Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843.Darauf wäre bald in große Ungelegenheit kommen. Denn Doch nun muß ich erstlich meine Historie mit Sr. ihres Todes sei zweifelhaft gewesen, und habe der Stadt¬
physikus Dr. Laurentius Eichstadius in Stettin, einen eigenen medizinalischen Discurs darüber geschrieben. Doch nennt er einen derselben Kiekepost anstatt Kiekebusch. Darauf wäre bald in große Ungelegenheit kommen. Denn Doch nun muß ich erſtlich meine Hiſtorie mit Sr. ihres Todes ſei zweifelhaft geweſen, und habe der Stadt¬
phyſikus Dr. Laurentius Eichstadius in Stettin, einen eigenen medizinaliſchen Discurs darüber geſchrieben. Doch nennt er einen derſelben Kiekepoſt anſtatt Kiekebuſch. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0073" n="57"/> Darauf wäre bald in große Ungelegenheit kommen. Denn<lb/> da ich mich ſehnete auf meine Kniee zu fallen, und die<lb/> Zeit nit abwarten konnte, wo ich meine Herberge er¬<lb/> reichet, lief ich die Schloßtreppe bei vier Stufen hinauf,<lb/> und trat in ein klein Gemach, wo ich mich für dem Herrn<lb/> demüthigte. Aber der Wirth Niclas Gräke folgte mir<lb/> alsbald, und vermeinete, daß ich ein Dieb ſei und wollte<lb/> mich feſt halten, wußte dahero nicht anders los zu kom¬<lb/> men als, daß ich fürgabe, ich wäre trunken worden von<lb/> dem Wein, ſo mir die fremden Kaufleute geſpendet (denn<lb/> er hatte geſehen, welchen trefflichen Zug ich gethan) an¬<lb/> geſehen ich heute Morgen noch nüchtern geweſen, und<lb/> hätte mir ein Kämmerlein aufgeſucht umb ein wenig<lb/> zu ſchlummern, welche Lüge er auch gläubete (ſo es<lb/> anders eine Lüge war; denn ich war ja auch in Wahr¬<lb/> heit trunken, obgleich nit vom Wein, ſondern von Dank<lb/> und Andacht zu meinem Schöpfer) und mich derohal¬<lb/> ben lauffen ließ. —</p><lb/> <p>Doch nun muß ich erſtlich meine Hiſtorie mit Sr.<lb/> fürſtlichen Gnaden verzählen, wie mir oben fürgenom¬<lb/> men. Als ich <hi rendition="#aq">Anno</hi> 22 von ungefährlich mit meim<lb/> Töchterlein, ſo damals ein Kind bei 12 Jahren war,<lb/> hier in Wolgaſt in dein Schloßgarten luſtwandelte, und<lb/> ihr die ſchönen Blumen zeigete, ſo darinnen herfürge¬<lb/><note xml:id="note-0073" prev="#note-0072" place="foot" n="***)">ihres Todes ſei zweifelhaft geweſen, und habe der Stadt¬<lb/> phyſikus <hi rendition="#aq">Dr. Laurentius Eichstadius</hi> in Stettin, einen eigenen<lb/> medizinaliſchen Discurs darüber geſchrieben. Doch nennt<lb/> er einen derſelben Kiekepoſt anſtatt Kiekebuſch.</note> </p> </div> </body> </text> </TEI> [57/0073]
Darauf wäre bald in große Ungelegenheit kommen. Denn
da ich mich ſehnete auf meine Kniee zu fallen, und die
Zeit nit abwarten konnte, wo ich meine Herberge er¬
reichet, lief ich die Schloßtreppe bei vier Stufen hinauf,
und trat in ein klein Gemach, wo ich mich für dem Herrn
demüthigte. Aber der Wirth Niclas Gräke folgte mir
alsbald, und vermeinete, daß ich ein Dieb ſei und wollte
mich feſt halten, wußte dahero nicht anders los zu kom¬
men als, daß ich fürgabe, ich wäre trunken worden von
dem Wein, ſo mir die fremden Kaufleute geſpendet (denn
er hatte geſehen, welchen trefflichen Zug ich gethan) an¬
geſehen ich heute Morgen noch nüchtern geweſen, und
hätte mir ein Kämmerlein aufgeſucht umb ein wenig
zu ſchlummern, welche Lüge er auch gläubete (ſo es
anders eine Lüge war; denn ich war ja auch in Wahr¬
heit trunken, obgleich nit vom Wein, ſondern von Dank
und Andacht zu meinem Schöpfer) und mich derohal¬
ben lauffen ließ. —
Doch nun muß ich erſtlich meine Hiſtorie mit Sr.
fürſtlichen Gnaden verzählen, wie mir oben fürgenom¬
men. Als ich Anno 22 von ungefährlich mit meim
Töchterlein, ſo damals ein Kind bei 12 Jahren war,
hier in Wolgaſt in dein Schloßgarten luſtwandelte, und
ihr die ſchönen Blumen zeigete, ſo darinnen herfürge¬
***)
***) ihres Todes ſei zweifelhaft geweſen, und habe der Stadt¬
phyſikus Dr. Laurentius Eichstadius in Stettin, einen eigenen
medizinaliſchen Discurs darüber geſchrieben. Doch nennt
er einen derſelben Kiekepoſt anſtatt Kiekebuſch.
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