zum Gebet, und nachdem ich meine Hände auf ihr Haupt geleget, dankete ich dem Herrn so brünstiglich, wie ich ihm noch nimmer gedanket, also daß ich letzlich für mei¬ nen Thränen nicht weiter kommen kunnte, sondern sie mir meine Stimme ersäufeten.
Hierzwischen war aber des Junkers sein Wagen mit vielen Truhen und Koffers vor der Thüren angelan¬ get, und sprach er: jetzo soll Sie auch sehen liebe Jung¬ fer, was ich Ihr mitgebracht, und gab Befehlig Allens in das Zimmer zu tragen. Ei Lieber, welche schöne Sa¬ chen hatte es darinnen, so ich mein Lebtage nit gese¬ hen! Allens was Weiber gebrauchen, war hier fürhan¬ den, insonderheit an Kleidern, als Leibichen, gefaltete Höcke *), lange Mantel, zum Theil mit Futterfell ver¬ bremmet, Schleier, Schürzen, item das Brauthemd so mit güldenen Borten besetzet war und worauf der kurz¬ weilige Junker an die sechs oder sieben Mirthenbüscher vor sie geleget hatte, umb sich daraus selbsten einen Kranz zu machen. Item nahm es kein Ende an Ringen, Hals¬ kettlein, Ohrenperlein etc. so ich zum Theil, vergessen hab. Auch wollte der gute Junker mich nit unbescheert hinterlassen, inmaßen er mir ein neu Meßgewand (die¬ weil das alte die Feinde geraubet) auch Futterhemde, Hosen und Schuhe, summa Allens was zur Mannsklei¬ dung gehört, mitgebracht hatte, weshalben ich nur im
*) Die Bedeutung dieses Kleidungsstückes ist mir un¬ bekannt, wenn es nicht etwa ein Schreibfehler ist und Röcke heißen soll.
zum Gebet, und nachdem ich meine Hände auf ihr Haupt geleget, dankete ich dem Herrn ſo brünſtiglich, wie ich ihm noch nimmer gedanket, alſo daß ich letzlich für mei¬ nen Thränen nicht weiter kommen kunnte, ſondern ſie mir meine Stimme erſäufeten.
Hierzwiſchen war aber des Junkers ſein Wagen mit vielen Truhen und Koffers vor der Thüren angelan¬ get, und ſprach er: jetzo ſoll Sie auch ſehen liebe Jung¬ fer, was ich Ihr mitgebracht, und gab Befehlig Allens in das Zimmer zu tragen. Ei Lieber, welche ſchöne Sa¬ chen hatte es darinnen, ſo ich mein Lebtage nit geſe¬ hen! Allens was Weiber gebrauchen, war hier fürhan¬ den, inſonderheit an Kleidern, als Leibichen, gefaltete Höcke *), lange Mantel, zum Theil mit Futterfell ver¬ bremmet, Schleier, Schürzen, item das Brauthemd ſo mit güldenen Borten beſetzet war und worauf der kurz¬ weilige Junker an die ſechs oder ſieben Mirthenbüſcher vor ſie geleget hatte, umb ſich daraus ſelbſten einen Kranz zu machen. Item nahm es kein Ende an Ringen, Hals¬ kettlein, Ohrenperlein etc. ſo ich zum Theil, vergeſſen hab. Auch wollte der gute Junker mich nit unbeſcheert hinterlaſſen, inmaßen er mir ein neu Meßgewand (die¬ weil das alte die Feinde geraubet) auch Futterhemde, Hoſen und Schuhe, summa Allens was zur Mannsklei¬ dung gehört, mitgebracht hatte, weshalben ich nur im
*) Die Bedeutung dieſes Kleidungsſtückes iſt mir un¬ bekannt, wenn es nicht etwa ein Schreibfehler iſt und Röcke heißen ſoll.
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zum Gebet, und nachdem ich meine Hände auf ihr Haupt
geleget, dankete ich dem Herrn ſo brünſtiglich, wie ich
ihm noch nimmer gedanket, alſo daß ich letzlich für mei¬
nen Thränen nicht weiter kommen kunnte, ſondern ſie
mir meine Stimme erſäufeten.
Hierzwiſchen war aber des Junkers ſein Wagen mit
vielen Truhen und Koffers vor der Thüren angelan¬
get, und ſprach er: jetzo ſoll Sie auch ſehen liebe Jung¬
fer, was ich Ihr mitgebracht, und gab Befehlig Allens
in das Zimmer zu tragen. Ei Lieber, welche ſchöne Sa¬
chen hatte es darinnen, ſo ich mein Lebtage nit geſe¬
hen! Allens was Weiber gebrauchen, war hier fürhan¬
den, inſonderheit an Kleidern, als Leibichen, gefaltete
Höcke *), lange Mantel, zum Theil mit Futterfell ver¬
bremmet, Schleier, Schürzen, item das Brauthemd ſo
mit güldenen Borten beſetzet war und worauf der kurz¬
weilige Junker an die ſechs oder ſieben Mirthenbüſcher
vor ſie geleget hatte, umb ſich daraus ſelbſten einen Kranz
zu machen. Item nahm es kein Ende an Ringen, Hals¬
kettlein, Ohrenperlein etc. ſo ich zum Theil, vergeſſen
hab. Auch wollte der gute Junker mich nit unbeſcheert
hinterlaſſen, inmaßen er mir ein neu Meßgewand (die¬
weil das alte die Feinde geraubet) auch Futterhemde,
Hoſen und Schuhe, summa Allens was zur Mannsklei¬
dung gehört, mitgebracht hatte, weshalben ich nur im
*) Die Bedeutung dieſes Kleidungsſtückes iſt mir un¬
bekannt, wenn es nicht etwa ein Schreibfehler iſt und Röcke
heißen ſoll.
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Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meinhold_bernsteinhexe_1843/306>, abgerufen am 17.07.2024.
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