ser, so ich für dem Feinde geborgen, ein Tännlein ab¬ schnitte, und es wie einen Spaten formirete, damit ich könnte besser damit zur Tiefen fahren. Sahen uns aber vorher auf dein Berge wohl umb, und da wir Nie¬ mand nit gewahreten, schritt mein Töchterlein voran, zu der Stätte, welche sie auch alsofort wiederfunde. Gro¬ ßer Gott, was hatts hier für Birnstein! -- Die Ader ging bei 20 Fuß Länge, wie ich ungefährlich abfühlen mochte, die Tiefe aber kunnte ich nicht ergründen. Doch brachen wir heute außer vier ansehnlichen Stücken, doch fast nit so groß, als die von gestern seind, nur klein Gruuswerk, nicht viel größer als was die Apotheker zu Stänkerpulver *) zustoßen. Nachdeme wir nun den Ort wieder mit äußerstem Fleiß bedecket und bewedelt, wär uns bald ein großer Unfall zugestoßen. Denn uns be¬ gegnete Witthansch ihr Mädken, so Brummelbeeren suchte, und da sie fragete, was mein Töchterlein in der Schürzen trug und diese roth würde und stockete, wär alsobald unser Geheimniß verrathen, hätt ich mich nicht begriffen und gesaget: was gehts dich an, sie träget Tannenzapfen umb damit einzuheitzen, was sie auch gläubte. Wir satzten uns dahero für, in Zukunft nur des Nachts und bei Mondenschein auf den Berg zu steigen, und ka¬ men noch vor der Magd zu Hause, woselbst wir unsern Schatz in der Bettstätt verburgen, damit sie es nicht merken sollte.
*) Wahrscheinlich Räucherpulver.
ſer, ſo ich für dem Feinde geborgen, ein Tännlein ab¬ ſchnitte, und es wie einen Spaten formirete, damit ich könnte beſſer damit zur Tiefen fahren. Sahen uns aber vorher auf dein Berge wohl umb, und da wir Nie¬ mand nit gewahreten, ſchritt mein Töchterlein voran, zu der Stätte, welche ſie auch alſofort wiederfunde. Gro¬ ßer Gott, was hatts hier für Birnſtein! — Die Ader ging bei 20 Fuß Länge, wie ich ungefährlich abfühlen mochte, die Tiefe aber kunnte ich nicht ergründen. Doch brachen wir heute außer vier anſehnlichen Stücken, doch faſt nit ſo groß, als die von geſtern ſeind, nur klein Gruuswerk, nicht viel größer als was die Apotheker zu Stänkerpulver *) zuſtoßen. Nachdeme wir nun den Ort wieder mit äußerſtem Fleiß bedecket und bewedelt, wär uns bald ein großer Unfall zugeſtoßen. Denn uns be¬ gegnete Witthanſch ihr Mädken, ſo Brummelbeeren ſuchte, und da ſie fragete, was mein Töchterlein in der Schürzen trug und dieſe roth würde und ſtockete, wär alſobald unſer Geheimniß verrathen, hätt ich mich nicht begriffen und geſaget: was gehts dich an, ſie träget Tannenzapfen umb damit einzuheitzen, was ſie auch gläubte. Wir ſatzten uns dahero für, in Zukunft nur des Nachts und bei Mondenſchein auf den Berg zu ſteigen, und ka¬ men noch vor der Magd zu Hauſe, woſelbſt wir unſern Schatz in der Bettſtätt verburgen, damit ſie es nicht merken ſollte.
*) Wahrſcheinlich Räucherpulver.
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ſer, ſo ich für dem Feinde geborgen, ein Tännlein ab¬
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könnte beſſer damit zur Tiefen fahren. Sahen uns aber
vorher auf dein Berge wohl umb, und da wir Nie¬
mand nit gewahreten, ſchritt mein Töchterlein voran,
zu der Stätte, welche ſie auch alſofort wiederfunde. Gro¬
ßer Gott, was hatts hier für Birnſtein! — Die Ader
ging bei 20 Fuß Länge, wie ich ungefährlich abfühlen
mochte, die Tiefe aber kunnte ich nicht ergründen. Doch
brachen wir heute außer vier anſehnlichen Stücken, doch
faſt nit ſo groß, als die von geſtern ſeind, nur klein
Gruuswerk, nicht viel größer als was die Apotheker zu
Stänkerpulver *) zuſtoßen. Nachdeme wir nun den Ort
wieder mit äußerſtem Fleiß bedecket und bewedelt, wär
uns bald ein großer Unfall zugeſtoßen. Denn uns be¬
gegnete Witthanſch ihr Mädken, ſo Brummelbeeren
ſuchte, und da ſie fragete, was mein Töchterlein in der
Schürzen trug und dieſe roth würde und ſtockete, wär
alſobald unſer Geheimniß verrathen, hätt ich mich nicht
begriffen und geſaget: was gehts dich an, ſie träget
Tannenzapfen umb damit einzuheitzen, was ſie auch gläubte.
Wir ſatzten uns dahero für, in Zukunft nur des Nachts
und bei Mondenſchein auf den Berg zu ſteigen, und ka¬
men noch vor der Magd zu Hauſe, woſelbſt wir unſern
Schatz in der Bettſtätt verburgen, damit ſie es nicht
merken ſollte.
*) Wahrſcheinlich Räucherpulver.
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Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meinhold_bernsteinhexe_1843/66>, abgerufen am 23.11.2024.
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