geputzet. Hatte einen Rehbock vor sich auf das Pferd gebunden, und sagte: daß Se. Gestrengen mir solchen verehret, in Hoffnung ich würd mich besinnen über un¬ sern Handel, anerwogen er seit der Zeit umbsonst nach einer Ausgebersche überall herumbgegabelt. Se. Gestren¬ gen wölle auch, so ich mich anders schickete, bei Sr. fürst¬ lichen Gnaden ein Fürwort thun, daß mir aus dem fürst¬ lichen aerario die Dotation des Herzogen Pilippi Julii verabreichet würde, etc. Dieser junge Kerl erhielt aber dieselbige Antwort, denn sein Herr selbsten und bate ihn er wölle den Rehbock nur wieder mitnehmen. Aber sol¬ liches wegerte er sich, und da ich ihn, von ungefährlich vor¬ hero gesaget, daß Wildprett vor mich das liebste Essen sei, versprach er: mich auch in Zukunft reichlich zu ver¬ sorgen, weilen es gar viel Wild in der Heiden hätte, er öftermalen hier im Streckelberge pürschen ginge, und ich (wollte sagen mein Töchterlein) ihm absonderlich ge¬ fiele, zumalen ich nit seines Herren Willen thät, welcher im Vertrauen geoffenbaret, kein Mädchen nit im Friede ließe, es also auch meine Jungfer nit lassen würde. Wie¬ wohlen ich nun sein Wildprett recusirete, bracht er es doch und kam inner 3 Wochen wohl an die vier oder fünf Malen, und wurde immer freundlicher gegen mein Töchterlein. Schwätzete endlich auch viel von seinen gu¬ ten Dienst, und daß er sich eine gute Hausfrau suche, wo wir denn alsobald merketen, aus welcher Ecken der Wind bliese. Ergo*) gab ihm mein Töchterlein Ant¬
*) Daher.
geputzet. Hatte einen Rehbock vor ſich auf das Pferd gebunden, und ſagte: daß Se. Geſtrengen mir ſolchen verehret, in Hoffnung ich würd mich beſinnen über un¬ ſern Handel, anerwogen er ſeit der Zeit umbſonſt nach einer Ausgeberſche überall herumbgegabelt. Se. Geſtren¬ gen wölle auch, ſo ich mich anders ſchickete, bei Sr. fürſt¬ lichen Gnaden ein Fürwort thun, daß mir aus dem fürſt¬ lichen aerario die Dotation des Herzogen Pilippi Julii verabreichet würde, etc. Dieſer junge Kerl erhielt aber dieſelbige Antwort, denn ſein Herr ſelbſten und bate ihn er wölle den Rehbock nur wieder mitnehmen. Aber ſol¬ liches wegerte er ſich, und da ich ihn, von ungefährlich vor¬ hero geſaget, daß Wildprett vor mich das liebſte Eſſen ſei, verſprach er: mich auch in Zukunft reichlich zu ver¬ ſorgen, weilen es gar viel Wild in der Heiden hätte, er öftermalen hier im Streckelberge pürſchen ginge, und ich (wollte ſagen mein Töchterlein) ihm abſonderlich ge¬ fiele, zumalen ich nit ſeines Herren Willen thät, welcher im Vertrauen geoffenbaret, kein Mädchen nit im Friede ließe, es alſo auch meine Jungfer nit laſſen würde. Wie¬ wohlen ich nun ſein Wildprett recuſirete, bracht er es doch und kam inner 3 Wochen wohl an die vier oder fünf Malen, und wurde immer freundlicher gegen mein Töchterlein. Schwätzete endlich auch viel von ſeinen gu¬ ten Dienſt, und daß er ſich eine gute Hausfrau ſuche, wo wir denn alſobald merketen, aus welcher Ecken der Wind blieſe. Ergo*) gab ihm mein Töchterlein Ant¬
*) Daher.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0098"n="82"/>
geputzet. Hatte einen Rehbock vor ſich auf das Pferd<lb/>
gebunden, und ſagte: daß Se. Geſtrengen mir ſolchen<lb/>
verehret, in Hoffnung ich würd mich beſinnen über un¬<lb/>ſern Handel, anerwogen er ſeit der Zeit umbſonſt nach<lb/>
