viel habe ich mich umb sie gegrämet, aber ich kunnte sie nicht retten, dieweil ich, wie sie selbsten in Ketten gelegen hab, was sie mir auch wohl ansehen wird."
Aber mein Töchterlein kunnte ihm kein Wörtlein Ant¬ wort geben, besondern fiel für Freuden abereins in Un¬ macht, kam aber alsbald, da mein lieber Gevatter noch etwas Fürrath an Wein hatte, wieder bei sich. Unter¬ dessen aber that mir der liebe Junker Unrecht, was ich ihm aber gerne verzeihen will. Denn er schnarchete mich an und nannte mich ein altes Weib, das Nichtes künnte als heulen und wehklagen. Warumb ich nit alsogleich dem schwedischen König nachgereiset wäre, oder warumb ich nicht selbsten nacher Mellenthin gekommen und sein Gezeugnüß mir gehohlet, da ich ja wüßte, was er von denen Hexen dächte? (Ja, du lieber Gott, wie konnte ich anders, als dem Richter gläuben, so dort gewesen war. Das hätten wohl mehr Leut gethan, denn alte Weiber; aber an den schwedischen König hatte ich keine Gedanken, und, Lieber sage, wie hätte ich auch zu ihm reisen und mein eigen Kind verlassen mögen! Aber sol¬ ches bedenken junge Leute nicht, dieweil sie nit wissen, wie einem Vater zu Muthe.)
Nunmehro war aber Dn. Camerarius, da er ge¬ höret, daß es der Junker sei, wieder unter dem Stroh herfürgekrochen, item Dn. Consul vom Wagen gesprun¬ gen und herbeigeloffen laut den Junker scheltende und fragende: aus was Macht und Zuversicht er solches thäte, da er zuvor doch diese gottlose Hexe selbsten verdammet?
viel habe ich mich umb ſie gegrämet, aber ich kunnte ſie nicht retten, dieweil ich, wie ſie ſelbſten in Ketten gelegen hab, was ſie mir auch wohl anſehen wird.“
Aber mein Töchterlein kunnte ihm kein Wörtlein Ant¬ wort geben, beſondern fiel für Freuden abereins in Un¬ macht, kam aber alsbald, da mein lieber Gevatter noch etwas Fürrath an Wein hatte, wieder bei ſich. Unter¬ deſſen aber that mir der liebe Junker Unrecht, was ich ihm aber gerne verzeihen will. Denn er ſchnarchete mich an und nannte mich ein altes Weib, das Nichtes künnte als heulen und wehklagen. Warumb ich nit alſogleich dem ſchwediſchen König nachgereiſet wäre, oder warumb ich nicht ſelbſten nacher Mellenthin gekommen und ſein Gezeugnüß mir gehohlet, da ich ja wüßte, was er von denen Hexen dächte? (Ja, du lieber Gott, wie konnte ich anders, als dem Richter gläuben, ſo dort geweſen war. Das hätten wohl mehr Leut gethan, denn alte Weiber; aber an den ſchwediſchen König hatte ich keine Gedanken, und, Lieber ſage, wie hätte ich auch zu ihm reiſen und mein eigen Kind verlaſſen mögen! Aber ſol¬ ches bedenken junge Leute nicht, dieweil ſie nit wiſſen, wie einem Vater zu Muthe.)
Nunmehro war aber Dn. Camerarius, da er ge¬ höret, daß es der Junker ſei, wieder unter dem Stroh herfürgekrochen, item Dn. Consul vom Wagen geſprun¬ gen und herbeigeloffen laut den Junker ſcheltende und fragende: aus was Macht und Zuverſicht er ſolches thäte, da er zuvor doch dieſe gottloſe Hexe ſelbſten verdammet?
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viel habe ich mich umb ſie gegrämet, aber ich kunnte
ſie nicht retten, dieweil ich, wie ſie ſelbſten in Ketten
gelegen hab, was ſie mir auch wohl anſehen wird.“
Aber mein Töchterlein kunnte ihm kein Wörtlein Ant¬
wort geben, beſondern fiel für Freuden abereins in Un¬
macht, kam aber alsbald, da mein lieber Gevatter noch
etwas Fürrath an Wein hatte, wieder bei ſich. Unter¬
deſſen aber that mir der liebe Junker Unrecht, was ich
ihm aber gerne verzeihen will. Denn er ſchnarchete mich
an und nannte mich ein altes Weib, das Nichtes künnte
als heulen und wehklagen. Warumb ich nit alſogleich
dem ſchwediſchen König nachgereiſet wäre, oder warumb
ich nicht ſelbſten nacher Mellenthin gekommen und ſein
Gezeugnüß mir gehohlet, da ich ja wüßte, was er von
denen Hexen dächte? (Ja, du lieber Gott, wie konnte
ich anders, als dem Richter gläuben, ſo dort geweſen
war. Das hätten wohl mehr Leut gethan, denn alte
Weiber; aber an den ſchwediſchen König hatte ich keine
Gedanken, und, Lieber ſage, wie hätte ich auch zu ihm
reiſen und mein eigen Kind verlaſſen mögen! Aber ſol¬
ches bedenken junge Leute nicht, dieweil ſie nit wiſſen,
wie einem Vater zu Muthe.)
Nunmehro war aber Dn. Camerarius, da er ge¬
höret, daß es der Junker ſei, wieder unter dem Stroh
herfürgekrochen, item Dn. Consul vom Wagen geſprun¬
gen und herbeigeloffen laut den Junker ſcheltende und
fragende: aus was Macht und Zuverſicht er ſolches thäte,
da er zuvor doch dieſe gottloſe Hexe ſelbſten verdammet?
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Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meinhold_bernsteinhexe_1843/281>, abgerufen am 24.11.2024.
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