sie kunnten. Sollten sich aber annoch mehr verwundern, als ich nach der Predigt erstlich die Ehrenerklärung Sr. f. G. mit der Confirmation der Kaiserlichen Majestät und nachgehends meinen Adelsbrief auf teutsch ihnen fürlas, und letzlich mein Töchterlein mit dem Junker zu kündigen begunnte. Lieber, da mürmelte es in der Kirchen nit anders als wenn die Bienen summen. (NN. Diese Scripta seind jedoch bei dem Feuer, so vor einem Jahr in der Burg auskam, wie ich nachgehends ver¬ melden werde, verbrennet, wannenhero ich sie allhier nicht in origine allegiren kann.)
Darauf gingen meine lieben Kinder mit vielen Volk zu Gottes Tisch, und nach der Kirchen kamen sie fast alle umb sie und wünscheten ihnen Glück. Item kam der alte Paassch noch auf den Nachmittag zu mir ins Haus, und bat mein Töchterlein abereins umb Verge¬ bung, daß er sie unwissend beleidiget; wöllte ihr gerne ein Hochzeitsgeschenke verehren, aber er hätte jetzunder Nichtes, doch sölle seine Frau ihr zum Frühjahr ein Huhn setzen und wölle er dann selbsten die Küken nacher Mellenthin bringen. Hierüber mußten wir allzumalen lachen, insonderheit der Junker, welcher letzlich sprach: so du mir ein Hochzeitsgeschenke machest, mußtu auch zur Hochzeit geladen werden, darumb machstu wohl morgen mitkommen.
Worauf mein Töchterlein sprach: und Eure kleine Marie, meine Päten soll auch mitkommen und soll meine Brautjungfer sein, wenn es mein Herre erlaubet. Hie¬
ſie kunnten. Sollten ſich aber annoch mehr verwundern, als ich nach der Predigt erſtlich die Ehrenerklärung Sr. f. G. mit der Confirmation der Kaiſerlichen Majeſtät und nachgehends meinen Adelsbrief auf teutſch ihnen fürlas, und letzlich mein Töchterlein mit dem Junker zu kündigen begunnte. Lieber, da mürmelte es in der Kirchen nit anders als wenn die Bienen ſummen. (NN. Dieſe Scripta ſeind jedoch bei dem Feuer, ſo vor einem Jahr in der Burg auskam, wie ich nachgehends ver¬ melden werde, verbrennet, wannenhero ich ſie allhier nicht in origine allegiren kann.)
Darauf gingen meine lieben Kinder mit vielen Volk zu Gottes Tiſch, und nach der Kirchen kamen ſie faſt alle umb ſie und wünſcheten ihnen Glück. Item kam der alte Paaſsch noch auf den Nachmittag zu mir ins Haus, und bat mein Töchterlein abereins umb Verge¬ bung, daß er ſie unwiſſend beleidiget; wöllte ihr gerne ein Hochzeitsgeſchenke verehren, aber er hätte jetzunder Nichtes, doch ſölle ſeine Frau ihr zum Frühjahr ein Huhn ſetzen und wölle er dann ſelbſten die Küken nacher Mellenthin bringen. Hierüber mußten wir allzumalen lachen, inſonderheit der Junker, welcher letzlich ſprach: ſo du mir ein Hochzeitsgeſchenke macheſt, mußtu auch zur Hochzeit geladen werden, darumb machſtu wohl morgen mitkommen.
Worauf mein Töchterlein ſprach: und Eure kleine Marie, meine Päten ſoll auch mitkommen und ſoll meine Brautjungfer ſein, wenn es mein Herre erlaubet. Hie¬
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ſie kunnten. Sollten ſich aber annoch mehr verwundern,
als ich nach der Predigt erſtlich die Ehrenerklärung Sr.
f. G. mit der Confirmation der Kaiſerlichen Majeſtät
und nachgehends meinen Adelsbrief auf teutſch ihnen
fürlas, und letzlich mein Töchterlein mit dem Junker
zu kündigen begunnte. Lieber, da mürmelte es in der
Kirchen nit anders als wenn die Bienen ſummen. (NN.
Dieſe Scripta ſeind jedoch bei dem Feuer, ſo vor einem
Jahr in der Burg auskam, wie ich nachgehends ver¬
melden werde, verbrennet, wannenhero ich ſie allhier
nicht in origine allegiren kann.)
Darauf gingen meine lieben Kinder mit vielen Volk
zu Gottes Tiſch, und nach der Kirchen kamen ſie faſt
alle umb ſie und wünſcheten ihnen Glück. Item kam
der alte Paaſsch noch auf den Nachmittag zu mir ins
Haus, und bat mein Töchterlein abereins umb Verge¬
bung, daß er ſie unwiſſend beleidiget; wöllte ihr gerne
ein Hochzeitsgeſchenke verehren, aber er hätte jetzunder
Nichtes, doch ſölle ſeine Frau ihr zum Frühjahr ein
Huhn ſetzen und wölle er dann ſelbſten die Küken nacher
Mellenthin bringen. Hierüber mußten wir allzumalen
lachen, inſonderheit der Junker, welcher letzlich ſprach:
ſo du mir ein Hochzeitsgeſchenke macheſt, mußtu auch
zur Hochzeit geladen werden, darumb machſtu wohl
morgen mitkommen.
Worauf mein Töchterlein ſprach: und Eure kleine
Marie, meine Päten ſoll auch mitkommen und ſoll meine
Brautjungfer ſein, wenn es mein Herre erlaubet. Hie¬
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Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meinhold_bernsteinhexe_1843/309>, abgerufen am 25.11.2024.
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