einer Ausgeberſche überall herumbgegabelt. Se. Geſtren¬<lb/>
gen wölle auch, ſo ich mich anders ſchickete, bei Sr. fürſt¬<lb/>
lichen Gnaden ein Fürwort thun, daß mir aus dem fürſt¬<lb/>
lichen <hirendition="#aq">aerario</hi> die Dotation des Herzogen <hirendition="#aq">Pilippi Julii</hi><lb/>
verabreichet würde, <hirendition="#aq">etc.</hi> Dieſer junge Kerl erhielt aber<lb/>
dieſelbige Antwort, denn ſein Herr ſelbſten und bate ihn<lb/>
er wölle den Rehbock nur wieder mitnehmen. Aber ſol¬<lb/>
liches wegerte er ſich, und da ich ihn, von ungefährlich vor¬<lb/>
hero geſaget, daß Wildprett vor mich das liebſte Eſſen<lb/>ſei, verſprach er: mich auch in Zukunft reichlich zu ver¬<lb/>ſorgen, weilen es gar viel Wild in der Heiden hätte,<lb/>
er öftermalen hier im Streckelberge pürſchen ginge, und<lb/>
ich (wollte ſagen mein Töchterlein) ihm abſonderlich ge¬<lb/>
fiele, zumalen ich nit ſeines Herren Willen thät, welcher<lb/>
im Vertrauen geoffenbaret, kein Mädchen nit im Friede<lb/>
ließe, es alſo auch meine Jungfer nit laſſen würde. Wie¬<lb/>
wohlen ich nun ſein Wildprett recuſirete, bracht er es<lb/>
doch und kam inner 3 Wochen wohl an die vier oder<lb/>
fünf Malen, und wurde immer freundlicher gegen mein<lb/>
Töchterlein. Schwätzete endlich auch viel von ſeinen gu¬<lb/>
ten Dienſt, und daß er ſich eine gute Hausfrau ſuche,<lb/>
wo wir denn alſobald merketen, aus welcher Ecken der<lb/>
Wind blieſe. <hirendition="#aq">Ergo</hi><noteplace="foot"n="*)">Daher.</note> gab ihm mein Töchterlein Ant¬<lb/></p></div></body></text></TEI>
[82/0098]
geputzet. Hatte einen Rehbock vor ſich auf das Pferd
gebunden, und ſagte: daß Se. Geſtrengen mir ſolchen
verehret, in Hoffnung ich würd mich beſinnen über un¬
ſern Handel, anerwogen er ſeit der Zeit umbſonſt nach
einer Ausgeberſche überall herumbgegabelt. Se. Geſtren¬
gen wölle auch, ſo ich mich anders ſchickete, bei Sr. fürſt¬
lichen Gnaden ein Fürwort thun, daß mir aus dem fürſt¬
lichen aerario die Dotation des Herzogen Pilippi Julii
verabreichet würde, etc. Dieſer junge Kerl erhielt aber
dieſelbige Antwort, denn ſein Herr ſelbſten und bate ihn
er wölle den Rehbock nur wieder mitnehmen. Aber ſol¬
liches wegerte er ſich, und da ich ihn, von ungefährlich vor¬
hero geſaget, daß Wildprett vor mich das liebſte Eſſen
ſei, verſprach er: mich auch in Zukunft reichlich zu ver¬
ſorgen, weilen es gar viel Wild in der Heiden hätte,
er öftermalen hier im Streckelberge pürſchen ginge, und
ich (wollte ſagen mein Töchterlein) ihm abſonderlich ge¬
fiele, zumalen ich nit ſeines Herren Willen thät, welcher
im Vertrauen geoffenbaret, kein Mädchen nit im Friede
ließe, es alſo auch meine Jungfer nit laſſen würde. Wie¬
wohlen ich nun ſein Wildprett recuſirete, bracht er es
doch und kam inner 3 Wochen wohl an die vier oder
fünf Malen, und wurde immer freundlicher gegen mein
Töchterlein. Schwätzete endlich auch viel von ſeinen gu¬
ten Dienſt, und daß er ſich eine gute Hausfrau ſuche,
wo wir denn alſobald merketen, aus welcher Ecken der
Wind blieſe. Ergo *) gab ihm mein Töchterlein Ant¬
*) Daher.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meinhold_bernsteinhexe_1843/98>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.