Meisel-Heß, Grete: Weiberhaß und Weiberverachtung. Eine Erwiderung auf die in Dr. Otto Weiningers Buche »Geschlecht und Charakter« geäußerten Anschauungen über »Die Frau und ihre Frage«. Wien, 1904.gehört, macht er sich, wie alle seine auf reale Tatsachen Was die Prostitution betrifft, so meint Weininger, eine Muß nicht, im Gegenteil, in der Natur solcher Männer Mit kindlicher Einfalt wird gefragt, warum denn der Erstens: weil er mehr Stellen findet als das Weib. Zweitens: weil er damit schlechte Geschäfte machen Drittens: weil er von "unehrlichen" Berufen für den gehört, macht er sich, wie alle seine auf reale Tatsachen Was die Prostitution betrifft, so meint Weininger, eine Muß nicht, im Gegenteil, in der Natur solcher Männer Mit kindlicher Einfalt wird gefragt, warum denn der Erstens: weil er mehr Stellen findet als das Weib. Zweitens: weil er damit schlechte Geschäfte machen Drittens: weil er von »unehrlichen« Berufen für den <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0049" n="43"/> gehört, macht er sich, wie alle seine auf <hi rendition="#g">reale</hi> Tatsachen<lb/> bezüglichen »Beweise«, recht leicht. Da er aber schon »die<lb/> Bereitwilligkeit, sich flüchtig berühren oder streifen zu lassen«,<lb/> – »Dirneninstinkte« nennt, ja, was ist dann um Himmelswillen<lb/> der Mann, der meist noch ganz andere »Bereitwilligkeiten«<lb/> hat?!<lb/></p> <p>Was die Prostitution betrifft, so meint Weininger, eine<lb/> solche Erscheinung müsse »in der Natur des menschlichen<lb/> Weibes liegen«, ein solcher Hang müsse »in einem Weibe<lb/> organisch, von Geburt an liegen!« Nun verläßt mich beinahe<lb/> die Langmut ruhiger Kritik. Wie?! Nicht in dem<lb/> unerbittlich abwärts treibenden Elend, in der Brotlosigkeit,<lb/> in der erbärmlichen Entlohnung weiblicher Arbeit, der<lb/> Stellenlosigkeit, der Ehelosigkeit, mit einem Wort: nicht<lb/> in den Grundzügen unserer herrlichen, vom Manne für den<lb/> Mann gemachten gesellschaftlichen »Ordnung« liegt die Ursache<lb/> der Prostitution, sondern in der Vorliebe für diesen<lb/> beglückenden Beruf?!<lb/></p> <p>Muß nicht, im Gegenteil, in der Natur solcher <hi rendition="#g">Männer</hi><lb/> eine Vorliebe für die Prostitution liegen, die ohne Zwang,<lb/> ohne damit nach Brot zu streben, sondern aus freier Wahl<lb/> die Nächte ihrer besten Jahre mit geschlechtlichen Ausschweifungen<lb/> verbringen?!<lb/></p> <p>Mit kindlicher Einfalt wird gefragt, warum denn der<lb/> verarmte <hi rendition="#g">Mann</hi> nicht die Prostitution zum Broterwerb wähle!<lb/> Warum??<lb/></p> <p>Erstens: weil er mehr Stellen findet als das Weib.<lb/></p> <p>Zweitens: weil er damit schlechte Geschäfte machen<lb/> würde, da die Zahl der Weiber, die männliche Prostituierte<lb/> auszuhalten das Bedürfnis haben, immerhin (trotzdem es<lb/> ihrer gibt) eine geringe ist.<lb/></p> <p>Drittens: weil er von »unehrlichen« Berufen für den<lb/> des Schwindlers, Betrügers, Hochstaplers mehr Gelegenheit<lb/> hat als das Weib.<lb/></p> <p> </p> </div> </body> </text> </TEI> [43/0049]
gehört, macht er sich, wie alle seine auf reale Tatsachen
bezüglichen »Beweise«, recht leicht. Da er aber schon »die
Bereitwilligkeit, sich flüchtig berühren oder streifen zu lassen«,
– »Dirneninstinkte« nennt, ja, was ist dann um Himmelswillen
der Mann, der meist noch ganz andere »Bereitwilligkeiten«
hat?!
Was die Prostitution betrifft, so meint Weininger, eine
solche Erscheinung müsse »in der Natur des menschlichen
Weibes liegen«, ein solcher Hang müsse »in einem Weibe
organisch, von Geburt an liegen!« Nun verläßt mich beinahe
die Langmut ruhiger Kritik. Wie?! Nicht in dem
unerbittlich abwärts treibenden Elend, in der Brotlosigkeit,
in der erbärmlichen Entlohnung weiblicher Arbeit, der
Stellenlosigkeit, der Ehelosigkeit, mit einem Wort: nicht
in den Grundzügen unserer herrlichen, vom Manne für den
Mann gemachten gesellschaftlichen »Ordnung« liegt die Ursache
der Prostitution, sondern in der Vorliebe für diesen
beglückenden Beruf?!
Muß nicht, im Gegenteil, in der Natur solcher Männer
eine Vorliebe für die Prostitution liegen, die ohne Zwang,
ohne damit nach Brot zu streben, sondern aus freier Wahl
die Nächte ihrer besten Jahre mit geschlechtlichen Ausschweifungen
verbringen?!
Mit kindlicher Einfalt wird gefragt, warum denn der
verarmte Mann nicht die Prostitution zum Broterwerb wähle!
Warum??
Erstens: weil er mehr Stellen findet als das Weib.
Zweitens: weil er damit schlechte Geschäfte machen
würde, da die Zahl der Weiber, die männliche Prostituierte
auszuhalten das Bedürfnis haben, immerhin (trotzdem es
ihrer gibt) eine geringe ist.
Drittens: weil er von »unehrlichen« Berufen für den
des Schwindlers, Betrügers, Hochstaplers mehr Gelegenheit
hat als das Weib.
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