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Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843.

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wohl gefiel. Denn da es heuer einen guten Herbst hatte,
beschloß annoch mir vor's erste zwei Pferde zu kaufen
und mein Ackerland abermals zu besäen; denn wiewohl
es schon spät im Jahre war, meinete ich dennoch, daß
der grundgütige Gott es wohl gesegnen könnte, wenn er
wollte.

Auch war ich nit sonderlich umb das Futter für sel¬
bige besorgt, maßen es in der Gemein einen großen Ueber¬
fluß an Heu hatte, da alles Vieh wie bemeldet geschla¬
gen oder fortgetrieben war. Gedachte also im Namen
Gottes mit meinem neuen Ackersknecht gen Gützkow zu
ziehen, wo auf dem Jahrmarkt viel meklenburgische Pferde
gezogen wurden, angesehen dort noch eine bessere Zeit
war. *) Hierzwischen aber thät ich mit meinem Töch¬
terlein noch mehr Gänge auf den Streckelberg zur Nacht¬
zeit und im Mondschein, funden aber nichts rechtes, so
daß wir schon gläubeten unser Segen sei zu Ende, als
wir in der dritten Nacht große Stücke Birnstein bra¬
chen fast größer als die, so die beiden Holländer gekau¬
fet. Solche beschloß nunmehro an meinen Schwager
Martin Behring gen Hamburg zu schicken, massen Schif¬
fer Wulff aus Wolgast, wie mir gesaget ward, noch
in diesem Herbest hinaufseegeln wöllen, um Theer und
Schiffesholz überzuführen. Packete also alles in eine wohl¬
verwahrete Kiste, und nahm selbige mit gen Wolgast,

*) Wallenstein war nämlich vom Kaiser mit Meklen¬
burg belehnt und schonete daher des Landes so viel er konnte.

wohl gefiel. Denn da es heuer einen guten Herbſt hatte,
beſchloß annoch mir vor's erſte zwei Pferde zu kaufen
und mein Ackerland abermals zu beſäen; denn wiewohl
es ſchon ſpät im Jahre war, meinete ich dennoch, daß
der grundgütige Gott es wohl geſegnen könnte, wenn er
wollte.

Auch war ich nit ſonderlich umb das Futter für ſel¬
bige beſorgt, maßen es in der Gemein einen großen Ueber¬
fluß an Heu hatte, da alles Vieh wie bemeldet geſchla¬
gen oder fortgetrieben war. Gedachte alſo im Namen
Gottes mit meinem neuen Ackersknecht gen Gützkow zu
ziehen, wo auf dem Jahrmarkt viel meklenburgiſche Pferde
gezogen wurden, angeſehen dort noch eine beſſere Zeit
war. *) Hierzwiſchen aber thät ich mit meinem Töch¬
terlein noch mehr Gänge auf den Streckelberg zur Nacht¬
zeit und im Mondſchein, funden aber nichts rechtes, ſo
daß wir ſchon gläubeten unſer Segen ſei zu Ende, als
wir in der dritten Nacht große Stücke Birnſtein bra¬
chen faſt größer als die, ſo die beiden Holländer gekau¬
fet. Solche beſchloß nunmehro an meinen Schwager
Martin Behring gen Hamburg zu ſchicken, maſſen Schif¬
fer Wulff aus Wolgaſt, wie mir geſaget ward, noch
in dieſem Herbeſt hinaufſeegeln wöllen, um Theer und
Schiffesholz überzuführen. Packete alſo alles in eine wohl¬
verwahrete Kiſte, und nahm ſelbige mit gen Wolgaſt,

*) Wallenſtein war nämlich vom Kaiſer mit Meklen¬
burg belehnt und ſchonete daher des Landes ſo viel er konnte.
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[68/0084] wohl gefiel. Denn da es heuer einen guten Herbſt hatte, beſchloß annoch mir vor's erſte zwei Pferde zu kaufen und mein Ackerland abermals zu beſäen; denn wiewohl es ſchon ſpät im Jahre war, meinete ich dennoch, daß der grundgütige Gott es wohl geſegnen könnte, wenn er wollte. Auch war ich nit ſonderlich umb das Futter für ſel¬ bige beſorgt, maßen es in der Gemein einen großen Ueber¬ fluß an Heu hatte, da alles Vieh wie bemeldet geſchla¬ gen oder fortgetrieben war. Gedachte alſo im Namen Gottes mit meinem neuen Ackersknecht gen Gützkow zu ziehen, wo auf dem Jahrmarkt viel meklenburgiſche Pferde gezogen wurden, angeſehen dort noch eine beſſere Zeit war. *) Hierzwiſchen aber thät ich mit meinem Töch¬ terlein noch mehr Gänge auf den Streckelberg zur Nacht¬ zeit und im Mondſchein, funden aber nichts rechtes, ſo daß wir ſchon gläubeten unſer Segen ſei zu Ende, als wir in der dritten Nacht große Stücke Birnſtein bra¬ chen faſt größer als die, ſo die beiden Holländer gekau¬ fet. Solche beſchloß nunmehro an meinen Schwager Martin Behring gen Hamburg zu ſchicken, maſſen Schif¬ fer Wulff aus Wolgaſt, wie mir geſaget ward, noch in dieſem Herbeſt hinaufſeegeln wöllen, um Theer und Schiffesholz überzuführen. Packete alſo alles in eine wohl¬ verwahrete Kiſte, und nahm ſelbige mit gen Wolgaſt, *) Wallenſtein war nämlich vom Kaiſer mit Meklen¬ burg belehnt und ſchonete daher des Landes ſo viel er konnte.

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Zitationshilfe: Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meinhold_bernsteinhexe_1843/84>, abgerufen am 23.11.2024.