an, so fast scheu geworden, und für Angst den Mist ge¬ lassen und beginnet mit großem Rumor über den Knüp¬ peldamm zu jagen. Hierzwischen bemerket aber der Jun¬ ker beim Mondenschein, daß der Spök einen Pferde¬ apfel über welchen er rennet, breit tritt, und nimmt so¬ gleich bei sich ab, daß solches kein Gespenst sei. Rufet dannenhero den Fuhrmann, er sölle halten, und da die¬ ser nit auf ihn höret, springet er von dem Wagen, zeucht seinen Stoßdegen, und eilt dem Spök auf den Leib. Als der Spök solches gewahr wird, will er umbkehren, aber der Junker schlägt ihne mit der Faust in das Genicke, daß er gleich zur Erden stürzet und ein laut Gejünse *) erhebt. Summa: nachdem der Junker seinen Fuhrknecht gerufen, bringt er den Spök bald darauf wieder in die Stadt geschleppt und ergab es sich, daß selbiger ein Schu¬ ster war, Namens Schwelm. (Diesem Schelm hat der, Teufel recht das W. eingeflicket! -- ) So bin ich auch bei dem großen Auflauf mit Mehren hinzugetreten, und habe den Kerl gesehen. Er zitterte, wie das Blatt ei¬ ner Espen, und als man ihm hart zuredete: er sölle frei¬ willig bekennen, maßen er dann vielleicht sein Leben ret¬ ten könne, so es sich anders fände, daß er Niemand nit erwürget, bekannte er auch: daß er sich habe durch sein Weib ein arm Sünderkleid nähen lassen, solches ange¬ than und sich zur Nacht und insonderheit, wann er in Erfahrung gebracht, daß ein Wagen in der Stadt sei
*) Gewimmer.
an, ſo faſt ſcheu geworden, und für Angſt den Miſt ge¬ laſſen und beginnet mit großem Rumor über den Knüp¬ peldamm zu jagen. Hierzwiſchen bemerket aber der Jun¬ ker beim Mondenſchein, daß der Spök einen Pferde¬ apfel über welchen er rennet, breit tritt, und nimmt ſo¬ gleich bei ſich ab, daß ſolches kein Geſpenſt ſei. Rufet dannenhero den Fuhrmann, er ſölle halten, und da die¬ ſer nit auf ihn höret, ſpringet er von dem Wagen, zeucht ſeinen Stoßdegen, und eilt dem Spök auf den Leib. Als der Spök ſolches gewahr wird, will er umbkehren, aber der Junker ſchlägt ihne mit der Fauſt in das Genicke, daß er gleich zur Erden ſtürzet und ein laut Gejünſe *) erhebt. Summa: nachdem der Junker ſeinen Fuhrknecht gerufen, bringt er den Spök bald darauf wieder in die Stadt geſchleppt und ergab es ſich, daß ſelbiger ein Schu¬ ſter war, Namens Schwelm. (Dieſem Schelm hat der, Teufel recht das W. eingeflicket! — ) So bin ich auch bei dem großen Auflauf mit Mehren hinzugetreten, und habe den Kerl geſehen. Er zitterte, wie das Blatt ei¬ ner Espen, und als man ihm hart zuredete: er ſölle frei¬ willig bekennen, maßen er dann vielleicht ſein Leben ret¬ ten könne, ſo es ſich anders fände, daß er Niemand nit erwürget, bekannte er auch: daß er ſich habe durch ſein Weib ein arm Sünderkleid nähen laſſen, ſolches ange¬ than und ſich zur Nacht und inſonderheit, wann er in Erfahrung gebracht, daß ein Wagen in der Stadt ſei
*) Gewimmer.
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an, ſo faſt ſcheu geworden, und für Angſt den Miſt ge¬
laſſen und beginnet mit großem Rumor über den Knüp¬
peldamm zu jagen. Hierzwiſchen bemerket aber der Jun¬
ker beim Mondenſchein, daß der Spök einen Pferde¬
apfel über welchen er rennet, breit tritt, und nimmt ſo¬
gleich bei ſich ab, daß ſolches kein Geſpenſt ſei. Rufet
dannenhero den Fuhrmann, er ſölle halten, und da die¬
ſer nit auf ihn höret, ſpringet er von dem Wagen, zeucht
ſeinen Stoßdegen, und eilt dem Spök auf den Leib. Als
der Spök ſolches gewahr wird, will er umbkehren, aber
der Junker ſchlägt ihne mit der Fauſt in das Genicke,
daß er gleich zur Erden ſtürzet und ein laut Gejünſe *)
erhebt. Summa: nachdem der Junker ſeinen Fuhrknecht
gerufen, bringt er den Spök bald darauf wieder in die
Stadt geſchleppt und ergab es ſich, daß ſelbiger ein Schu¬
ſter war, Namens Schwelm. (Dieſem Schelm hat der,
Teufel recht das W. eingeflicket! — ) So bin ich auch
bei dem großen Auflauf mit Mehren hinzugetreten, und
habe den Kerl geſehen. Er zitterte, wie das Blatt ei¬
ner Espen, und als man ihm hart zuredete: er ſölle frei¬
willig bekennen, maßen er dann vielleicht ſein Leben ret¬
ten könne, ſo es ſich anders fände, daß er Niemand nit
erwürget, bekannte er auch: daß er ſich habe durch ſein
Weib ein arm Sünderkleid nähen laſſen, ſolches ange¬
than und ſich zur Nacht und inſonderheit, wann er in
Erfahrung gebracht, daß ein Wagen in der Stadt ſei
*) Gewimmer.
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Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meinhold_bernsteinhexe_1843/87>, abgerufen am 23.11.2024.
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