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Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843.

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dersaß, und an meine Verhängnüß gedachte, brach wieder
der Schmerz herfür, und beschloß nun mehro mein Haus
und meine Pfarre selbst zu verlaufen, und als ein Bett¬
lersmann mit meiner Tochter durch die weite Welt zu zie¬
hen. Ursache kann man genugsam denken. Denn da nun¬
mehro alle Hoffnung mir weggestochen war, massen mein
ganzes Feld geruiniret, und der Amtshaubtmann mein er¬
grimmter Feind worden war, ich auch binnen fünf Jah¬
ren keine Hochzeit, item binnen einem Jahre nur zwo
Taufen gehabt, sahe meinen und meines Kindes Tod für
Augen, dieweil gar nit abzusehen, daß es vors Erste bes¬
ser söllte werden. Hiezu trat die große Furcht in der Ge¬
mein. Denn obwohl sie durch Gottes wunderliche Gnade
schon anfingen manchen guten Zug beides in der Sehe wie
im Achterwasser zu thun, auch mancher in den andern
Dörfern sich schon Salz, Brod, Grütze etc. von den An¬
klammschen und Lassanschen Pöltern und Quatznern *)
vor seine Fische hatten geben lassen, brachten sie mir
doch Nichtes, weil sie sich scheueten, daß es möcht gen
Pudgla verlauten, und sie einen ungnädigen Herrn ha¬
ben. Winkete dannenhero mein Töchterlein neben mich,
und stellte ihr für, was mir im Gedanken lage. Der
grundgütige Gott könne mir ja immer eine andere Ge¬
meine wieder bescheeren, so ich sollte solcher Gnade wür¬
dig vor ihm befunden werden, angesehen die grimmige

*) befahren bis zu dieser Stunde in kleinen Fahrzeugen
(Polten und Quatzen) alltäglich das Achterwasser und kau¬
fen dem Bauern die gefangenen Fische ab.

derſaß, und an meine Verhängnüß gedachte, brach wieder
der Schmerz herfür, und beſchloß nun mehro mein Haus
und meine Pfarre ſelbſt zu verlaufen, und als ein Bett¬
lersmann mit meiner Tochter durch die weite Welt zu zie¬
hen. Urſache kann man genugſam denken. Denn da nun¬
mehro alle Hoffnung mir weggeſtochen war, maſſen mein
ganzes Feld geruiniret, und der Amtshaubtmann mein er¬
grimmter Feind worden war, ich auch binnen fünf Jah¬
ren keine Hochzeit, item binnen einem Jahre nur zwo
Taufen gehabt, ſahe meinen und meines Kindes Tod für
Augen, dieweil gar nit abzuſehen, daß es vors Erſte beſ¬
ſer ſöllte werden. Hiezu trat die große Furcht in der Ge¬
mein. Denn obwohl ſie durch Gottes wunderliche Gnade
ſchon anfingen manchen guten Zug beides in der Sehe wie
im Achterwaſſer zu thun, auch mancher in den andern
Dörfern ſich ſchon Salz, Brod, Grütze etc. von den An¬
klammſchen und Laſſanſchen Pöltern und Quatznern *)
vor ſeine Fiſche hatten geben laſſen, brachten ſie mir
doch Nichtes, weil ſie ſich ſcheueten, daß es möcht gen
Pudgla verlauten, und ſie einen ungnädigen Herrn ha¬
ben. Winkete dannenhero mein Töchterlein neben mich,
und ſtellte ihr für, was mir im Gedanken lage. Der
grundgütige Gott könne mir ja immer eine andere Ge¬
meine wieder beſcheeren, ſo ich ſollte ſolcher Gnade wür¬
dig vor ihm befunden werden, angeſehen die grimmige

*) befahren bis zu dieſer Stunde in kleinen Fahrzeugen
(Polten und Quatzen) alltäglich das Achterwaſſer und kau¬
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[40/0056] derſaß, und an meine Verhängnüß gedachte, brach wieder der Schmerz herfür, und beſchloß nun mehro mein Haus und meine Pfarre ſelbſt zu verlaufen, und als ein Bett¬ lersmann mit meiner Tochter durch die weite Welt zu zie¬ hen. Urſache kann man genugſam denken. Denn da nun¬ mehro alle Hoffnung mir weggeſtochen war, maſſen mein ganzes Feld geruiniret, und der Amtshaubtmann mein er¬ grimmter Feind worden war, ich auch binnen fünf Jah¬ ren keine Hochzeit, item binnen einem Jahre nur zwo Taufen gehabt, ſahe meinen und meines Kindes Tod für Augen, dieweil gar nit abzuſehen, daß es vors Erſte beſ¬ ſer ſöllte werden. Hiezu trat die große Furcht in der Ge¬ mein. Denn obwohl ſie durch Gottes wunderliche Gnade ſchon anfingen manchen guten Zug beides in der Sehe wie im Achterwaſſer zu thun, auch mancher in den andern Dörfern ſich ſchon Salz, Brod, Grütze etc. von den An¬ klammſchen und Laſſanſchen Pöltern und Quatznern *) vor ſeine Fiſche hatten geben laſſen, brachten ſie mir doch Nichtes, weil ſie ſich ſcheueten, daß es möcht gen Pudgla verlauten, und ſie einen ungnädigen Herrn ha¬ ben. Winkete dannenhero mein Töchterlein neben mich, und ſtellte ihr für, was mir im Gedanken lage. Der grundgütige Gott könne mir ja immer eine andere Ge¬ meine wieder beſcheeren, ſo ich ſollte ſolcher Gnade wür¬ dig vor ihm befunden werden, angeſehen die grimmige *) befahren bis zu dieſer Stunde in kleinen Fahrzeugen (Polten und Quatzen) alltäglich das Achterwaſſer und kau¬ fen dem Bauern die gefangenen Fiſche ab.

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Zitationshilfe: Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meinhold_bernsteinhexe_1843/56>, abgerufen am 23.11.2024.