solches hörete, entsatzte ich mich, wie billig in meim prie¬ sterlichen Gewissen, und stieg auf das Wagenrad und bliese ihm ein, daß er umb Gottes willen von dieser Materia aufhören sölle, dieweil das Volk, wenn es den Teufel nicht mehr fürchte, auch unsern Herrgott nicht mehr fürchten würde *).
Solches thät der liebe Junker mir auch alsogleich zu Gefallen, und fragete nur das Volk noch, ob sie jetzunder mein Töchterlein ganz für unschuldig hielten. Und nachdem sie "ja!" gesaget, bate er sie, nunmehro geruhsam nach Hause zu gehen und Gott zu danken, daß er unschuldig Blut gerettet. Er wölle jetzo auch wieder umbkehren und hoffe er, daß Niemand mich und mein Töchterlein beschweren würde, wenn er uns allein nacher Coserow zurückfahren ließe. Hierauf wandte er sich eilends an selbige, gab ihr die Hand und sprach: "Lebe Sie wohl liebe Jungfer, ich hoffe Ihre Ehre auch bald vor der Welt zu retten, und danke Sie nicht mir, sondern Gott!" Also machte ers auch mit mir und meinem lieben Gevatter, worauf er von dem Wagen sprang und bei Dn. Consuli auf seinen Wagen sitzen ging. Selbiger hatte auch bereits etzliche Worte zum Volk gesprochen, auch mich und mein Kind umb Ver¬ gebung angerufen (und muß es ihme zur Ehre nachrüh¬ men, daß seine Thränen dabei auf die Backen nieder¬ flossen) wurde aber von dem Junker also sehr gedrän¬
*) Vielleicht eine tiefe Wahrheit!
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ſolches hörete, entſatzte ich mich, wie billig in meim prie¬ ſterlichen Gewiſſen, und ſtieg auf das Wagenrad und blieſe ihm ein, daß er umb Gottes willen von dieſer Materia aufhören ſölle, dieweil das Volk, wenn es den Teufel nicht mehr fürchte, auch unſern Herrgott nicht mehr fürchten würde *).
Solches thät der liebe Junker mir auch alſogleich zu Gefallen, und fragete nur das Volk noch, ob ſie jetzunder mein Töchterlein ganz für unſchuldig hielten. Und nachdem ſie „ja!“ geſaget, bate er ſie, nunmehro geruhſam nach Hauſe zu gehen und Gott zu danken, daß er unſchuldig Blut gerettet. Er wölle jetzo auch wieder umbkehren und hoffe er, daß Niemand mich und mein Töchterlein beſchweren würde, wenn er uns allein nacher Coſerow zurückfahren ließe. Hierauf wandte er ſich eilends an ſelbige, gab ihr die Hand und ſprach: „Lebe Sie wohl liebe Jungfer, ich hoffe Ihre Ehre auch bald vor der Welt zu retten, und danke Sie nicht mir, ſondern Gott!“ Alſo machte ers auch mit mir und meinem lieben Gevatter, worauf er von dem Wagen ſprang und bei Dn. Consuli auf ſeinen Wagen ſitzen ging. Selbiger hatte auch bereits etzliche Worte zum Volk geſprochen, auch mich und mein Kind umb Ver¬ gebung angerufen (und muß es ihme zur Ehre nachrüh¬ men, daß ſeine Thränen dabei auf die Backen nieder¬ floſſen) wurde aber von dem Junker alſo ſehr gedrän¬
*) Vielleicht eine tiefe Wahrheit!
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ſolches hörete, entſatzte ich mich, wie billig in meim prie¬
ſterlichen Gewiſſen, und ſtieg auf das Wagenrad und
blieſe ihm ein, daß er umb Gottes willen von dieſer
Materia aufhören ſölle, dieweil das Volk, wenn es den
Teufel nicht mehr fürchte, auch unſern Herrgott nicht
mehr fürchten würde *).
Solches thät der liebe Junker mir auch alſogleich
zu Gefallen, und fragete nur das Volk noch, ob ſie
jetzunder mein Töchterlein ganz für unſchuldig hielten.
Und nachdem ſie „ja!“ geſaget, bate er ſie, nunmehro
geruhſam nach Hauſe zu gehen und Gott zu danken,
daß er unſchuldig Blut gerettet. Er wölle jetzo auch
wieder umbkehren und hoffe er, daß Niemand mich und
mein Töchterlein beſchweren würde, wenn er uns allein
nacher Coſerow zurückfahren ließe. Hierauf wandte er
ſich eilends an ſelbige, gab ihr die Hand und ſprach:
„Lebe Sie wohl liebe Jungfer, ich hoffe Ihre Ehre auch
bald vor der Welt zu retten, und danke Sie nicht mir,
ſondern Gott!“ Alſo machte ers auch mit mir und
meinem lieben Gevatter, worauf er von dem Wagen
ſprang und bei Dn. Consuli auf ſeinen Wagen ſitzen
ging. Selbiger hatte auch bereits etzliche Worte zum
Volk geſprochen, auch mich und mein Kind umb Ver¬
gebung angerufen (und muß es ihme zur Ehre nachrüh¬
men, daß ſeine Thränen dabei auf die Backen nieder¬
floſſen) wurde aber von dem Junker alſo ſehr gedrän¬
*) Vielleicht eine tiefe Wahrheit!
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Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meinhold_bernsteinhexe_1843/291>, abgerufen am 28.11.2024.
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