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Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843.

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so daß er den ganzen Kapsel, noch bei 150 Köpfen stark,
die Kinder ungerechnet, zusammenrief, und ad proto¬
collum
diktirte, was sie von der Predigt behalten, ma¬
ßen er Seiner fürstlichen Gnaden dem Herzogen von Pom¬
mern zu vermelden gesonnen, welch gotteslästerliche Lü¬
gen ich gegen ihn ausgespieen, wovor ja ein christlich Herz
erschrecken müßt; item welch ein Geizhals ich wär, daß
ich nur immer von ihm haben wöllt, und ihn in die¬
ser harten und schweren Zeit, sozusagen tagtäglich mit
meinen Sudelbrieffen anrennete, wo er selbsten vor sich
nichts zu essen hätte. Das söllte dem Pfaffen den Hals
brechen, da Se. fürstliche Gnaden alles thät, was er
fürzustellen käme, und brauchte Niemand im Kapsel mir
Nichtes mehr zu verabreichen sondern sie söllten mich nur
lauffen lassen. Er wölle schon sorgen, daß sie einen ganz
andern Priester wieder erlangeten, denn ich wär.

(Möchte den aber wohl sehen, der sich in sollich Un¬
glück hineinzubegeben entschlossen gewesen wär.) Diese
Botschaft wurde mir aber noch in selbiger Nacht hinter¬
bracht, wovor ich fast heftig erschrack, angesehen ich wohl
einsahe, daß ich nun nit einen gnädigen Herrn an Sr.
Gestrengen bekommen, sondern Zeit meines erbärmlichen
Lebens, wenn ich es anderst söllte fristen können, eine
ungnädige Herrschaft haben würd. Doch tröstete mich
bald ein Etwas, als Chim Krüger aus Ueckeritze, so mir
solches hinterbrachte, ein Stücklein von seinem Ferkel aus
der Taschen zog, das er mir verehrete. Darüber kam
auch der alte Paassch hinzu, welcher dasselbe sagte, und

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ſo daß er den ganzen Kapſel, noch bei 150 Köpfen ſtark,
die Kinder ungerechnet, zuſammenrief, und ad proto¬
collum
diktirte, was ſie von der Predigt behalten, ma¬
ßen er Seiner fürſtlichen Gnaden dem Herzogen von Pom¬
mern zu vermelden geſonnen, welch gottesläſterliche Lü¬
gen ich gegen ihn ausgeſpieen, wovor ja ein chriſtlich Herz
erſchrecken müßt; item welch ein Geizhals ich wär, daß
ich nur immer von ihm haben wöllt, und ihn in die¬
ſer harten und ſchweren Zeit, ſozuſagen tagtäglich mit
meinen Sudelbrieffen anrennete, wo er ſelbſten vor ſich
nichts zu eſſen hätte. Das ſöllte dem Pfaffen den Hals
brechen, da Se. fürſtliche Gnaden alles thät, was er
fürzuſtellen käme, und brauchte Niemand im Kapſel mir
Nichtes mehr zu verabreichen ſondern ſie ſöllten mich nur
lauffen laſſen. Er wölle ſchon ſorgen, daß ſie einen ganz
andern Prieſter wieder erlangeten, denn ich wär.

(Möchte den aber wohl ſehen, der ſich in ſollich Un¬
glück hineinzubegeben entſchloſſen geweſen wär.) Dieſe
Botſchaft wurde mir aber noch in ſelbiger Nacht hinter¬
bracht, wovor ich faſt heftig erſchrack, angeſehen ich wohl
einſahe, daß ich nun nit einen gnädigen Herrn an Sr.
Geſtrengen bekommen, ſondern Zeit meines erbärmlichen
Lebens, wenn ich es anderſt ſöllte friſten können, eine
ungnädige Herrſchaft haben würd. Doch tröſtete mich
bald ein Etwas, als Chim Krüger aus Ueckeritze, ſo mir
ſolches hinterbrachte, ein Stücklein von ſeinem Ferkel aus
der Taſchen zog, das er mir verehrete. Darüber kam
auch der alte Paaſsch hinzu, welcher daſſelbe ſagte, und

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[33/0049] ſo daß er den ganzen Kapſel, noch bei 150 Köpfen ſtark, die Kinder ungerechnet, zuſammenrief, und ad proto¬ collum diktirte, was ſie von der Predigt behalten, ma¬ ßen er Seiner fürſtlichen Gnaden dem Herzogen von Pom¬ mern zu vermelden geſonnen, welch gottesläſterliche Lü¬ gen ich gegen ihn ausgeſpieen, wovor ja ein chriſtlich Herz erſchrecken müßt; item welch ein Geizhals ich wär, daß ich nur immer von ihm haben wöllt, und ihn in die¬ ſer harten und ſchweren Zeit, ſozuſagen tagtäglich mit meinen Sudelbrieffen anrennete, wo er ſelbſten vor ſich nichts zu eſſen hätte. Das ſöllte dem Pfaffen den Hals brechen, da Se. fürſtliche Gnaden alles thät, was er fürzuſtellen käme, und brauchte Niemand im Kapſel mir Nichtes mehr zu verabreichen ſondern ſie ſöllten mich nur lauffen laſſen. Er wölle ſchon ſorgen, daß ſie einen ganz andern Prieſter wieder erlangeten, denn ich wär. (Möchte den aber wohl ſehen, der ſich in ſollich Un¬ glück hineinzubegeben entſchloſſen geweſen wär.) Dieſe Botſchaft wurde mir aber noch in ſelbiger Nacht hinter¬ bracht, wovor ich faſt heftig erſchrack, angeſehen ich wohl einſahe, daß ich nun nit einen gnädigen Herrn an Sr. Geſtrengen bekommen, ſondern Zeit meines erbärmlichen Lebens, wenn ich es anderſt ſöllte friſten können, eine ungnädige Herrſchaft haben würd. Doch tröſtete mich bald ein Etwas, als Chim Krüger aus Ueckeritze, ſo mir ſolches hinterbrachte, ein Stücklein von ſeinem Ferkel aus der Taſchen zog, das er mir verehrete. Darüber kam auch der alte Paaſsch hinzu, welcher daſſelbe ſagte, und 3

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Zitationshilfe: Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meinhold_bernsteinhexe_1843/49>, abgerufen am 23.11.2024.