Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843.Volk draußen schriee nach: Zeter über die vermaledeyete Nunmehro ging auch schon die Thüre auf, und trat Hierauf sprach er Maria Schweidlerin komm für Und als wir uns mit Noth durch das viele Volk durch¬ 16
Volk draußen ſchriee nach: Zeter über die vermaledeyete Nunmehro ging auch ſchon die Thüre auf, und trat Hierauf ſprach er Maria Schweidlerin komm für Und als wir uns mit Noth durch das viele Volk durch¬ 16
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0257" n="241"/> Volk draußen ſchriee nach: Zeter über die vermaledeyete<lb/> Hexen! — Als ich ſolches hörete fiel ich gegen die Wand<lb/> aber mein ſüßes Kind ſtrakete mir mit ihren ſüßen Hän¬<lb/> deleins meine Wangen und ſprach: Vater, Vater ge¬<lb/> denket doch, daß das Volk über den unſchuldigen Je¬<lb/> ſum auch kreuzige, kreuzige! geſchrieen, ſollten wir den<lb/> Kelch nicht trinken, den uns unſer himmliſcher Vater<lb/> gegeben hat? —</p><lb/> <p>Nunmehro ging auch ſchon die Thüre auf, und trat<lb/> der Büttel unter eim großen Tumult des Volks herein<lb/> ein blankes ſcharfes Schwerdt in ſeinen Händen tra¬<lb/> gende, neigete es dreimal vor meinem Töchterlein und<lb/> ſchriee: „Zeter über die vermaledeyete Hexe Maria<lb/> Schweidlerin, daß ſie von dem lebendigen Gotte abge¬<lb/> fallen!“ und alles Volk auf der Dielen und draußen<lb/> ſchriee ihm nach ſo laut es kunnte: „Zeter über die ver¬<lb/> maledeiete Hexe!“</p><lb/> <p>Hierauf ſprach er Maria Schweidlerin komm für<lb/> Ein hochnoth-peinliches Halsgericht, worauf ſie ihme mit<lb/> uns beiden elenden Männern folgete (denn <hi rendition="#aq">Pastor Ben¬<lb/> zensis</hi> war nicht weniger geſchlagen als ich ſelbſten)<lb/> die alte Magd aber blieb für todt auf der Erden liegen.</p><lb/> <p>Und als wir uns mit Noth durch das viele Volk durch¬<lb/> gedränget, blieb der Büttel vor dem offenen Gerichts¬<lb/> zimmer ſtehen ſenkete abermahlen ſein Schwert vor meim<lb/> Töchterlein und ſchriee zum dritten Mal: „Zeter über<lb/> die vermaledeyete Hexe Maria Schweidlerin daß ſie von<lb/> dem lebendigen Gotte abgefallen!“ und alles Volk wie<lb/> <fw place="bottom" type="sig">16<lb/></fw> </p> </div> </body> </text> </TEI> [241/0257]
Volk draußen ſchriee nach: Zeter über die vermaledeyete
Hexen! — Als ich ſolches hörete fiel ich gegen die Wand
aber mein ſüßes Kind ſtrakete mir mit ihren ſüßen Hän¬
deleins meine Wangen und ſprach: Vater, Vater ge¬
denket doch, daß das Volk über den unſchuldigen Je¬
ſum auch kreuzige, kreuzige! geſchrieen, ſollten wir den
Kelch nicht trinken, den uns unſer himmliſcher Vater
gegeben hat? —
Nunmehro ging auch ſchon die Thüre auf, und trat
der Büttel unter eim großen Tumult des Volks herein
ein blankes ſcharfes Schwerdt in ſeinen Händen tra¬
gende, neigete es dreimal vor meinem Töchterlein und
ſchriee: „Zeter über die vermaledeyete Hexe Maria
Schweidlerin, daß ſie von dem lebendigen Gotte abge¬
fallen!“ und alles Volk auf der Dielen und draußen
ſchriee ihm nach ſo laut es kunnte: „Zeter über die ver¬
maledeiete Hexe!“
Hierauf ſprach er Maria Schweidlerin komm für
Ein hochnoth-peinliches Halsgericht, worauf ſie ihme mit
uns beiden elenden Männern folgete (denn Pastor Ben¬
zensis war nicht weniger geſchlagen als ich ſelbſten)
die alte Magd aber blieb für todt auf der Erden liegen.
Und als wir uns mit Noth durch das viele Volk durch¬
gedränget, blieb der Büttel vor dem offenen Gerichts¬
zimmer ſtehen ſenkete abermahlen ſein Schwert vor meim
Töchterlein und ſchriee zum dritten Mal: „Zeter über
die vermaledeyete Hexe Maria Schweidlerin daß ſie von
dem lebendigen Gotte abgefallen!“ und alles Volk wie
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Zitationshilfe: | Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meinhold_bernsteinhexe_1843/257>, abgerufen am 16.07.2024. |