf: Ausführungen, die mit <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0055" n="49"/> bei schlechten Schneidern arbeiten, rauchen die Pfeife etc.<lb/> Die »Strizzis« gehen zum Ronacher, in Seebäder, Theater<lb/> und in die Schwimmschule: Eine würdige Analogie!<lb/></p> <p>Etwas »anderes« kann das Weib nicht sein; ja selbst<lb/> »die Existenz eines <hi rendition="#g">verbrecherischen</hi> Weibes kann nicht<lb/> zugegeben werden: die Frauen stehen nicht <hi rendition="#g">so hoch</hi>!« Ist<lb/> sie große Verbrecherin, so ist sie eben »vermännlicht« –<lb/> gerade so wie der Zuhälter, Kuppler etc. »eigentlich kein<lb/> Mann« sei, sondern zu den »sexuellen Zwischenstufen«<lb/> gehöre.<lb/></p> <p>Ich greife mir an den Kopf: Ausführungen, die mit<lb/> solchen Mitteln arbeiten, die fast durchwegs aus Konstruktionen<lb/> solcher Art ihre Beweise und Argumentationen<lb/> zusammensetzen, wurden genial genannt! Der König hat<lb/> neue Kleider! Er hat prachtvolle Kleider! Alles schreit, er<lb/> hat sie, denn die Parole ist ausgegeben, er <hi rendition="#g">muß</hi> sie nun<lb/> haben, trotzdem seine Blößen sichtbar sind: ein Märchen<lb/> mit tiefem Sinn, das sich bei uns öfters abspielt, als man<lb/> glauben sollte.<lb/></p> <figure/><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [49/0055]
bei schlechten Schneidern arbeiten, rauchen die Pfeife etc.
Die »Strizzis« gehen zum Ronacher, in Seebäder, Theater
und in die Schwimmschule: Eine würdige Analogie!
Etwas »anderes« kann das Weib nicht sein; ja selbst
»die Existenz eines verbrecherischen Weibes kann nicht
zugegeben werden: die Frauen stehen nicht so hoch!« Ist
sie große Verbrecherin, so ist sie eben »vermännlicht« –
gerade so wie der Zuhälter, Kuppler etc. »eigentlich kein
Mann« sei, sondern zu den »sexuellen Zwischenstufen«
gehöre.
Ich greife mir an den Kopf: Ausführungen, die mit
solchen Mitteln arbeiten, die fast durchwegs aus Konstruktionen
solcher Art ihre Beweise und Argumentationen
zusammensetzen, wurden genial genannt! Der König hat
neue Kleider! Er hat prachtvolle Kleider! Alles schreit, er
hat sie, denn die Parole ist ausgegeben, er muß sie nun
haben, trotzdem seine Blößen sichtbar sind: ein Märchen
mit tiefem Sinn, das sich bei uns öfters abspielt, als man
glauben sollte.
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Zitationshilfe: | Meisel-Heß, Grete: Weiberhaß und Weiberverachtung. Eine Erwiderung auf die in Dr. Otto Weiningers Buche »Geschlecht und Charakter« geäußerten Anschauungen über »Die Frau und ihre Frage«. Wien, 1904, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meiselhess_weiberhass_1904/55>, abgerufen am 28.07.2024. |