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Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843.

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der mit Sand überschüttet, und darnach mit ihrer Schür¬
zen überwedelt, damit keine Spur nit übrig bliebe.

Im Uebrigen würde dorthin auch kein Fremder so
leichtlich kommen, angesehen keine Brommelbeeren in der
Nähe ranketen, und sie mehr aus Fürwitz und um nach
der Sehe überzuschauen, den Gang gethan, denn aus
Nothdurft. Sie selbsten wolle aber schon die Stätte
wiederfinden, alldieweilen sie sich dieselbige durch drei
Steinlein gemerket. Was nun unser Erstes gewesen,
nachdeme der grundgütige Gott uns aus sollicher Noth
gerissen, ja uns, wie es der Anschein war, mit großem
Reichthumb begabet hatte, kann sich ein Jeglicher selb¬
sten fürstellen. Als wir endlich wieder von unsern Knieen
aufstunden, wollte mein Töchterlein zuerst zur Magd
laufen und ihr unsere fröhliche Zeitung hinterbringen.
Aber ich untersagete es ihr, massen wir nit wissen könn¬
ten, ob die Magd es ihren Freundinnen nicht wieder
verzählete, obwohl sie sonsten ein treu und gottesfürch¬
tig Mensch sei. Thät sie aber soliches, so würde es son¬
der Zweifel der Amtshaubtmann erfahren, und unsern
Schatz vor Se. fürstliche Gnaden den Herzog, will sa¬
gen vor sich selbsten aufheben, und uns nichts nit, denn
das Zusehen verbleiben, und darumb unsere Noth bald
wieder von vornen beginnen. Wöllten dannenhero sa¬
gen, wenn man uns nach unserm Seegen fragen würde,
daß mein seliger Bruder so ein Rathsherr in Rotter¬
damm gewesen uns ein gut Stück Geldes hinterlassen,
wie es denn auch wahr ist, daß ich für einem Jahre

der mit Sand überſchüttet, und darnach mit ihrer Schür¬
zen überwedelt, damit keine Spur nit übrig bliebe.

Im Uebrigen würde dorthin auch kein Fremder ſo
leichtlich kommen, angeſehen keine Brommelbeeren in der
Nähe ranketen, und ſie mehr aus Fürwitz und um nach
der Sehe überzuſchauen, den Gang gethan, denn aus
Nothdurft. Sie ſelbſten wolle aber ſchon die Stätte
wiederfinden, alldieweilen ſie ſich dieſelbige durch drei
Steinlein gemerket. Was nun unſer Erſtes geweſen,
nachdeme der grundgütige Gott uns aus ſollicher Noth
geriſſen, ja uns, wie es der Anſchein war, mit großem
Reichthumb begabet hatte, kann ſich ein Jeglicher ſelb¬
ſten fürſtellen. Als wir endlich wieder von unſern Knieen
aufſtunden, wollte mein Töchterlein zuerſt zur Magd
laufen und ihr unſere fröhliche Zeitung hinterbringen.
Aber ich unterſagete es ihr, maſſen wir nit wiſſen könn¬
ten, ob die Magd es ihren Freundinnen nicht wieder
verzählete, obwohl ſie ſonſten ein treu und gottesfürch¬
tig Menſch ſei. Thät ſie aber ſoliches, ſo würde es ſon¬
der Zweifel der Amtshaubtmann erfahren, und unſern
Schatz vor Se. fürſtliche Gnaden den Herzog, will ſa¬
gen vor ſich ſelbſten aufheben, und uns nichts nit, denn
das Zuſehen verbleiben, und darumb unſere Noth bald
wieder von vornen beginnen. Wöllten dannenhero ſa¬
gen, wenn man uns nach unſerm Seegen fragen würde,
daß mein ſeliger Bruder ſo ein Rathsherr in Rotter¬
damm geweſen uns ein gut Stück Geldes hinterlaſſen,
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[48/0064] der mit Sand überſchüttet, und darnach mit ihrer Schür¬ zen überwedelt, damit keine Spur nit übrig bliebe. Im Uebrigen würde dorthin auch kein Fremder ſo leichtlich kommen, angeſehen keine Brommelbeeren in der Nähe ranketen, und ſie mehr aus Fürwitz und um nach der Sehe überzuſchauen, den Gang gethan, denn aus Nothdurft. Sie ſelbſten wolle aber ſchon die Stätte wiederfinden, alldieweilen ſie ſich dieſelbige durch drei Steinlein gemerket. Was nun unſer Erſtes geweſen, nachdeme der grundgütige Gott uns aus ſollicher Noth geriſſen, ja uns, wie es der Anſchein war, mit großem Reichthumb begabet hatte, kann ſich ein Jeglicher ſelb¬ ſten fürſtellen. Als wir endlich wieder von unſern Knieen aufſtunden, wollte mein Töchterlein zuerſt zur Magd laufen und ihr unſere fröhliche Zeitung hinterbringen. Aber ich unterſagete es ihr, maſſen wir nit wiſſen könn¬ ten, ob die Magd es ihren Freundinnen nicht wieder verzählete, obwohl ſie ſonſten ein treu und gottesfürch¬ tig Menſch ſei. Thät ſie aber ſoliches, ſo würde es ſon¬ der Zweifel der Amtshaubtmann erfahren, und unſern Schatz vor Se. fürſtliche Gnaden den Herzog, will ſa¬ gen vor ſich ſelbſten aufheben, und uns nichts nit, denn das Zuſehen verbleiben, und darumb unſere Noth bald wieder von vornen beginnen. Wöllten dannenhero ſa¬ gen, wenn man uns nach unſerm Seegen fragen würde, daß mein ſeliger Bruder ſo ein Rathsherr in Rotter¬ damm geweſen uns ein gut Stück Geldes hinterlaſſen, wie es denn auch wahr iſt, daß ich für einem Jahre

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Zitationshilfe: Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meinhold_bernsteinhexe_1843/64>, abgerufen am 23.11.2024.