liche Gott unsere Hoffnung aufs Neue zu Wasser ge¬ macht, wieder auf den Wagen steigen, und der Büttel flätschete die Zähne für Grimm, als er die Stricke aus der Taschen hohlete, umb mein armes Töchterlein aber¬ eins an die Leiter zu binden. Hohlete dannenhero, da ich leichtlich es ihm ansehen kunnte, was er im Sinne hätte, zween Schreckensberger aus meiner Taschen und bliese ihm in das Ohr: "macht es gnädig, sie kann Euch ja nimmermehr fortlaufen, und helfet Ihr ihr nach¬ gehends recht bald zu Tode, so söllet Ihr annoch zehn Schreckensberger von mir haben!" Solches half, und wie¬ wohl er für dem Volk sich gestellete, als hohlete er tüchtig an, dieweil es aus allen Kehlen schriee: "hahl düchtig, hahl düchtig!" bund er ihre Händekens in Wahrheit doch gelinder, denn früher und zwar, ohne sie an der Leiter feste zu machen, hackete aber wiederumb hinter uns mit dem blan¬ ken Schwert auf, und nachdeme Dn. Consul nunmehro ein lautes: "Gott der Vater wohn' uns bei" gebetet, auch der Custos wiederumb ein neu Lied angefangen, (weiß nicht mehr, was er gesungen, mein Töchterlein weiß es auch nit mehr) ging es nach dem Willen des uner¬ forschlichen Gottes weiter, und zwar also, daß Ein ehr¬ sam Gericht nunmehro vorauf fuhr, alles Volk aber zu unserer Freude nachblieb, so wie auch die Kerls mit den Forken ein gut Ende hinter uns trottireten, dieweil der Amtshaubtmann todt war.
liche Gott unſere Hoffnung aufs Neue zu Waſſer ge¬ macht, wieder auf den Wagen ſteigen, und der Büttel flätſchete die Zähne für Grimm, als er die Stricke aus der Taſchen hohlete, umb mein armes Töchterlein aber¬ eins an die Leiter zu binden. Hohlete dannenhero, da ich leichtlich es ihm anſehen kunnte, was er im Sinne hätte, zween Schreckensberger aus meiner Taſchen und blieſe ihm in das Ohr: „macht es gnädig, ſie kann Euch ja nimmermehr fortlaufen, und helfet Ihr ihr nach¬ gehends recht bald zu Tode, ſo ſöllet Ihr annoch zehn Schreckensberger von mir haben!“ Solches half, und wie¬ wohl er für dem Volk ſich geſtellete, als hohlete er tüchtig an, dieweil es aus allen Kehlen ſchriee: „hahl düchtig, hahl düchtig!“ bund er ihre Händekens in Wahrheit doch gelinder, denn früher und zwar, ohne ſie an der Leiter feſte zu machen, hackete aber wiederumb hinter uns mit dem blan¬ ken Schwert auf, und nachdeme Dn. Consul nunmehro ein lautes: „Gott der Vater wohn’ uns bei“ gebetet, auch der Custos wiederumb ein neu Lied angefangen, (weiß nicht mehr, was er geſungen, mein Töchterlein weiß es auch nit mehr) ging es nach dem Willen des uner¬ forſchlichen Gottes weiter, und zwar alſo, daß Ein ehr¬ ſam Gericht nunmehro vorauf fuhr, alles Volk aber zu unſerer Freude nachblieb, ſo wie auch die Kerls mit den Forken ein gut Ende hinter uns trottireten, dieweil der Amtshaubtmann todt war.
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liche Gott unſere Hoffnung aufs Neue zu Waſſer ge¬
macht, wieder auf den Wagen ſteigen, und der Büttel
flätſchete die Zähne für Grimm, als er die Stricke aus
der Taſchen hohlete, umb mein armes Töchterlein aber¬
eins an die Leiter zu binden. Hohlete dannenhero, da
ich leichtlich es ihm anſehen kunnte, was er im Sinne
hätte, zween Schreckensberger aus meiner Taſchen und
blieſe ihm in das Ohr: „macht es gnädig, ſie kann
Euch ja nimmermehr fortlaufen, und helfet Ihr ihr nach¬
gehends recht bald zu Tode, ſo ſöllet Ihr annoch zehn
Schreckensberger von mir haben!“ Solches half, und wie¬
wohl er für dem Volk ſich geſtellete, als hohlete er tüchtig
an, dieweil es aus allen Kehlen ſchriee: „hahl düchtig,
hahl düchtig!“ bund er ihre Händekens in Wahrheit doch
gelinder, denn früher und zwar, ohne ſie an der Leiter feſte
zu machen, hackete aber wiederumb hinter uns mit dem blan¬
ken Schwert auf, und nachdeme Dn. Consul nunmehro
ein lautes: „Gott der Vater wohn’ uns bei“ gebetet, auch
der Custos wiederumb ein neu Lied angefangen, (weiß
nicht mehr, was er geſungen, mein Töchterlein weiß es
auch nit mehr) ging es nach dem Willen des uner¬
forſchlichen Gottes weiter, und zwar alſo, daß Ein ehr¬
ſam Gericht nunmehro vorauf fuhr, alles Volk aber zu
unſerer Freude nachblieb, ſo wie auch die Kerls mit den
Forken ein gut Ende hinter uns trottireten, dieweil der
Amtshaubtmann todt war.
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Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meinhold_bernsteinhexe_1843/274>, abgerufen am 24.11.2024.
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